Das Pressure Musikmagazin hat den „Frei.Wild“-Sänger und leidenschaftlichen Landwirt PHILIPP BURGER zur aktuellen Situation befragt und dabei erfahren, wie der Südtiroler die Coronavirus-Quarantäne meistert.

Der neuartige Coronavirus Covid-19 greift weiter um sich. Weite Teile der Welt sind bereits betroffen. Auch wir vom Pressure Magazine nehmen die Sache sehr ernst und unterstützen die Präventionsaktion #WirBleibenZuhause

Allerdings möchten wir unseren Lesern in den Zeiten der Coronavirus-Quarantäne auch weiterhin Unterhaltung, Abwechslung und zur aktuellen Lage Information bieten. Insbesondere möchten wir mit diesem Beitrag auch Bands unterstützen, deren Konzerte abgesagt wurden.

Hey Philipp, wie verbringst du die vorgeschriebene Quarantänezeit in diesen Tagen?

Nun, ich verbringe derzeit die gesamte Quarantänezeit innerhalb des mir erlaubten Bereichs. Ich habe das große Glück einen Bauernhof zu besitzen, der mir unendlich viel Platz schenkt. Und auch immer genügend Arbeit gibt und somit ist alles „Okay“ bei mir. Das größte Glück ist aber zudem, dass unser Tonstudio auch hier direkt neben meiner Haustür ist. Somit kann ich im Grunde alles wie vorher ausüben.

Was mir aber fehlt, sind die sozialen Kontakte, die ich im Store, in unseren Stammkneipen, ja eben in alter Freiheit immer suchte. Aber ich leide nicht, ganz im Gegenteil. Ich genieße es sogar ein bisschen. Ich muss nichts, aber ich darf alles.

Wie genau betrifft dich die aktuelle Situation, angefangen von der persönlichen Einschränkung, bis hin zu den finanziellen Folgen?

Nun, die finanziellen Folgen sind natürlich schon sehr spürbar, logisch. Sollte das Alpen Flair – wo wir unmittelbare Partner sind – nicht stattfinden können, würde das dieses Jahr dann einfach mal überhaupt nichts abwerfen. Aber wir beten immer noch, dass es klappt. Und ich glaube sogar, dass uns das Ding dieses Jahr sogar noch einige hohe Rechnungen bescheren könnte. Manche Dinge werden von der Versicherung – und zum Glück haben wir eine, die auch Schäden durch höher Gewalt deckelt – sicher nicht getragen werden.

Dann ist natürlich der Ausfall durch die jetzt schon wochenlang leer stehenden Ferienwohnungen, die die Kosten vom Hof abfedern. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ein Bauernhof wie meiner absolut nicht rentabel ist, musste er bisher auch nicht sein, aber jetzt wo es echt hart auch hart kommt, ist das nicht sooo geil gerade. Der Laden in Brixen ist auch geschlossen, genau so wie gefühlt alles andere auch. Und dennoch, ich jammere hier nicht und hätte dieses Thema auch sicher nicht von selbst angesprochen. Zum Glück hatten wir jetzt wirklich viele super Jahre hinter uns und sind auch sonst gut abgesichert.

Wenn es sein muss, schnappe ich mir mein Werkzeug und arbeite wieder als Zimmerer, oder Zegga und Föhre als Gärtner und Jonas eben als Mechaniker. Zu schön dafür wären wir uns nicht.

Aber mal ehrlich, schwarz zu malen brauchen wir hier nichts, wir wissen, dass es da draußen Millionen andere Menschen mit weiß Gott größeren Sorgen gibt. Und diesen wünsche ich an dieser Stelle auch alles Gute und vor allem Gesundheit.

Philipp, insbesondere du bist mit der Landwirtschaft und dem Hotelgewerbe nochmal in einer anderen Form von den Auswirkungen der Krise betroffen. Inwieweit werdet ihr in Südtirol von der Regierung unterstützt und wir haben sich die Dinge in den vergangenen Wochen in puncto Produktion, Angebot und Nachfrage entwickelt?

Nun, all das steht derzeit in den Wolken. Ich glaube, da geht es uns wie den Menschen in Deutschland, die Politik kann auch nur Dinge ankündigen, Vorschläge machen, versuchen zu beruhigen. Wer aber kann denn schon sicher sagen, was alles passieren wird? Niemand! Und deshalb heißt es jetzt einfach für alle das Beste draus zu machen und kühlen Kopf zu bewahren.

Ich glaube wirklich, dass in dieser Sache auch eine große Chance liegt, die danach wirklich nur darauf wartet, wahr genommen zu werden.

Am Ende wird alles gut werden. Daran halte ich mich fest und bisher hat sich meine Stimme in mir, die mir das schon so oft in mein Ohr gebrüllt hat, wenn ich ans Gegenteil glaubte, immer Recht behalten. Von dem her, ich bin entspannt… Oder rede es mir zumindest so lange ein, bis ich es glaube 🙂

Welche Tipps hast du gegen den Lagerkoller und Langeweile?

Ablenkung, Ablenkung, Ablenkung und vieeel Sport und Bewegung. Würde ich in einem Hochhaus wohnen, dann würde ich Treppenlaufen, bis zum Umfallen, tagtäglich. Oder Sex, für diejenigen, die jemanden dazu haben – sonst halt alleine, weiß glaube ich auch jeder wie das geht, ist auch immer ein Mittel das gute Hormone ausschüttet.

