Böhse Onkelz

Die Böhsen Onkelz sind eine deutsche Rockband aus Frankfurt am Main, die von 1980 bis zu ihrer Bandpause im Jahr 2005 äußerst erfolgreich waren. Im Januar 2014 gaben sie ihr Comeback bekannt. Die Musik der Böhsen Onkelz wird oft als Rock und Punk beschrieben.

Keine andere Band ist mit der Geschichte der Skinheadszene in Deutschland so eng verknüpft wie die Frankfurter Böhsen Onkelz. Keine andere Band genießt einen derartigen Kultstatus bei allen Skingenerationen, keine hat das Image und Selbstbild der Szene derartig entscheidend geformt.

Die Band, bestehend aus Kevin Russell (Gesang), Stephan Weidner (Bass), Matthias „Gonzo“ Röhr (Gitarre) und Peter „Pe“ Schorowsky (Schlagzeug), hat in den letzten vierzig Jahren ihre Spuren hinterlassen und ist aus der deutschsprachigen Rockmusik nicht mehr wegzudenken.

Aufgrund ihres Einflusses auf die rechtsgerichtete Szene in den frühen 1980er-Jahren ist die Band bis heute in der Öffentlichkeit umstritten, obwohl sie sich bis zu ihrer Auflösung immer wieder vom Rechtsextremismus durch Liedtexte, Konzertansagen und Benefizkonzerten distanzierte.

Die Onkelz: Vorbild für viele Deutschrock- und Oi!-Bands

Wer heute in ein Album einer beliebigen Deutschrock- oder Oi!-Band hineinhört, wird sicherlich Textfragmente oder musikalische Auszüge der Onkelz wiederfinden, da sich nach dem Ende der Band viele Bands versuchen in ihre Fußstapfen zu treten. Doch im Gegensatz zu den heutigen Epigonen waren die Onkelz eine echte, Streetpunkband von hoher Authentizität.

Die Böhsen Onkelz begannen 1979 als No-Name-Punkband, in einem Kaff bei Aschaffenburg, „Eines nachts liefen wir durch die Straßen, und da fuhren Kinder Schlitten am Hang. Die zeigten mit dem Finger auf uns: „Guck mal, die bösen Onkels“. Da wußten wir: Das ist unser Name!“ Der Jüngste war 16, der Älteste gerade 19, und sie kotzten aus, was ihnen schwer im Magen lag: „Bullenschwein, ich hasse dich!“, Sauf- und Stimmungslieder zum Mitsingen und grölen….

Stephan, Pe und Kevin gründeten am 25.11.1980 – andere Quellen benennen den Dezember 1980 – die Band „Böhse Onkelz“ (damals noch „böhse Onkelz“ geschrieben und das K wurde umgedreht). Die drei waren damals Punks und wollten deshalb auch Punk spielen. Sie kauften sich gebrauchte Instrumente und schrieben die ersten Lieder, richtig spielen konnten sie aber nicht.

An den Wochenenden fuhren sie öfter nach Frankfurt ins JUZ (Jugendzentrum) Bockenheim, wo man Punk hörte, Bier soff und herumhang. Dort lernten sie auch Gonzo kennen, der damals noch bei „Antikörper“ E-Gitarre spielte.

Es dauerte nicht lange und Gonzo wechselte zu den Onkelz, wo er aber zuerst nur den Bass spielte. Bald merkten sie aber, dass Gonzo die Gitarre viel besser beherrscht als Stephan, und tauschten die Instrumente. Jetzt stand die ideale Bestzung fest: Pe am Schlagzeug, Stephan am Bass, Gonzo an der Gitarre und Kevin als Sänger. Nach mehreren kleinen Auftritten in diesem Jahr bekamen die Onkelz Ende 1981 das Angebot zwei ihrer Songs aufzunehmen, die dann auf dem Punk-Sampler „Soundtracks zum Untergang II“ erscheinen sollen. Sie entschieden sich für die beiden Lieder „Hippies“ und „Religion“. Zu dieser Zeit nahmen sie auch ihr erstes Demotape auf. Ihr Bekanntheitsgrad stieg stark an und sie hatten 1982 mehrere Auftritte mit bis zu 800 Zuschauern.

