The Busters im Interview
The Busters im Interview

Sie standen bereits zusammen mit internationalen Szenegrößen wie Laurel Aitken und Bad Manners vor über 30 Jahren auf der Bühne. Ebenso gab es gemeinsame Projekte mit Farin Urlaub (mit und ohne sein Racing Team), um nur eines der erfolgreicheren aufzuführen.

Die Rede ist von „The Busters„, die seit 1987 ununterbrochen den Ska in der deutschen Kulturlandschaft etablieren und deren Bandmitglieder Joe, Rob und Stephan im Vorfeld ihres Tournee-Abschlussgigs im Karlstorbahnhof Heidelberg unserem Redakteur Sveni berichten, warum „Herrenmenschen“ und andere Menschenfeinde kein Ska hören sollten und weshalb Mexiko immer eine Reise wert ist. 

Pressure: Habt ihr eigentlich mitgezählt, wie oft Ihr in Eurer Bandgeschichte bereits in Heidelberg gespielt habt? 

Rob: Das waren unfassbar viele Konzerte. Früher haben wir regelmäßig 1-2 Konzert pro Jahr gegeben, vor allem im Schwimmbad Musik Club. Dann gab es dort noch Festivals, auf denen wir ebenfalls aufgetreten sind. Später haben wir dann einmal in der Halle02 gespielt und seit einiger Zeit ist der Karlstorbahnhof unsere Location in Heidelberg. Ich gehe also insgesamt von mindestens 60 Busters-Konzerten in Heidelberg aus, es waren bestimmt aber eher 70-80 Konzerte.

Pressure: Mischt sich, neben die Vorfreude, auch ein bisschen Wehmut, und zwar aus dem Grund, dass wahrscheinlich nicht mehr genauso viele Konzerte folgen werden?

Stephan: Wir sagt denn so was? Nein, im Ernst, wir genießen jedes Konzert und denken dabei nicht an die nächsten Touren, nicht einmal an das nächste Konzert, das folgt.

Pressure: Gerald, Ex-Musiker der Ska-Band „No Sports“ berichtet im Buch „Ska im Transit“ von den Anfangstagen des Ska in Deutschland, als Heidelberg ein Aushängeschild in Süddeutschland für Konzerte gewesen ist und darüber, wie er eines Eurer ersten Konzerte erlebte.
Was denkt ihr, wenn ihr die Konzerte in euren Anfangstagen mit heute vergleicht, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede fallen euch ein?

Rob: Es gab damals relativ viele Festivals, auf denen viele Ska-Bands aus Deutschland wie „No Sports„, „Skaos“ „The Braces„, „Ngobo Ngobo“ oder natürlich „The Busters“ aufgetreten sind. Oftmals folgte dann noch ein Top-Act wie „Band Manners“ oder „Laurel Aitken„. Diese Zusammenkünfte sorgten dafür, dass damals eine richtige Szene entstehen konnte. Auch unsere Band hat hier ihre „Sporen“ verdient und viele Kontakte zu anderen Bands und Fans geknüpft, die teilweise bis zum heutigen Tag Bestand haben. 

Pressure: Wie würdet ihr diese Szene, welche damals in den Anfangstagen dem Ska lauschte, beschreiben?

Rob: Es gab gerade in den Anfangstagen einige Nazi-Skins, die versucht haben unsere Konzerte zu stören. Unsere Antwort bestand darin, uns auf T-Shirts das Statement „Ska against Rascism“ drucken zu lassen und diese während der Auftritte zu tragen. Damit haben wir bestimmt zur antirassistischen Ausrichtung der Szene beigetragen, die eine Musik liebt und verehrt, welche jamaikanische Wurzeln in sich trägt. Und die Reaktionen kamen prompt. Fortan galten wir bei einigen Menschenfeinden als die „Verräter-Schweine“. Nazi-Skins versuchten Ende der 80er bzw. in den Wendejahren unsere Konzerte zu boykottieren. Ein paar Mal flogen während unserer Auftritte Flaschen auf die Bühne, vor den Clubs lieferten sich Neo-Nazis mit Punks Schlägereien. Es gab Veranstalter, die uns nicht mehr buchten, da sie keine Lust auf den zu erwartenden Stress hatten.

Stephan: Ska war in den Anfangstagen bei unpolitischen und rechtsoffenen Skinheads recht beliebt, da diese Lust auf Party, Bier und Tanzen hatten und diese Dinge auch auf Ska-Konzerten zelebrieren konnten. Sie haben sich wohl nicht wirklich gefragt, woher die Musik eigentlich kam, die sich da gerade hörten und zu der sie tanzten.  Ska war, ist und wird niemals Musik für Herrenmenschen sein. Zum Glück gab es dann viele Skinheads, die sich zu Beginn der 90er Jahre vom rechten Mob abgrenzten, indem sie sich SHARP oder den Redskins anschlossen. Wir lernten recht schnell, anhand welcher optischen Merkmale man sie voneinander unterscheiden konnte. Im Nachhinein kann man sagen, dass das Ganze eine Scheißzeit für uns als Band gewesen ist.

