Die Band Noctune ist fest im Genre des Progressive Metal verwurzelt. Seit 2019 stehen die Jungs aus Koblenz gemeinsam auf der Bühne. Trotz ihres vergleichsweise kurzen Bestehens sind die Mitglieder der Band erfahrene Musiker mit einem reichhaltigen Hintergrund in der Musikszene. Ihre klassische Besetzung aus Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug bildet das Fundament für ihre kraftvollen Live-Auftritte. Wir haben sie zu einem Interview eingeladen, um mehr über die Band zu erfahren, die demnächst auch auf dem Subwood Festival im Juli auftreten wird.

Wie haltet ihr eure Bandmotivation hoch, insbesondere in der heutigen schnelllebigen Musikszene?

Niklas: Ich gucke mir zwischendurch Aufnahmen und Recordings von vergangenen Auftritten an. Musik hilft mir generell im Alltag weiter und wenn ich sehe, wie wir gemeinsam „rocken“, fühle ich mich bestärkt weiter zu machen 🙂

Michael: Jede Woche kommen wir zusammen, um uns auszutauschen und einfach Musik zu machen. Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen, ohne uns von der Hektik anderer beeinflussen zu lassen. Schnell, günstig, gut – davon kann man immer nur zwei Dinge gleichzeitig haben.

Inwiefern versucht ihr, gesellschaftliche oder persönliche Botschaften in eurer Musik zu transportieren?

Michael: Bisher thematisieren die Lieder meistens persönlich Erlebtes. Dazwischen kann z.B. auch mit Grooveton mal etwas Gesellschaftskritisches überschwappen. Wir sind jetzt keine Weltverbesserer, aber manchmal ist es gut, mal den Blick auf Dinge zu richten, die nicht besonders fair oder für uns moralisch korrekt verlaufen.

Jonas: Bei uns ist viel „fühlen“ und daher viel Persönliches in den Songs. Text und Instrumentale sollen sich ergänzen und zusammen ein Gefühl transportieren, das möglichst nah an unserem dran ist. Wir versuchen auch gar nicht so implizit zu sein und uns hinter komplexen Metaphern oder Instrumental-Motiven zu verstecken.

Texte sind manchmal wie ein Brief und Melodien und Rhythmen entstehen oft aus einem Gefühl heraus.

Manchmal geplant, oft aber auch durch Zufall. Im sanften Schimmer gedimmten Lichts, umgeben von den warmen Tönen meiner Gitarre, entsteht oft die Inspiration für das, was später in Worte gefasst wird. Dieses Szenario ist nicht selten der Anfang, noch bevor ein einziger Satz formuliert wird.

Wie beeinflusst eure musikalische Zusammenarbeit eure zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Band?

Michael: Im sozialen Kontext habe ich immer mal wieder mit Höhen und Tiefen zu kämpfen. Die Interaktion mit verschiedenen Charakterzügen hat in der Vergangenheit auch durchaus schon zu Spannungen geführt. Über die Band kann ich viel besser an mir selbst arbeiten und für das große Ganze auch mal ein Auge zudrücken, wenn mir etwas nicht gefällt. Vor allem mit Jonas bin ich in der Vergangenheit oft aneinandergeraten, weil wir beide sehr genaue Vorstellungen von Dingen haben und das mit viel Charakterstärke oder manchmal auch Dickköpfigkeit oder Ignoranz untermauern. Wir können uns alle vier untereinander gut leiden, uns akzeptieren, wie wir sind und auch neben der Band mal auf ein Bier zusammensitzen.

Wie findet ihr die Balance zwischen Freundschaft und Professionalität innerhalb der Band?

Michael: Ausgewogen. Ich glaube, da wir alle ein gewisses Maß an Professionalität anstreben, steht das unserer Freundschaft selten im Weg.

Welcher Meilenstein in eurer Karriere hat euch am meisten überrascht oder beeindruckt?

Niklas: Überhaupt einmal auf einer Bühne zu stehen und Musik machen zu dürfen.

Michael: Wenn ich zurückblicke, ist es der Fortschritt, der mir ins Auge springt. Wir haben klein angefangen und sind nun eine kraftvolle Band, die sogar im Finale von Wettbewerben glänzt und eine professionelle Ausstrahlung besitzt. Und das alles, während wir bisher alles aus eigener Kraft und mit unseren eigenen Ressourcen geschafft haben.

Jonas: Wir planten einen behutsamen Start, um uns langsam auf die Bühne vorzutasten und alle Facetten einer Show zu erleben. Als Motivation entschieden wir uns, am T2M Contest teilzunehmen, ohne eine bestehende Fanbase im Rücken zu haben. Ursprünglich war es eher als Gelegenheit gedacht, ein paar Auftritte mitzunehmen. Doch zu meiner großen Überraschung ging es immer weiter, bis hin zum Finale. Es erfüllte mich mit unglaublichem Stolz zu sehen, wie viele Unterstützer wir gewinnen konnten, obwohl wir als Metalband eher eine Ausnahme darstellten.

Wie geht ihr als Band mit Kritik um, sowohl von Fans als auch von Kritikern?

