Dienstag, April 23, 2024

Radio Dead Ones Interview mit Beverly Crime über das neue Album „AAA“

Die RADIO DEAD ONES aus Berlin touren seit Bandgründung vor  knapp 10 Jahren quer durch Europa. Neben einer England-Tour steht dieses Jahr außerdem die Veröffentlichung ihres neuen Albums an. Pressure Magazine traf Sänger Beverly Crime um ihn über das neue Album „AAA“ und die Pläne der Band im Jahr 2011 zu befragen.

Hey Bev – Als Sänger der RADIO DEAD ONES würde ich dich bitten, unseren Lesern deine Band vorzustellen …

Bev: Wir sind ’ne Punk-Rock-Band aus Berlin. Unsere Besetzung ist ganz klassich; Gitarre spielt mein Bruder Rik, Bass spielt Ändru, am Schlagzeug sitzt „TV„, der übrigens so von uns genannt wird, weil er leider fernsehsüchtig ist, und ich bin der Bev und beschäftige mich mit dem Gesang. Kennen tun wir uns alle vier schon seit Kindertagen.

Ihr gebt Berlin als euren Heimatort an. Kommen alle Bandmitglieder ursprünglich aus der Hauptstadt und in welche Stadtteile habt ihr euch dort einquartiert?

Bev: Berlin ist seit mittlerweile gut 10 Jahren unsere Heimat. Ursprünglich stammen wir aus Magdeburg in Sachsen-Anhalt, sind also Ossis. Dort sind wir zusammen abgehauen, weil uns die Stadt keine Chance gab irgendwie mit der Musik weiterzukommen. Auch jobmäßig gab es dort keine Möglichkeit irgendwas Gescheites zu finden. Der Umzug nach Berlin war jedoch schon viel früher klar, als Kiddies sind wir am Wochenende regelmäßig mit dem Wochenendticket nach Berlin gefahren, um Platten zu kaufen und zu Konzerten zu gehen. Jetzt wohnen wir alle in verschiedenen Stadtteilen Berlins. Durch regelmäßiges Umziehen haben wir schon alle Stadtteile durch: Kreuzberg, Friedrichshain, Treptow, Lichtenberg….

Gegründet habt ihr die Band im Jahr 2002, was hat es mit eurem Bandnamen „Radio Dead Ones“ auf sich?

Bev: Das liegt soweit zurück und vor allen Dingen entstand der Name in einer Zeit, in der wir uns fast non-stop im Delirium befanden. Es ging uns mehr ums exzessive Feiern als zum Beispiel die Message im Namen. Radio Dead Ones klingt gut und deshalb haben wir ihn gewählt.

Im Frühjahr soll euer neues Album erscheinen. Wie laufen die Arbeiten bisher und was könnt ihr uns jetzt schon darüber verraten?

Bev: Wir haben lange an diesem Album gesessen – sind aber mittlerweile fertig. Auch Mix und Master sind durch. Das Artwork macht ein Kumpel von uns aus London, was uns inzwischen auch schon vorliegt. Somit ist alles bereit, um zu erscheinen.

Leider sind nun ganze 3 Jahre zwischen dem ersten und dem zweiten Album vergangen. Das liegt daran, weil wir versuchen alles selbst zu machen. Wir gehen nicht ins Studio, um aufzunehmen – haben somit auch keinen Zeitdruck. Es läuft alles bei uns im Proberaum ab. Jeden Tag nach der Arbeit treffen wir uns dort und nehmen auf. Da bist du natürlich immer von den äußeren Einflüssen des Alltags umgeben und kannst nur schwer mit professioneller Geradlinigkeit vorgehen. Erscheinen wird unser neues Album Mitte April und wird den Titel „AAA“ tragen.

Für was steht die Abkürzung „AAA“ und wie kommt der Titel zustande?

Bev: Es ging uns darum den Titel kurz und knackig zu halten, da es schwierig ist für alle Songs eine Hookline zu finden. Eine Bedeutung für „AAA“ ist „Alive And Awake“, soll zeigen dass wir immer noch völlig heiss darauf sind unser Ding durchzuziehen.  Die zweite Bedeutung ist darauf zurückzuführen, dass wir alle damals hinter dem Eisernen Vorhang zur Welt kamen. Das damalige Ministerium für Staatssicherheit (MFS) hatte eine sogenannte „A-Liste“ auf der standen die Feindbilder des Regimes:  Außenseiter, Anpassungsunwillige, Asoziale, Alternative, Arbeitslose, Alkoholiker und so weiter … Daran angelehnt ist „AAA“ ein ganz cooler Titel für ’ne Platte finden wir.

Was erwartet die Hörer von den der neuen Songs?

