Alle Jahre wieder kommt… nein, nicht das Christkind, sondern Engst in die „Klinke“ in Berlin-Marzahn. Für uns ist es eine eine lieb gewonnene Tradition geworden, es kurz vor Jahresende nochmal richtig krachen zu lassen.
Nachdem dieses Jahr für die Jungs um Matze Engst ein sehr erfolgreiches war (letzten Monat hat es das neue Album „Irgendwas ist immer“ geschafft, „Album der Woche“ beim Radiosender StarFM zu werden, in den Rock Top 30 ist man auch schon eine Weile vertreten), wird an 2 Tagen (gestern und heute) zwischen Plattenbauten so richtig die Hütte abgerissen. Und diese Hütte ist wie immer voll bis zum Anschlag und es ist heiß und laut.
Zwei Vorbands waren angekündigt, die bis zum Schluss geheim gehalten wurden: die erste Band ist Kaff Panda, mir bisher völlig unbekannt, allerdings akustisch und optisch durchaus überzeugender deutscher Punkrock mit frechen Texten und zwischendurch einem kleinen Dankeschön an die „Klinke“: „…dass wir hier 2 Nächte pennen dürfen…“
Die zweite Vorband heute sind Radio Havanna, deren Hardcore-Fans natürlich ganz vorn die erste Reihe erobert haben und eine Fahne mit Bandlogo schwenken. Schon beim zweiten Song gibt’s den ersten Moshpit des Abends und als dann das Nina Hagen Cover: „Du hast den Farbfilm vergessen“ durch den Raum schallt, gibt es kein Halten mehr, danke für den super Ohrwurm, Jungs!
Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Band aus Suhl sich leider nach 22 Jahren und einer Abschiedstour („Tschau Kakao“, in Berlin im Huxleys am 06.01.2024) nächstes Jahr auflösen wird. Schade, es bräuchte mehr Musiker mit so klaren politischen Ansagen (der Song „Antifaschisten“ ist mir gut im Ohr hängen geblieben) in der deutschen Musikszene.
Nach kurzem Umbau gibt es dann endlich den lang ersehnten Hauptact auf der kleinen Bühne im inzwischen sehr kuscheligen Club, ein Anheizer pusht die Menge noch ein bisschen auf, indem er „Eisgekühlter Bommerlunder“ anstimmt und los geht die wilde Fahrt mit Konfettikanonen, viel Glitzerkonfetti und Lametta (im Publikum sind sogar 2 Herren in weihnachtlichen Hawaihemden erschienen). Mittendrin kippt Matze beinahe im Kabelsalat von der Bühne, die Misere wird aber schnell behoben und er wird vom Publikum auf den Händen singend zur Bar und wieder zurück zur Bühne getragen. Es gibt all die schönen Kracher zum Mitsingen/Mitgrölen wie „Optimisten„, „Umtausch ausgeschlossen“ usw. immer gewürzt mit kleinen Anekdoten und Kommentaren von Engst. So erzählt er zwischen 2 Songs, dass sie in den letzten Jahren die Erfahrung machen mussten, dass die Presse sie immer gern in eine Schublade stecken möchte, aber (O-Ton Matze): „Wir sind nicht die Schublade, Engst sind der Schrank!“
Während des Konzerts wird auch „ein Dank an die heftig krasse Fanbase“ ausgesprochen: auf der letzten Tour wurden 3.000 Euro für den erkrankten Fan Benny eingesammelt, heute Abend präsentieren 2 Mitglieder der „Engst Moshpit Crew“ dann noch einen zusätzlichen Scheck mit der fantastischen Summe 1.111 Euro (zu dem auch die „Klinke“ einen Teil beigetragen hat) für Benny. So einfach kann Charity sein!
Der Vorteil eines so kleinen Ladens ist, dass der Sänger sich dann auch schon mal auf den Tresen setzen und einen Song („Ist mir egal„) performen kann, so haben auch die letzten Reihen einen hautnahen Engst-Moment. Mit der Ansage: „Gestern war das professionelle Konzert, heute machen wir den Puff kaputt!“ neigt sich für uns der Abend dem Ende zu, wir haben genug geschwitzt und gezappelt, danke Matze – bis nächstes Jahr!
Konzertbericht von Anne-Katrin Sielaff / Foto Credits: Marcus Sielaff
Konzertfotos vom ENGST Jahresabschlusskonzert in der „Klinke“ Berlin-Marzahn am 09.12.2023
