Samstag, April 27, 2024

Eschenbach – Eschenbach

Irgendwann im Jahre 2005, gründete der Münchner Gitarrist Philipp Eschenbach zusammen mit Uschi-Glas-Sohn Ben Tewaag die Band Ultime Ratio Regis. Die Band tourte zwar hin und wieder durch Deutschland, erntete aber trotz vermeintlichem Promi-Bonus in der Band, nur bedingt Ruhm. Währenddessen hatte Ben in der Öffentlichkeit für den ein oder anderen Skandal gesorgt und letztlich die Band verlassen. Mit seinem Umzug nach Frankfurt hatte er der Band jedoch ein wertvolles Vermächtnis vermacht, nämlich den Kontakt zu Ex-Onkel Stephan Weidner, der hier reichlich Potenzial gesehen hat und sich der Band kurzerhand als Produzent und Mentor unter seine Fittiche genommen hat. Durch diese neue Konstellation wurde aus der Band schlicht und einfach Eschenbach – benannt nach dem Familiennamen des Gründers Philipp.

Ein neuer und relativ unbekannter Sänger mit dem Namen Riitchy Schwarz war schnell gefunden. Riitchy’s raue Stimme ist äußerst wandelbar und verwandelt die Songs „Schwarze Löcher“, „Allein“, oder auch „Selbstmedikation“ in eine Mixtur aus düster und depressiv bis bin hin zu amtlichen Rocknummern.

Mit der Bekanntgabe des ersten selbstbetitelten Album Eschenbach’s wurde ordentlich die Werbetrommel gerührt und auch die Gerüchteküche brodelte. So hatte sich nicht nur Stephan Weidner selbst mit einer Hand voll eigener Texte auf dem Album platziert, sondern hatte auch Ex-Onkel Kevin Russell für den Song „Halt aus“ vorgesehen. Die Gründe für den Absprung blieben im Dunkeln, sollten aber jedem der die Schlagzeilen in der Presse aufmerksam verfolgt hat, nachvollziehbar sein.

Als weiteren Gastsängerin wurde Skew Siskins Nina C. Alice für „Bist Du Deutschland?“ ins Boot geholt, die dem Song mit ihrer markanten Rockröhre eine besondere Note verleiht. Und da Ben Tewaag ohnehin gerade in Frankfurt verweilte, bekam er doch noch eine Einladung ins Studio23 und somit die Gelegenheit seine Songs „Warum Nur?“ und „Russisch Roulette“ auf dem Album beizusteuern. Letzteren von Beiden Songs war mir bereits in Ben’s ursprünglichen Versionen bekannt, die mir persönlich aufgrund der puristischen Art und Härte deutlich besser gefiel und in dieser Version etwas sehr Aalglatt rüberkommt.

Besonders frisch und positiv klingt der Titel „Frag Dich Selbst“, der von der Frankfurter Sängerin Yen gesungen wird und ähnlich chillig wie eine Nummer von Casandra Steen daherkommt.

Wer fehlt noch? Na klar, der Produzent höchstpersönlich, der die beiden Titel „Halt Aus“ und „Mach’s Gut“ zum Besten gibt, wobei man anmerken sollte, dass die beiden Nummern auch nahtlos auf sein Der W Solo-Album „Schneller, Höher, Weidner“ Platz gefunden hätten.

Insgesamt liefert Eschenbach mit ihrem Debutalbum sauber produzierten Deutschrock auf hohem Niveau und mit intelligenten Songtexten und aufgrund wechselnder Interpreten einen äußert mächtigen Soundtrack für die unterschiedlichsten Gefühlswelten. Was auf der Strecke bleibt sind lediglich die Charakterzüge der Band und somit was die Band auf Dauer ausmachen soll. So bleibt zu hoffen, dass es Philipp und seine Mannen über kurz oder lang aus dem Fahrwasser der Onkelz freischwimmen, um somit durch Eigenständigkeit überzeugen zu können.

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