Rob: Bei meiner ersten deutschlandweiten Tour mit der Band 1989 dachte ich oft daran, wie viel geiler alles ohne diese Grabenkämpfe und Vollidioten von der rechten Seite hätte sein können. Aber für uns stand immer fest: Menschenrechte sind keine Politik, sondern selbstverständlich und niemals verhandelbar!

Stephan: Immerhin konnte man damals die Menschenfeinde anhand ihrer Kleidung als solche erkennen. Das ist heute, nach Auflösung und Vermischung der einzelnen Szenen und vor allem durch die sozialen Medien viel schwerer möglich. Das alles ist heute diffuser, schwerer greifbar und damit gefährlicher.

Rob: Wir erleben, dass der Rassismus seit einigen Jahren in den Mainstream schwappt und verstehen das als Auftrag, uns wieder zu diesem Thema zu äußern. Wir werden wieder laut, unter anderem mit dem Song „Wehrt euch!“, der den ersten Shitstorm auf Social Media verursachte.

Joe: Wir haben uns bewusst dafür entschieden, diese Kommentare, egal ob sie von realen Menschen oder von Bots gepostet wurden,  nicht zu löschen, sondern stehen zu lassen, damit die Menschen um uns herum sehen dass die Gefahr von rechts real ist!

Stephan: Fakt ist, wir werden Menschen mit rechten Einstellungen nicht durch unsere Aktionen ändern können. Das funktioniert nicht, aber wir haben schon viel erreicht, wenn der eine oder andere über ein paar Dinge mal nachdenkt und vor allem die Meinung des Gegenübers zulässt und nicht gleich als „Fake News“ abkanzelt.

Pressure: Ihr seid bekannt dafür, euch auch zu anderen gesellschaftlich relevanten Themen zu äußern und aktiv zu werden. Wie kam es dazu, dass ihr den Bau einer Schule in Äthiopien unterstützt?

Rob: Die Idee kommt von Jens Schramm, einem guten Bekannten aus Berlin, der uns vor vier Jahren fragte, ob wir das Projekt beim Verkauf der Eintrittskarten zu unseren Konzerten unterstützen möchten. Also wird direkt beim Ticketverkauf automatisch ein Euro an das Projekt weitergeleitet. Der Fan zahlt für seinen Eintritt den gleichen Betrag und tut darüber hinaus noch etwas Gutes. Mit den Spenden wird übrigens nicht nur der Neubau der Schule, sondern auch Einrichtungsgegenstände wie Stühle und Tische und sogar Lernmittel für die Schülerinnen und Schüler finanziert. Wer sich über das Projekt weiter informieren und vielleicht sogar unterstützen will, findet u.a. auf  www.eineweltstadt.berlin mehr Infos.

Pressure: Und die Einweihungsparty der Schule findet dann mit einem Konzert der Busters statt?

Rob: Eine schöne Idee, vielleicht findet sich ein Sponsor…Unsere Konzertreisen ins Ausland waren bis jetzt fast immer Drahtseilakte, aber es gab auch Ausnahmen. In Venezuela wurden wir zum Beispiel durch das Auswärtige Amt eingeladen, ein Konzert zum Jubiläumstag des südamerikanischen Freiheitskämpfers Simón Bolívar  zu spielen. 2004 gaben wir Konzerte in Japan und wurden dabei finanziell von einer humanitären Hilfsorganisation, Playmobil und Haribo unterstützt. Eine unglaubliche Kombination. Andere Konzertreisen finanzierten und organisierten wir selbst, z.B. die nach Mexiko.

Stephan: Zu unserem letzten Mexiko-Gig sind wir 1000 km quer durch die Wüste in einem alten Bus gefahren worden. Auf einem Ska-Festivals sollten wir vor etwa 2500 Zuschauern als Headliner spielen. Wir waren absolut aufgeregt und voller Vorfreude. Leider war es extrem schwierig, mit den örtlichen Technik-Crew zu kommunizieren, weshalb wir dann auf der Bühne einen schrecklichen Sound hatten und es schwierig war entspannt zu performen. Aber wir haben es professionell durchgezogen und haben dem Publikum ein schönes Konzert präsentiert!

Rob: Direkt nach dem Konzert hat uns der gleiche Busfahrer dann wieder die 1000 km zurückgefahren. Welch ein Erlebnis!

Pressure: Werdet ihr es dann zu eurem nächsten Bandjubiläum eher etwas ruhiger angehen lassen? 

Stephan: Keinesfalls! Wenn morgen wieder die Anfrage kommen sollte, ob wir  in Mexiko spielen wollen, wären wir sofort dabei. Diese Konzerte sind gerade wegen ihrer Dynamik und Unberechenbarkeiten das Salz in der Suppe und bleiben unvergessen.

Das Interview mit The Busters führte Sveni im März 2024

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