Punchers Plant im Interview über das neue Album „How To Escape“

Die Münchener Band Punchers Plant veröffentlichte vor kurzem ihr neues Album “How To Escape”. Inhaltlich geht es darin vor allem um die Frage, wie die heutige Jugend aus dem ständigen Zwang erfolgreich zu sein, entfliehen kann. Für uns stellten sich Andy, Phil, Beni, Philip und Jasper einigen Fragen zu diesem Thema und zu ihrer Musik.

Erst einmal Glückwunsch zu eurem neuen Album! Ihr seid noch relativ unbekannt,  beschreibt doch einmal selbst eure Musik.

Vielen Dank! Wir spielen eine Mischung aus newschool Punkrock und melodic Hardcore. Mit viel Herz, bisschen Hirn und vor allem sehr viel Freude an der Sache. Die Musik ist stark beeinflusst von Dingen, die unser Leben prägen. Dazu zählen persönliche Erfahrungen ebenso wie die gesellschaftliche Situation.

Würdet ihr sagen, dass sich eure Musik und eure Arbeit im Vergleich zur letzten Platte verändert hat?

Auf jeden Fall! Wir haben uns bei How to Escape ziemlich viel Neues einfallen lassen und mit Tempovariationen, anderen Rhythmen und der einen oder anderen elektronischen Spielerei experimentiert. Außerdem war es uns diesmal enorm wichtig, dass die Scheibe als Gesamtpaket eine Wirkung entfaltet. Es ist eben ein in sich schlüssiges Album und nicht nur eine Aneinanderreihung einzelner Songs.

Ihr seid in euren Texten sehr gesellschaftskritisch. Vor allem thematisiert ihr immer wieder die Profitgier der heutigen Jugend und dass Werte wie Freunschaft und Leidenschaft für etwas, immer unbedeutender werden. Auf der letzten EP “Homesick” habt ihr das Thema auch schon aufgefriffen. Was ist euch so wichtig daran, auf dieses Verhalten aufmerksam zu machen?

Ich würde unserer Jugend da gar keinen Vorwurf machen. Es ist eher so, dass wir jungen Menschen allgemein unter wahnsinnigem Erfolgsdruck stehen. Es wird ein perfekter Lebenslauf ohne Ausrutscher erwartet, wir sollen in immer kürzerer Zeit immer mehr leisten, unbezahlte Praktika annehmen und selbst wenn objektiv alles perfekt absolviert ist, können wir von einem Tag auf den anderen in eine ökonomische Krise schlittern.

Die Songs auf How to Escape sind für uns eine Art Selbsttherapie. Wenn wir gemeinsam Musik machen, können wir dem allgegenwärtigen Druck geistig entfliehen. Wir haben das Gefühl, dass dieses Thema auf jeden Fall eine Rolle in den Köpfen anderer junger Menschen spielt. Schließlich will niemand mit dem Gefühl in die Arbeitswelt starten, bloß eine austauschbare Ressource zu sein.

Was ist denn eurer Meinung nach der Grund, dass sich so viele junge Menschen an Profit und Erfolg orientieren?

Ich glaube gar nicht, dass sich junge Menschen so sehr an Profit und Erfolg orientieren, sondern dass sie einfach nach Sicherheit streben. Das ist auch verständlich, schließlich sind wir eine von ökonomischen Krisen geprägte Generation. Die Frage ist, ob die andauernd von uns erwartete Selbstoptimierung und Anpassung an gesellschaftliche Normen wirklich der richtige Weg ist.

Mit ausgefahrenen Ellenbogen nach dem Recht des Stärkeren einen Platz im elitären Zirkel der sozialen Gewinner zu erkämpfen kann einer Gesellschaft auf Dauer jedenfalls nur schaden.

CD Review: Punchers Plant – How To Escape

Der Titel eures Albums ist “How To Escape”. In einem Song heißt es aber zum Beispiel “It’s all in our hands,
we’re left alone “. Hat die Jugend vielleicht einfach keine Möglichkeit sich diesem Zwang sich zu beweisen, zu entziehen, weil es von der Gesellschaft eben keine Unterstützung gibt?

Es ist immer verdammt schwer, sich gegen Konventionen zu stellen und einen komplett eigenen Weg zu gehen. Das schaffen wir selbst ja auch nicht, schließlich will sich niemand sozial isolieren. Aber vielleicht genügt es ja schon, sich zumindest nicht komplett diesem Zwang zu unterwerfen und sich immer wieder klar zu machen, dass es im Leben um mehr geht als Karriere.

In schwierigen Zeiten bringt dir dein perfekter Lebenslauf gar nichts, menschliche Bindungen und Leidenschaft für eine bestimmte Sache dagegen schon.

Auf dem Cover eurer Platte ist ein Fisch zu sehen, der sich aus einem großen Schwarm löst. Als Symbol dafür, dass man sich einfach von allem losreißen und seine Freiheit genießen soll, egal was einem vorgeschrieben wird?

Das von Paloma Ernd gestaltete Cover spiegelt genau das wider. Wer sich nur als Teil des Schwarms sieht, geht in der gesichtslosen Masse unter und wird nicht als Individuum wahrgenommen.

Wenn man genau hinsieht, erkennt man im Hintergrund angedeutet das Maul eines weitaus größeren Fischs, der den Schwarm zu verschlingen droht. Nur ein einzelner Fisch stellt sich seinem Schicksal und bricht aus der Masse aus.

Was ratet ihr denn Nachwuchsbands, die genau diese Einstellung haben und einfach nur Musik machen wollen, egal, ob sie Erfolg haben werden, oder nicht?

Letztlich ist Leidenschaft für die Sache alles was zählt, den Rest kann man nicht wirklich beeinflussen. Es ist grundsätzlich immer gut, im Leben auf mehreren Beinen zu stehen. Musik wird immer ein wirklich gutes Heilmittel gegen Alltagsfrust, Stress und Probleme sein.

Auch wenn ihr euch ernsthaft mit der Gesellschaft auseinandersetzt, haben eure Songs eine postive Stimmung und man spürt, dass ihr Spaß an der Musik habt. Gerade in dem letzten Song “The Tourlife Anthem” kommt das sehr gut rüber. Wann habt ihr gemerkt, dass ihr Musiker werden wollt?

Wir alle haben in unseren Teenager-Jahren angefangen, aktiv Musik zu machen. Irgendwie hat uns das Schicksal zusammengeführt und uns die wahrscheinlich beste Zeit beschert, die wir gemeinsam erleben konnten. Ich glaube, das war keine bewusste Entscheidung.

Es hat sich einfach gut angefühlt, gemeinsam an Songs zu tüfteln, auf Tour zu gehen und Alben zu produzieren. Und schließlich hat sich daraus eine tiefe Freundschaft entwickelt, die wohl keiner von uns missen will.

Und dann zum Abschluss: Wen würdet ihr gerne einmal interviewen und was würdet ihr ihn/sie fragen?

Zur Zeit wären das wohl Macklemore und Ryan Lewis. Wäre echt interessant, wie viel Wahrheit in dem Song „Jimmy Iovine“ steckt, in dem sie einen Major-Deal mit dem größten Hip-Hop-Label der Welt ablehnen. Anscheinend ist es ja tatsächlich so gelaufen, dass sie trotz Major-Angeboten ihr eigenes Ding durchgezogen haben.

Interview mit Meyrem Yücel

Mehr zum Thema:

Offizielle Homepage: punchersplant.com

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