Bev: Die Platte ist härter und rockiger als unsere erste Scheibe geworden, das war aber auch von Anfang so von uns gewollt. Ein paar Songs haben wir bei den Shows der letzten Monate live getestet und die haben so gut funktioniert, dass ich denke wir haben da ’ne ganz gute Platte am Start.

Im Februar 2010 ist eure EP „Berlin City“ mit dem gleichnamigen Song erschienen, quasi als Ode an die Stadt! Wie kam es zu dieser Idee und wie kam es zur Zusammenarbeit mit Köfte deVille von „Mad Sin“?

Bev: Den Song haben wir ursprünglich nur in englischer Version live gespielt. Viele Leute sind damals darauf angesprungen, weil der Text sehr einfach und plakativ ist. Auf leicht ironische Weise wird Berlin als die Stadt beschrieben, die besser als New York ist und eigentlich auch besser als jede andere x-beliebige Stadt. Klar, in Berlin geht viel ab und das auch noch echt billig, wenn du das mit anderen Großstädten Europas vergleichst. Das ist auch der Grund warum viele Leute hier her ziehen.

Ja und das mit Köfte war ’ne Sache, die wir schon lange vorhatten und als es dann plötzlich mal’ne deutsche Nummer gab, war klar dass das genau der richtige Song für sowas ist. Köfte und die anderen Mad Sin Jungs sind Kumpels seit vielen vielen Jahren. Deren Gitarrist (Stein) hat damals unsere ersten Bandfotos geschossen, wir haben mit den Jungs live gespielt und haben viel viel zusammen gefeiert. Und Valle spielt mit einem Kontrabass auch eine Nummer auf unserem neuen Album.

Für den Sampler „A Tribute to Cock Sparrer … Belong To Us“ habt ihr den Song „Battersea Bardot“ aufgenommen. Was bedeutet euch die Band und wie steht ihr zu Oi! und Skinhead-Szene?

Bev: Um ehrlich zu sein bin ich nicht DER große Cock Sparrer Die-Hard-Fan. Die haben echt’ne Menge guter Songs und sind mit ihrer langen Geschichte eine absolute Institution. Es ist gigantisch wieviele Leute die mobilisieren. Oi! und Skinhead Bands sind das womit wir alle angefangen haben. Auf den meisten Konzerten, die wir als Teenies in Magdeburg besucht hatten, haben solche Bands gespielt. Wir hatten auch dementsprechend viel Freunde in der Szene. Ich denke, dass diese Szene aber nur noch selten wirklich gute Bands vorbringt. Wenn ich mich mit Skinheads auf unseren Konzerten unterhalte, kommt oft bei einigen Leuten durch, dass die Glatze und die Harrington die einzigen Bezugspunkte zum Skinhead-Sein sind. Leider ist dieser ganze Kult ziemlich verkommen und OI! wird viel zu oft missbraucht, um politische Extreme zu ignorieren und zusammen saufen zu können.

Eure Körper sind teilweise stark von Tätowierungen verziehrt. Was bedeuten euch eure Tattoos und was verbindet ihr damit?

Bev: Tattoos waren damals in der Ost-Provinz ’n echtes Statement. Wir wollten uns abgrenzen und zeigen dass die graue Routine nicht unser Ding ist. Das ist ja heutzutage fast schon eher umgekehrt, es ist ja mittlerweile ein Must-Have, was die ganze Sache natürlich uninteressant macht. Jeder Bänker-Typ hat doch mittlerweile ’n Tattoo unter seinem Anzug.

Ich kenne auch viele coole Leute, die gar keine Tattoos haben und umgekehrt auch viele Wixer, die vollgeballert sind mit Tinte. Ich denke nicht mehr viel über Tattoos nach. Hab mich auch lang nicht mehr stechen lassen.

Ihr habt bereits mit Bands wie Agnostic Front, Born To Lose, Dropkick Murphys oder auch Die Toten Hosen die Bühne geteilt. Gibt es eine besonders skurille oder lustige Geschichte, die ihr bei einer Show mit diesen Bands erlebt habt?

Bev: Skurrile Dinge passieren auf Tour fast täglich, darum ist es auch ’ne echte Sucht geworden unterwegs zu sein. Die erste Show mit Dropkick Murphys in Saarbrücken war bizarr. Wir hatten keine genaue Vorstellung wie viele Leute zu deren Shows kommen und als wir dann überraschend vor 2500 Leuten standen war das schon strange.

Dann gab es im letzten Jahr auf der Tour mit den Street Dogs die Situation, dass Tobi deren Gitarrist nach der Show in Eindhoven ein paar Häuser weiter zu ’nem Tätowierer gegangen ist und sich groß unseren Band-Namen stechen lassen hat. Oder mit Born To Lose haben wir in Finland gespielt. Dort gab es einen Ort, wo uns die Leute völlig erfreut erzählt haben, dass es dort erst zwei Konzerte gegeben hat mit ausländischen Künstlern. Und Deutsche hätten sie dort noch nie gehabt. Naja und sehr skurril war es auch mit den Toten Hosen vor 12.000 Leuten in Düsseldorf zu spielen.

