Label: Sunny Bastards
Veröffentlichung: 08.05.2008
Deutsch-Oi! ist zugegebenermaßen nicht immer mein Fall. Viel zu viel billiges Herunterdreschen tausendmal gehörter Phrasen, dabei immer schön Bier, dazu ein wenig Gewalt, fertig ist die CD, die dann hier ein oder zwei Sterne kassiert (bei der Gelegenheit: Grüße nach Sachsen). Spätestens mit dem Ende von „4 Promille“ ist die Szene auch nicht gerade um glaubwürdige Bands reicher geworden, so bleibt meist nur ein Zurückgreifen auf Klassiker aus britischen Landen oder das Warten auf neue Alben der wenigen, guten Bands, die der deutschen Szene entsprungen sind. Etwa die „Gumbles“, die nun ihr drittes Album „In altbewährter Manier“ veröffentlicht haben und damit klarmachen, dass eben trotz aller Stagnation und Dumpfproleten noch etwas gehen kann. Die Schweriner Truppe ist zunächst einmal seit vielen Jahren als Band aktiv, wenn auch nicht derart produktiv, wenn es um neue Veröffentlichungen geht. Wem der Name nun irgendwie was sagt: Kleine Anspielung Barney Gumble, der versoffene Typ bei den „Simpsons“, der letzte „Gumbles“-Output wurde deshalb auch konsequent „In Duff we trust“ benannt. Mit „In altbewährter Manier“ gibt’s nun 15 neue Tracks , die es auf gut 52 Minuten irgendwo zwischen Streetpunk und Oi! bringen, enthalten sind zudem einige Gastauftritte, etwa von Schulle (Toxpack) oder Tost (Volxsturm). Nach dem ruhigen Intro gibt’s zunächst mit „In altbewährter Manier“ ganz klassischen Kurzhaar-Punk, Querverweise an alte „4 Promille“ drängen sich geradezu auf, hier und da noch ein wenig „Pöbel & Gesocks“ dabei. Textlich nicht unbedingt neu, aber frei von Platitüden oder schlechten Reimen, irgendwie sogar fast lustig. Mit „Zu alt zum Pogo“ folgt schon der erste gossentaugliche Kracher, der Titel sagt eigentlich alles über den sehr selbstironischen Text des Songs aus, dennoch eine kleine Kostprobe: „Der Tresen voll mit diesen alten Herren / die sich dem Reigentanz verwehren / die sich nur an ihrem Bier festhalten / schließlich sind sie ja die Alten“. Prima, Spaßfaktor der Platte deutlich erhöht, grundsolide Nummer. „13 Jahre“ ist dann wieder ein typischer Rückblick auf den eigenen Werdegang, wie man ihn von vielen Bands kennt, trotzdem kommt auch dieser Track sehr klischeefrei daher, wahrscheinlich liegt’s auch an der soliden musikalischen Untermalung. „Internal Love“ kommt dann – der Titel lässt es vermuten – in englischer Sprache daher, im Gegensatz zu mancher Oi!-Größe aus hiesigen Landen beherrschen die „Gumbles“ diese Sprache aber, ohne dass es peinlich wird. Weiterhin im Gehör bleiben „Rock’n’Roll is our business“, der in eine ähnliche Kerbe wie „13 Jahre“ schlägt, herrlich versoffen rüberkommt und mit mehrstimmig gebrüllten Refrains sehr mächtig wirkt. „So wie wir“ liefert dann wieder bekannte Streetpunk-Weisheiten, wie die meisten Songs auf „In altbewährter Manier“ ebenfalls eher im Midtempo gehalten und durchaus mit Bier genießbar. Etwas mehr Tiefsinn gibt es dann in „Links zwo drei“. Spätestens jetzt fällt auf, dass sich bislang noch gar keine eindeutigen politischen Statements auf der Platte finden und damit schonmal eine Sache fehlt, die bei einigen Bands eher unfreiwillig für Peinlichkeiten sorgt. Dafür ein Danke, ernsthaft. Auch für den Rock’n’Roll-Verschnitt „Long-long Johnny Boy“, vor allem wegen der Porno-Lyrics. „Daily Terror“ glänzt dann dank Gastsängerin Johanna, bevor wenig später mit „Scottish Whisky“ ein heißer Anwärter auf den nächsten, großen Sauf-Song gebracht wird. Und damit war’s das auch schon mit der dritten Scheibe der „Gumbles“. Große Pluspunkte gibt es dafür, dass „In altbewährter Manier“ ohne die typischen Klischees auskommt und niemals bemüht wirkt, sondern stattdessen wirklich Spaß macht. Sehr schöne Platte, die hiermit ohne Vorbehalte empfohlen wird.
Wertung: 0=6 Sterne