Erfolg und Skandal: Indizierung des ersten Albums

Ungefähr ein Jahr später nahmen sie Ende 1982 ihr zweites Demotape auf. Als der Punk jetzt mehr und mehr ins linke Lager rutschte, wechselten die Onkelz zum Skinkult. Sie rasierten sich die Köpfe und trugen ab jetzt Bomberjacken, Doc Martens und Fred Perry Hemden. 1984 bekamen sie von Rock-O-Rama das Angebot eine LP aufzunehmen. Im April nahmen sie ihr erstes Album auf und im Mai kam dann „Der nette Mann“ auf den Markt, doch im September 1986 wurde das Album wegen Gewaltverherrlichung, nationalsozialistischer Propaganda und pornographischen Inhalts indiziert.

Der Durchbruch mit Metal-Enterprise und die Drogenprobleme Kevins

Zwischen 1984 und 1986 gaben sie einige Konzerte als Skins, doch als der Skinheadkult sich ins rechte Lager bewegte, verließen sie ihn auch und ließen auch die Haare wieder wachsen. Im Februar 1985 nahmen die Onkelz ihre zweite Platte „Böse Menschen – böse Lieder“ auf und im selben Jahr noch Mexico, die letzte Platte für Rock-O-Rama, denn die Onkelz wurden von der Firma betrogen und hatten immer noch kein Geld für ihre ersten beiden Alben bekommen. Es dauerte nicht lange und Ingo Nowotny von Metal-Enterprise hatte sich gemeldet und mit den Onkelz einen Big-Deal gemacht.

1987 nahmen sie bei ihm ihr viertes Album „Onkelz wie wir“ auf. Das Album verkaufte sich sehr gut. Zu dieser Zeit fing Kevin an harte Drogen zu nehmen wie LSD, Acid, H, Koks und Speed. In dieser Zeit lernte er auch Trimmi kennen, ein Mann, der immer wusste wie er die Stimmung heben kann. Trimmi wurde der beste Freund von Kevin und auch ein sehr guter Freund der Band.

Böhse Onkelz - Lügenmarsch von Böhse Onkelz - CD (Jewelcase
Böhse Onkelz – Lügenmarsch von Böhse Onkelz – CD (Jewelcase

Erfolgreiche Tonträger und die Zeit bei Nowotny

Bald folgten auch die beiden nächsten Tonträger: Die „Kneipenterroristen“ und die Picture Disc „Lügenmarsch„, welche sich sehr gut verkauften. Aber die Onkelz waren mit Nowotny nicht zufrieden. Zwar bekamen sie jetzt Geld, aber Organisationen und Management mussten sie immer noch selbst übernehmen.

Ein schwerer Verlust: Der Tod von Trimmi

Während den Aufnahmen zum 7. Album „Es ist soweit“ passierte der größte Schicksalsschlag in der Bandgeschichte. Ihr Freund Trimmi wurde in einer Kneipe niedergestochen. Sie machten noch ihr Album fertig und verließen dann Metal-Enterprise. Kevin war sehr niedergeschlagen und fing an zu trinken und ständig Drogen zu nehmen. Er war jetzt fast ständig high und musste auch seinen Job als Tattowierer aufgeben. Schon nach kurzer Zeit meldete sich bellaphon und schloss mit den Onkelz einen Vertrag über 3 Studioalben und ein Live-Album ab. Auf ihrem 8. Album „Wir ham“ noch lange nicht genug“ widmeten sie Trimmi das Lied „Nur die Besten sterben jung“. Das Album schlug ein wie eine Bombe! Im Dezember 1991 gaben die Onkelz ein Konzert in Wien, dass auf CD und Video erschien. Das Video verkaufte sich sehr gut und wurde das zweit-meistverkaufte Video Deutschlands.

Stephan machte nach der Fertigstellung einen längeren Urlaub in Mexico, wo er die Texte zum nächsten Album „Heilige Lieder“ schrieb. Kevin war ganz unten. Er hatte 7 Tage die Woche einen 24-Stunden-Rausch und lag in Bier- und Pissefützen auf dem Boden. Stephan holte Kevin zu sich nach Hause und machte mit ihm eine Entziehungskur. Währenddessen verkaufte sich das Album „Heilige Lieder“ über 250.000 Mal und die Onkelz bekamen dafür eine goldene Schallplatte. Stephan hatte so viele neue Texte geschrieben, dass sie für zwei Alben reichen würden und sie machten es auch. So wollten sie diesmal die Ignoranten und die Presse doppelt treffen.