Was sind eure Pläne für das Jahr 2011, neben der Veröffentlichung des neuen Albums?

Bev: Wir wollen natürlich so viele Shows wie möglich spielen. Im März werden wir ein paar Shows in Italien spielen und dort auch einen Video-Clip drehen. Im Mai steht ’ne zweiwöchige Tour in England an und Anfang Juni werden wir unsere große Record-Release-Party machen und dort dann nach ganzen 13 Monaten das erste mal wieder in Berlin spielen. Und im Dezember machen wir dann wieder Live-Pause um das nächste Album in Angriff zu nehmen.

Hier sind die vorläufigen Termine für die Radio Dead Ones Tour 2011:

5.3. D-Hannover, Chez Heinz
17.3. CZ-Praha, Rock Cafe
18.3. D-Dresden, Chemiefabrik
19.3. D-Bamberg, Sounds N Arts
20.3. CH-Basel, Sommercasino
23.3. IT-Sulmona, Last Demolition Fest
24.3. IT-Verona, Jack The Ripper
25.3. tba
26.3. D-Donauwörth, JuZe

Vielen Dank für das Interview, die letzten Worte gehören euch!

Bev: Es wär geil, wenn ihr einfach mal vorbeischaut, wenn wir bei euch in der Nähe spielen. Wir freuen uns über Jeden, der uns auf unseren Shows besucht. Schön sauber bleiben, danke und bis bald.

Interview von Florian Puschke im Januar 2011

Mehr zu Radio Dead Ones:

Konzertfotos bei Pressure: Radio Dead Ones – Mau Club, Rostock – 26.04.2010

Offizielle Homepage: www.radiodeadones.de

MySpace Seite: www.myspace.com/radiodeadones

Bilder: Christian Wagner für Radio Dead Ones

Hey Rockstar Community - Wir wollen deine Meinung:

Pressure Magazine
Pressure Magazine ist ein Online-Musikmagazin, das sich auf die rockige Musikszene spezialisiert hat. Unsere Autoren sind leidenschaftliche Musikfans und liefern dir Artikel, Rezensionen, Interviews und Ankündigungen zu bevorstehenden Musikveranstaltungen. Unser Ziel ist es, dich als Musikfan auf dem Laufenden zu halten und dir eine Plattform für Feedback, Anfragen und Kommentare zu bieten.

Ähnliche Themen

The Busters: „Wir werden wieder laut!“ (Interview)

Sie standen bereits zusammen mit internationalen Szenegrößen wie Laurel Aitken und Bad Manners vor über 30 Jahren auf der Bühne. Ebenso gab es gemeinsame...

TRiPKiD: Ein tiefer Einblick in das Debüt-Album

Am 1. März veröffentlichte TRiPKiD ihr gleichnamiges Debütalbum, nachdem bereits einige Singles im Vorfeld erschienen waren. Darunter war auch der Song "Unsere Schwestern", der...

Quinton Kufahl: Schlagzeuger mit Leidenschaft und Feuer

Quinton Kufahl ist ein Schlagzeuger mit Leidenschaft und Feuer. Als Gründungsmitglied der Band IDOL im Jahr 2016 hat er sich dem Schreiben von Instrumentalmusik...

Shark Tank: Eine Reise durch die Tiefen des Hardcore-Wahnsinns

Tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Nürnberger Band Shark Tank, die seit ihrer Gründung im Jahr 2013 die Hardcore-Szene mit ihren energiegeladenen...

Noctune – die Progressive Metalband im Interview

Die Band Noctune ist fest im Genre des Progressive Metal verwurzelt. Seit 2019 stehen die Jungs aus Koblenz gemeinsam auf der Bühne. Trotz ihres...

Wild as Her im Interview zum Debütalbum ‚Off The Leash‘

Country, made in Germany! WILD AS HER im Gespräch über die Inspiration hinter ihrem Debütalbum "Off The Leash" und ihre Leidenschaft zur Countrymusik. Die Band...
- Werbung -

Aktuelles

Ist Rock’n’Roll tot? – Mia’s Rock-Revolte

Mia macht heute einen Abstecher in die Welt des Rocks! Ist der gute alte Rock'n'Roll am Ende seiner Tage angelangt? Oder rockt er noch immer wie ein Berserker? In ihrer Kolumne "Mia's Rock Revolte" auf www.pressure-magazine.de lässt Mia keine Gitarrensaite unangeschlagen.

Pressure folgen:

10,640FansGefällt mir
13,367FollowerFolgen
854FollowerFolgen