Im Grunde sollte man sich aber wirklich nicht zu viele Gedanken darüber machen, was einem Glück und dann noch mehr Glück bringt, sondern einfach nur machen, machen, machen.

So viel braucht der Mensch nicht mal um glücklich zu sein. Mein Vater meinte, er verstehe bei vielen Leuten diese negative Grundhaltung wegen 2–3 Wochen zuhause bleiben nicht, früher hätte man das einfach nur Urlaub genannt. Das Beste aus der Situation zu machen, wird wohl die Wunderwaffe sein, denke ich.

Sofern wir dieser „Krise“ etwas Positives abgewinnen können, was würdest du dir in Hinblick auf die Welt oder der Menschheit wünschen?

Alles Gute und viel Gesundheit. Um das aber hinzubekommen, müssen alte Grabenkämpfe, angewöhnte Gepflogenheiten, persönliche Narben und Sichtweisen aufgebrochen werden.

Ich glaube, nie war die Chance größer, diese Welt ins Positive zu drehen, trotz aller Konsequenzen, die dieses Virus gerade mit sich bringt.

Ich glaube jetzt wird sich zeigen, dass diese vermeintlich endlose Weltoffenheit (die nun mal Globalisierung heißt) und endlose Freiheit alles und überall und jederzeit zu bekommen zwar bequem, aber sicher nicht gut ist.

Weder für die Menschen der jeweiligen Regionen, noch für die Erziehung unserer eigenen Zufriedenheit. Wie gesagt, ich bin der letzte, der hier seine Hände in reinem Wasser waschen möchte, ganz sicher nicht, aber etwas mehr zurück zu den Wurzeln in der Baubranche, im Handwerk, im Handel – egal wo. Vor allem aber in der Landwirtschaft stünde dieser Welt mit all ihren unfassbar schönen Regionen sicher gut. Jedenfalls spüre ich den Wind, der gerade aufzieht in dieser Sache und der fühlt sich trotz dem ganzen anderen Scheiß an Krankheit, Einsamkeit und Tod, doch wie eine warme Brise Zuversicht an.

Welche 3 Luxus-Artikel hast du dir in den vergangenen Tagen noch auf die Schnelle gekauft, um die nächsten Tage zu gut zu überstehen?

17 Kisten Bier, 35 Wachteln und eine Durchlass Hobelmaschine, um meine Frau und ihre Einrichtungswünsche zu befriedigen 🙂

Welche 3 Lieblingssongs dürfen auf einer QUARANTÄNE-Playlist auf gar keinen Fall fehlen?

Ganz klar unser Song „Nur für die Freiheit“. Ich glaube die Zeilen bringen sehr viel auf den Punkt.

Welche Bücher wirst du in der Quarantänezeit lesen?

Allen, die sich in die Materie Musikindustrie einlesen möchten, empfehle ich Cowboys and Indies. Ist zwar zäh, aber doch sehr, sehr interessant.

Das Buch von STING ist ebenso ein wunderbares Werk.

Und als Drittes können wir euch das Buch von Klaus Farin „Frei.Wild – Konservative Antifaschistenempfehlen. Ich glaube, viele kennen das Werk noch nicht und haben jetzt endlich mal Zeit in unsere Geschichte einzutauchen.

Viele Bands spielen oder planen ein Live Konzert als Webstream. Habt ihr ähnliche Vorhaben?

Nein, wie denn? Wir können uns ja nicht mal treffen. Bei dieser Geschichte passen wir. Wenn, dann machen wir – sobald wir endlich wieder dürfen – was Anständiges.

Wie seid Ihr mit Eurer Band in besonderer Weise von der aktuellen Situation betroffen? Gibt es bereits Nachholtermine für die geplanten Live-Termine und wie optimistisch seid Ihr, dass auch die neuen Termine gehalten werden können?

Nun, bis auf das Alpen Flair hatten wir dieses Jahr mal echt gar keine Konzerte geplant, einfach, weil wir dieses Jahr in Live-Bandpause sind. Von dem her sind wir gerade ziemlich entspannt, was das angeht.

Ansonsten ist die Geschichte gerade natürlich auch für uns total hart und unabsehbar, das sägt auch an unseren Nerven. Aber wir machen wie immer das Beste draus und lenken uns einfach ab. Durch neue Lieder, neue Videos, neue Aktionen, die wie wir von zu Hause aus hinbekommen – wie gesagt, raus dürfen wir ja nicht.

Wir machen das um uns, um unsere Fans abzulenken und für etwas Farbe an diesen echt einsamen Tagen zu sorgen. Es geht weiter immer weiter und daran halten wir uns fest, wie immer.

Alles Gute, viel Kraft und Gesundheit euch allen. Bleibt stark!!!
– Philipp Burger

Interview vom 30. März 2020 von Marcus Liprecht

Maßnahmen gegen Coronavirus

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    • Gute Hygiene kann vor einer Ansteckung schützen.
  • Wer sich krank fühlt, sollte telefonisch Kontakt zum Arzt aufnehmen.

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