Label: Nemart Records
Veröffentlichung: 12.2003
Ungarn mag vielen noch als schwarzes Loch auf der Karte der internationalen Musiklandschaft erscheinen. Tatsächlich kommen einige erstklassige Bands aus dem osteuropäischen Staat: Da wären zuerst mal die Metaller Ektomorf, die schon lange den großen Sprung geschafft haben und heute in einem Zug mit Soulfly und den späten Sepultura genannt werden. Dann blieben Bankrupt, deren arg Ramones-lastiger Punk mittlerweile auch via Interpunk erworben werden kann. Als nächster Kandidat in dieser noch kurzen, aber hochkarätigen Liste sollten Barackca gehandelt werden. Die Band gibt es in wechselnden Besetzungen bereits seit 1993. Seither sind mehrere Tapes und Alben erschienen, stets in Eigenregie produziert. Ungarische Labels, die laut Bandaussagen oftmals Punk-, Metal- und Nazi-Alben gleichzeitig veröffentlichen, werden abgelehnt. Stattdessen gründete man 2000 mit Nemart Records einfach einen eigenen Vertrieb. Mittlerweile war die Band schon in zahlreichen Ländern weltweit unterwegs, unter anderem wurde Südost-Asien betourt, auch Deutschland stand schon mehrmals auf dem Plan. So auch aktuell, wo die Band als Vorgruppe der Hardcore-Legende M.D.C. bewundert werden kann. Barackca sind dem Anarcho-Punk zuzuordnen. Religion, Staat und Kapitalismus werden abgelehnt, stattdessen setzt man sich für eine selbstbestimmte, alternative Lebensweise ein. Das schlägt sich auch in den Texten nieder. Diese sind zwar in ungarischer Sprache gehalten, auf der bandeigenen Webseite findet man aber einige Übersetzungen ins Englische. Das ergibt dann Lyrics wie: „People are gathering with black flags / Blood is flowing on the barricades / And they sacrifice themselves for a better future / The youngs are in arms for their own life!“ (“Our revolution”) oder “Your peace is war, my peace is life / For the one who supports you, doesn’t count a life“ (“Nato”). Hier mangelt es nicht an politischen Stellungnahmen, gleichzeitig versucht man mit einzelnen Songs, den Glauben an die eigene Sache zu stärken und den Mut nicht zu verlieren. Musikalisch bewegt man sich mehr im Hardcore denn im Punk, schnelle, sehr einfach gestrickte Songs bilden den Hintergrund zu den Texten. Message ist hier der wichtige Teil. Über selbige kann man sicher diskutieren, Barackca sind allerdings keine „Anarchy in the UK“-Brüller, die nur markige Sprüche ohne Inhalte bieten. Hier findet intelligente Politik statt, dafür dürfte allein schon der Background der Band verantwortlich sein – Ungarn gilt nicht erst seit den Aufständen im April 2006 als korrupter Staat, zudem gehört das Land zu den ärmsten in Europa. Insofern sind Bands wie Barackca immer ein mutiger, notwendiger Versuch und entsprechend zu bewerten. Auf jeden Fall mal reinhören – das ganze Album gibt es übrigens auf der Webseite der Band kostenlos zum Herunterladen.
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