Das „Schwarze Album“ und das „Weisse Album“ landeten auf den Chartplätzen 10 und 11. Doch auch bei bellaphon wurden die Versprechen nicht gehalten, denn das Management war schlecht und die Onkelz mussten immer noch alles von Konzerten bis Fanartikel selbst machen. Sie machten noch das letzte Album „Gehasst, verdammt, vergöttert“, ein Best of-Album, und verließen dann auch bellaphon. Als nächstes machten sie einen Plattenvertrag mit der bekannten Firma Virgin. Es folgten 1995 und 1996 die zwei Alben „Hier sind die Onkelz“ und „E.I.N.S.“, die beide in den Top Ten landeten. 1996 gaben sie in Dortmund ein Konzert vor mehr als 15000 Zuschauern, welches auch auf CD und Video herauskam und auch Gold bekam.

Dann machten die Onkelz ein Jahr Pause, bevor sie das Album „Viva los tioz“ (übersetzt: Es leben die Onkelz) herausbrachten. Die CD landete von 0 auf 1 in den Charts und war schon nach einer Worte über 250000 Mal verkauft, was ihnen die 3. Goldene einbrachte.

Am 24. Mai 2004 kündigten die Onkelz offiziell ihren Rückzug vom aktiven Musikgeschäft an. Auf der offiziellen Band-Homepage stand zu lesen: „[…] Aber – seien wir ehrlich zu uns, das ist die logische Konsequenz aus allem. Aus den vergangenen 24 Jahren, aus dem Keller in Hösbach und der ausverkauften Festhalle in Frankfurt. Die Onkelz hatten nie die Ambition, als Rockeremiten mit ergrautem Haar auf dem Rockolymp anzukommen, sondern wenn mit vollem Elan und nicht schon auf dem absteigenden Ast sitzend.“

Böhse Onkelz Aktuelles Bandfoto (Credits: www.Onkelz.de)
Böhse Onkelz in Originalbesetzung Stephan Weidner, Kevin Russell, Gonzo und Pe im Jahr 2015 (Fotocredits: Gabriel Maderazo – www.Onkelz.de)

Nach dem Erscheinen des letzten Albums „Adios“ und dessen Sprung an die deutsche Chartspitze, einem Auftritt im August beim Wacken Open Air und der restlos ausverkauften Tour 2004 fand am 17. und 18. Juni 2005 ein Abschieds-Open-Air-Festival unter dem Namen „Vaya Con Tioz“ (frei übersetzt: Geh mit den Onkelz) am EuroSpeedway Lausitz statt.

Nach dem Ende der Band versuchten sich drei der vier Musiker auch als Solokünstler. Allerdings konnte bislang nur Stephan Weidner als Künstler „Der W“ und Produzent erfolgreich von sich Reden machen.

Gerichtsprozess gegen Kevin Russell: Fahrlässige Straßenverkehrsgefährdung und Unfallflucht

Nach einem schweren Autounfall am Silvesterabend im Dezember 2009 steht der ex-Böhse Onkelz-Sänger Kevin Russell seit 24.09.2010 in Frankfurt am Main vor Gericht. Kevin Russell wurde fahrlässige Straßenverkehrsgefährdung, fahrlässige Körperverletzung und Unfallflucht vorgeworfen. Er soll den Crash verursacht haben, bei dem zwei Menschen schwer verletzt wurden. Das Landgericht Frankfurt verurteilte den ehemaligen „Böhse Onkelz„-Sänger am 4. Oktober 2010 zu zwei Jahren und drei Monaten Haft.

Böhse Onkelz distanzieren sich von Kevin Russell

In einem offiziellen Statement über die offizielle Bandseite onkelz.de distanziert sich die Band von ihrem ehemaligen Sänger Kevin Russell und seinem Verhalten vor Gericht:

Dass man beste Freunde war ist leider keine Garantie, dass es immer so bleibt. Freundschaften und Beziehungen sind keine Einbahnstraßen und wenn die gegenseitigen Bedürfnisse nicht mehr erfüllt werden, die Ansichten und Werte nicht mehr übereinstimmen, hilft auch das Ganze gemeinsam Erlebte nicht weiter„, schreiben Stephan und sein Schlagzeuger Pe und fügen hinzu, dass der Russell, der auf der Anklagebank sitzt, nicht mehr derselbe sei wie zu Onkelz-Zeiten.