Niklas: Immer gerne – nur so wird man besser 🙂 Solang es natürlich kein Hass oder so ist.

Michael: Bisher haben wir nicht besonders viel Kritik bekommen. Meist wissen wir selbst am besten, was schiefgegangen ist und alles andere ist auch irgendwie unser Stil, der seine Liebhaber und Kritiker hat: Aber über fundierte und konstruktive Kritik freuen wir uns natürlich.

Jonas: Wir sind mittlerweile aktiv darin, Feedback einzuholen. Nach jeder Show fragen wir den Veranstalter um Rückmeldungen und wenn es Verbesserungsvorschläge gibt, setzen wir diese bis zur nächsten Show um. Ehrlich gesagt war das Feedback bisher immer großartig, abgesehen von einigen technischen Details, die wir nach und nach optimieren, um ein rundum gelungenes Erlebnis zu bieten.

Auch musikalisch suchen wir regelmäßig das Feedback von Freunden. Nach den Shows ist immer jemand von uns unter den Leuten, um mit denen zu plaudern, die Lust dazu haben. Auf Instagram schreiben wir auch aktiv Leute an und erhalten oft sehr positive Rückmeldungen. Es gab zwar eine Ausnahme, wo jemand uns und unsere Initiative, ihn anzuschreiben, nicht mochte, aber das ist wirklich selten.

Glaubt ihr, dass Kritik notwendig ist, um als Künstler zu wachsen, oder gibt es auch Nachteile?

Niklas: Ja, das ist notwendig. Man darf sich aber nicht zu sehr verunsichern lassen, gerade, wenn man seine eigenen Songs produziert. Selbstbewusstsein und Kritikfähigkeit müssen ausgewogen sein.

Michael: Es ist notwendig, aber nicht für alle Aspekte. Manche Schaffensprozesse muss man einfach selbst durchlaufen. Wenn mir jemand sagt, mit welcher Musik man erfolgreicher ist, ist das ein berechtigter Punkt, aber er kollidiert z.B. mit dem eigenen Stil. Im Vordergrund steht nach wie vor, dass wir uns selbst mit dem, was wir tun, identifizieren können. Was das Management und die Orga um eine Band betrifft, sind wir allerdings sicher noch für viel Kritik zu haben und können daraus weiterwachsen.

Jonas: Konstruktive Kritik ist in jedem Bereich des Lebens eine Bereicherung. Nicht jede ungefragte Meinung ist toll, aber auch die gehören nun mal dazu. Meine Erfahrung ist, dass man da wirklich auch auf Leute zugehen muss, sonst kommt bei einem immer nur das extrem gute und extrem schlechte an, das die Wahrnehmung verzerrt.

Glaubt ihr, dass die hohe Geschwindigkeit und das ständige Feedback auf sozialen Medien den künstlerischen Schaffensprozess von Künstlern negativ beeinflussen können?

Michael: Ich denke, der Wind weht stärker, je höher man ist. Noch sind wir relativ weit unten von dem, was möglich ist, daher würde ich sagen, dass uns das (noch) nicht so sehr betrifft. Ich glaube aber schon, dass man bei einer entsprechenden Fangemeinde auch das Stimmungsbild aufgreifen muss, um sich auch auf das Publikum auszurichten.

Niklas: Ich bin generell kein Fan von Social Media. Ich bin aber froh, dass es dort eine Plattform für Künstler gibt. Meiner Meinung nach könnten damit große Bands ein Problem haben. Bei uns sehe ich das aktuell noch nicht.

Jonas: Absolut ja. Sobald die eigenen Finanzen daran hängen, wird man mehr und mehr zum Sklaven des Systems. Es ist Chance und Fluch zugleich. Man kann alles self-made machen und hängt nicht mehr so an Labels. Auf der anderen Seite werden durch TikTok und Co. aus der Kunst immer mehr Begleiterscheinungen für irgendeinen Hype. Die Charts sind voller Lieder, die kaum über 2 Minuten lang sind. Alles wird um einen Drop, eine Riser oder eine kurze Message gebastelt. Da nicht mitzumachen muss man sich auch irgendwie leisten können, das ist schade. Auf der anderen Seite erreicht man dadurch eigentlich auch für jede Nische viel mehr Leute als damals.

Und jetzt abschließend mal eine ganz andere Frage an euch. Welches Mitglied hätte die besten Überlebensfähigkeiten in einer Zombie-Apokalypse und warum?

Niklas: Ich nenne keine Namen – aber ich denke, manch einer würde diese verschlafen 😀

Michael: Save Nils, er kann Dinge bauen, ernährt sich vegan, kann schnell mit dem Fahrrad flüchten und muss als Student gezwungenermaßen mit wenig auskommen. Wenn er fertig studiert hat, fliegt er mit ner Rakete weg und ist sicher.

Jonas: Micha wacht ein bisschen zu spät für die Probe auf und die Apokalypse ist schon vorbei. Explosionen vor der Tür? Egal.

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Mehr über NOCTUNE auf der offiziellen Bandseite: www.noctune-band.de

Foto/Credits: Michelle @morethandisarray

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