Sonntag, April 2, 2023

Eschenbach

Bandhistorie:

Eigentlich braucht jede Band, die etwas auf sich hält, irgendeinen legendären Gründungsmythos. Eine Geschichte, deren Details über die Jahre an den Kanten immer weiter ausfransen, bis am Ende etwas dabei raus kommt, das in etwa so authentisch daher kommt wie die Geschichte von Robert Johnson (der Anfang des Jahrhunderts seine Seele dem Teufel verkaufte, um bessere Songs schreiben zu können) oder dem Ende Bon Scotts, der an seiner eigenen Kotze erstickte.

 

So oder so… Kult wird gemacht durch Übertreibung und Weglassen. Wie es 2005 dazu kam, dass zwei Jungs namens Ben Tewaag und Phillip Eschenbach auf die Idee kamen, eine Band zu gründen und diese Ultima Ratio Regis zu nennen, ist noch nicht Geschichte. Wahrscheinlich war es im Anfang auch einfach nur eine Idee, wie so viele. Musik machen ist heutzutage relativ einfach und meistens gibt es im neuen Jahrtausend erst digitale Songs, bevor es eine Band dazu gibt. Wie auch immer, näheres ist im Rausch der Jahre untergegangen und es war genau so oder auch völlig anders.

 

Genug drumrum geredet, es gibt keinen tollen Mythos. Wenn man wie Eschenbach und Tewaag seit frühester Kindheit aufeinander hängt, ist es der logische Lauf der Dinge, früher oder später eine Band zu gründen. Punkt und aus. Phillip war sowieso schon Musiker aus Leidenschaft und in Bands wie den Rockern ALEV aktiv. Und Ben ist nicht nur der Sohn von… Nein, ich sage es nicht! Er hatte jedenfalls nach einem Ausflug in die Moderation & Schauspielerei Zeit, Wut und eine von Rauch und Alkohol veredelte Stimme zu bieten. Und ehe man sich versah, standen die ersten fünf Songs, klapprig aufgenommen im Heimstudio aber doch von einem rohen Charme, dass sich die eine oder andere Koryphäe der deutschen Musiklandschaft durchaus begeistert zeigte. Doch dazu später mehr. Jedenfalls war der Weg von Ultima Ratio Regis schon vorgezeichnet, bevor es überhaupt eine fertige Band gab.

 

Und zu allem Überfluss schaffte man es auch noch durch alte Seilschaften eine zweiwöchige Supporttour für die legendären Crossover-Heroen Dog Eat Dog an Land zu ziehen. Auf 12 Dates machte man den Opener für die Routiniers und nahm nicht nur eine Menge interessanter Erfahrungen sondern direkt auch noch den DED-Percussionisten Nils Berger mit. Und der Bielefelder verschaffte der Band nicht nur Dampf auf und hinter den Kesseln, sondern dazu noch einen ganzen Berg an Attitude.

 

Im Jahr zwei nach Bandgründung schrubbten die Mannen um Eschenbach und Tewaag in fünfköpfiger Aufstellung fünf Gigs im Vorprogramm der New Yorker Pro-Pain. Die Resonanzen sind durchwachsen und den Beteiligten ist klar: Es geht nur per aspera (Durch den Staub) ad astra (zu den Sternen). Der Rest des Jahres 2007 geht drauf für Re- Organisation und Songwriting.

 

2008 schließlich wird es so richtig ernst. Aus Ultima Ratio Regis wird ESCHENBACH, um fortan in der Besetzung Tewaag (Gesang), Eschenbach (Gitarre, Bass, Elektronik) und Berger (Schlagzeug) für schlechte Laune und gereckte Fäuste in der deutschen Musiklandschaft zu sorgen.

 

Und wo soll so eine Geschichte eher ihre kreative Kanalisation erfahren als im studio23 in Frankfurt am Main? In diesen Räumlichkeiten nahmen schon die legendären Böhsen Onkelz ab 1996 ihre inzwischen millionenfach verkauften Alben auf, ehe die Band sich 2005 trennte. Um sich endgültig professionell und doch möglichst authentisch zu positionieren, konnten ESCHENBACH das Mastermind der Onkelz, Stephan Weidner, als Mentor und Produzenten gewinnen. Am Mikrofon steht für Tewaag inzwischen der Münchner Riitchy Schwarz, der auch für den Großteil der Lyrics verantwortlich zeichnet. Herausgekommen sind im Laufe der mehrmonatigen Aufnahmesessions nicht einfach 13 Songs, sondern viel mehr ein Album, das Drummer Nils Berger als „Streitaxt der Gefühle“ bezeichnet.

 

Eine Band, die schon in frühen Jahren ein Profil ausgebildet hat, kann es sich denn auch ohne weiteres leisten, fremde Einflüsse zuzulassen. Und so reihen sich einige bekannte Namen in die Credits-Liste ein, die teils mehr, teils weniger Einfluss auf das Album genommen haben. Kevin Russell (Böhse Onkelz) hat ebenso einem Song seine Stimme geliehen wie sein ehemaliger Bandkollege Stephan Weidner (Der W) und die Sängerinnen Yen und Nina C. Alice (Skew Siskin).

 

Von der Besetzung, die 2005 als U.R.R. startete, auf Kaperfahrt durch unsichere Gewässer zu gehen, ist heute also nur noch Philipp Eschenbach übrig geblieben. Mittlerweile scheint das Besetzungskarussell allerdings zum Stehen gekommen zu sein, denn das aktuelle Line-Up wird stündlich homogener und entschlossener. Entschlossen, alle verfügbaren Synergien in den richtigen Kanälen bündeln zu können.

Besetzung:

Riitchy Schwarz – Gesang

Philip Eschenbach – Gitarre, Keyboards

Nils Berger – Schlagzeug

Mark Hofmann – Gitarre

Paul Bart – Bass

Diskografie:
2009 – Eschenbach

2012 – Alles in allem

 

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