„Die Leute wissen nichts, außer dem, was sie wissen sollen und das ist in diesem Fall, dass Kevins Drogensucht und sein Verhalten und sein Blick auf die Dinge dazu geführt hat, dass wir uns aufgelöst haben. Kevin ist nicht untergegangen, weil wir die Onkelz aufgelöst haben – im umgekehrten Fall war das so.“ äußert sich Stephan Weidner im Gespräch mit Pressure Magazine im Oktober 2010.

Im Januar 2014 verkünden die Böhsen Onkelz ihr Comeback mit einem zweitägigen Konzert am Hockenheimring

Im Juni 2014 spielten die Böhsen Onkelz am Hockenheimring zwei Reunion-Konzerte. Mehr als 180.000 Tickets zu je 66,50 Euro das Stück wurden in kürzester Zeit verkauft.

Im Jahr 2017 gab die Band die Durchführung einer eigenen Festival-Serie bekannt. Das MATAPALOZ Festival soll künftig als Onkelz-Festival mit einer eignen Festival-Vision am Hockenheimring durchgeführt werden.

Ziel der neuen Veranstaltungs-Reihe sei es, das komplette Festivalbild auf den Kopf zu stellen und mit MATAPALOZ schon beim ersten Mal neue Maßstäbe zu setzen. Zusammen mit den Veranstaltern wolle man Momente schaffen, die durch Mark und Bein und tief unter die Haut gehen. Die Onkelz möchten hierzu lediglich Bands einladen, die ihnen selbst gefallen und die sie schätzen.

So sagt Böhse Onkelz Chefrocker dazu „Das wollen wir zukünftig mit Bands teilen, die uns und unser Schaffen in irgendeiner Form beeinflusst haben. Bands, die wir lieben, Bands, die wir seit Jahrzehnten hören und deren kompromisslose Attitüde von uns geschätzt wird.“ Kurz nach Bekanntwerden des ersten Festival-Lineups sprangen die Bands Ignite und The Exploited ab, da sie über Nacht von ihren Fans und anderen facebook Nutzer mit kritischen Kommentaren und Boykott-Aufforderungen überhäuft wurden. (mehr dazu hier)

Kevin Russell Interview zur offiziellen Biografie "CIRCVS MAXIMVS" (Foto: Tobias Stark)
Kevin Russell Interview zur offiziellen Biografie „CIRCVS MAXIMVS“ (Foto: Tobias Stark)

Besetzung:
Kevin Russel – Gesang
Stephan Weidner – Bass
Matthias „Gonzo“ Röhr – Gitarre
Peter „Pe“ Schorowsky – Schlagzeug

Diskografie:
1984 – Der nette Mann
1985 – Böse Menschen, böse Lieder
1985 – Mexico
1987 – Onkelz wie wir… > Zum Album Review
1988 – Kneipenterroristen
1989 – Lügenmarsch
1990 – Es ist soweit
1991 – Wir ham noch lange nicht genug
1992 – Heilige Lieder
1992 – Live in Vienna
1993 – Schwarz/Weiss
1994 – Gehasst, verdammt, vergöttert
1995 – Hier sind die Onkelz
1996 – E.I.N.S.
1997 – Live in Dortmund
1998 – Viva los tioz
2000 – Ein böses Märchen … aus tausend finsteren Nächten (Rule 23)
2001 – Gestern war heute noch morgen
2001 – Tourfilm 2000
2001 – 20 Jahre – Live in FFM
2002 – Dopamin (Rule 23) > Album kritik lesen
2004 – Adios (Rule 23) > Zum Album Review
2005 – Live in Hamburg
2016 – Memento (Rule 23) > Zum Album Review
2017 – Live in Dortmund II
2020 – Böhse Onkelz > Album Kritik lesen
2022 – 40 Jahre Live in Frankfurt

Interview lesen: 40 Jahre Onkelz – Das Interview mit Pressure Magazine

Lese-Tipp: Das Stephan Weidner Interview 2021 zum Best-Of-Album jetzt hier lesen

Stephan Weidner von den Böhsen Onkelz im Interview mit Pressure Magazine
Stephan Weidner von den Böhsen Onkelz im Interview mit Pressure Magazine

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