Label: R.U. Records
Veröffentlichung: 2005
Infos über die weisrussische Band Mister X zu finden ist gar nicht mal so einfach. Im Booklet der bereits 2005 veröffentlichten Demo-EP ist ja glücklicherweise die Adresse einer Webseite, die es dann – noch besser – auch in englischsprachiger Version gibt. Dort steht zwar recht wenig, dafür gibt’s nette Bilder, drei Videos und die Info, dass Bandmitglied BanCar am 28. März nach 10 Tagen U-Haft nun wieder frei ist. Zudem kann man herausfinden, dass die Band aus Hrodna kommt, einer 300.000 Einwohner zählenden Stadt an der polnisch-litauischen Grenze. Nix über die Musik bislang, außer dass man sich als „anarchist/streetpunk band“ bezeichnet. Na dann mal rein mit. Die Song-Titel könnten abgelutschter nicht sein: „Oi!“, „S.H.A.R.P“ (Los Fastidios-Cover), „Punx & Skins“ und „Beer, Oi! & Fun“ sind nicht von gestern, nein, das ist eine Sache, die schon lange totgespielt ist. Doch halt: Das ist keine weitere deutsche Prollband aus dem Ruhrpott, sondern eine Combo aus Weißrussland. Der dort herrschende Lukaschenko ist sicher kein großer Freund dieser Musik, das Land unter seiner Herrschaft mehr oder weniger zu einer Diktatur verkommen. Da kann selbst ein in hiesigen Breitengraden harmlos anmutender Song wie „Punx & Skins“ noch für kräftig Ärger sorgen. Mehr noch: Mit einem Los Fastidios- und einem Brigada Flores Magon-Cover („The heroes and the martyrs“) sollte klar sein, dass man sich auf der sozialkritischen Seite der oi!-Szene positioniert. Mister X spielen durchgehend gut gemachten Streetpunk, schön melodisch, schnell, einfach gehalten. Songs wie „That’s not a fashion“ könnte dank dem Ska-lastigen Outro auch bei den Stage Bottles gefunden werden, „Street“ klingt schön Bonecrusher-like und „Beer, Oi! & Fun“ zeigt, dass man auch handelsüblichen oi! drauf hat. Hier und da noch ein Paar mal bei The Discipline reingeschaut und das ganze dann ordentlich runtergezockt. Vor allem „The heroes and the martyrs“ hinterlässt Eindruck. Alles in allem trotz der (einem Band-Statement zufolge) schlechten Gegebenheiten sauber produziere Demo-EP, abwechslungsreich und mit einer halben Stunde fast zu knapp geraten. Kann man definitiv mal reinhören, Pluspunkte gibt’s allein schon dafür, sich in Weißrussland derartiges zu trauen.
Wertung: 0=4 Sterne