Philipp Burger: Zwischen Gitarrenriffs und Landwirtschaft

Bauer sein ist geil: Wie sieht der rockende Landwirt Philipp Burger die Auswirkungen des Klimawandels auf seinen Hof? Und würde er sich für den Umweltschutz auf die Straße kleben? Die Antworten könnten überraschen!

Der Frei.Wild-Rocker Philipp Burger hat nicht nur eine raue Stimme, sondern auch eine klare Meinung zu Qualität und Preisgestaltung von Lebensmitteln. Erfahre, warum er als Landwirt regionale Produkte bevorzugt und was er von der heutigen Flut an ganzjährig verfügbaren Lebensmitteln hält.

In seiner kürzlich veröffentlichten Autobiografie „Freiheit mit Narben“ hat Philipp Burger bereits intime Einblicke in sein Leben gegeben. Nun setzen wir das Gespräch fort mit einem Blick auf das Leben auf Burgers Hof und wie er die Landwirtschaft als mehr sieht als nur ein Hobby.

In diesem exklusiven Interviewteil mit Philipp Burger, dem Rockmusiker und leidenschaftlichen Landwirt, tauchen wir tief in die Wurzeln seiner Liebe zur Landwirtschaft ein. Der Sänger von „Frei.Wild“ gewährt uns Einblicke in seine Kindheit, die von der landwirtschaftlichen Atmosphäre seiner Eltern geprägt war, und erzählt, wie der Traum vom eigenen Hof während seiner Zeit im Musikstudio Gestalt annahm.

Burger spricht über die Höhen und Tiefen seines Daseins als Landwirt. Finanzielle Herausforderungen und Anfängerfehler werden von ihm als persönliche Motivation betrachtet. Doch gleichzeitig betont er die unvergleichliche Verbindung zur Natur, die diese Arbeit zu einer „Open Air“-Mission macht.

Die Diskussion über Qualität und Preisgestaltung von Produkten im Einzelhandel führt Burger zu einem eindringlichen Plädoyer für regionale Produkte. Er kritisiert die Verlagerung der Vorfreude auf saisonale Lebensmittel und sieht darin eine Hauptursache für Umweltverschmutzung.

Burger äußert sich zur unersetzlichen Rolle des Dieselmotors und lehnt radikale Ansichten von Klimaaktivisten ab. Ein klares „Nein“ kommt von ihm, wenn es darum geht, sich gewalttätig für den Umweltschutz einzusetzen.

Sein Appell an Bauern und Landwirte, die daran denken, aufzugeben: Haltet durch, denn die Zukunft der Landwirtschaft wird spannend!

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Dann lest das komplette Interview mit Pressure Magazine und erfahrt, wie der Rockmusiker auch das Ackerland erobert hat.

Man wird nicht über Nacht zum Landwirt. Wann fing die Idee bei dir an den Traum vom eigenen Hof zu verwirklichen? 

Philipp Burger: Schon seit meiner Kindheit habe ich die Atmosphäre der Landwirtschaft durch meine Eltern erlebt. Das Gefühl, jeden Tag an der frischen Luft zu sein, ging jedoch verloren, als ich meine Zeit im Musikstudio verbrachte, obwohl ich als Zimmermann noch draußen arbeitete.

Die Idee, mein Glück mit der Landwirtschaft zu versuchen, kam mir, als ich mich mit den Wiesen meiner Vorfahren auseinandersetzte. Daraufhin begann ich, Schulen und Kurse im Bereich der Landwirtschaft zu besuchen. Es dauerte nicht lange, bis ich wusste, dass ich mich dem Großprojekt der Landwirtschaft widmen wollte.

Ich denke, meine gegenwärtige Liebe zur Landwirtschaft resultiert aus der Tatsache, dass ich sie freiwillig betreibe. Viele Menschen in der Landwirtschaft, insbesondere in steilen und gefährlichen Hanglagen, empfinden die Arbeit oft als Last und Ballast in ihrem Leben. Aber für mich ist es anders, da ich die Landwirtschaft auf meine eigene, freiwillige Weise ausübe.

Was ist denn das Schönste an diesem Beruf und gleichzeitig das schlimmste?

Philipp Burger: Das Schlimmste ist, dass es finanziell betrachtet für mich weniger als eine Nullnummer ist. Besonders als Neuling in der Landwirtschaft investiert man oft in die falschen Dinge und macht Fehler. Trotzdem sehe ich all diese Herausforderungen als persönliche Motivation.

Das Schönste an meiner Arbeit ist die enge Verbindung zur Natur, die man in kaum einem anderen Beruf so intensiv erleben kann. Für mich ist es meine ganz persönliche „Open Air“-Mission im Freien, die mir genauso viel bedeutet wie mein Leben auf der Bühne.

Ein entscheidender Faktor in der Landwirtschaft ist, dass du nichts beschleunigen kannst – Wiesen wachsen, wie sie wollen und das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Es ist mir bekannt, dass du auch deine eigenen Produkte an Freunde in der lokalen Gastronomie in Brixen vertreibst. Als Landwirt hast du sicherlich eine Meinung zu Qualität und Preisgestaltung von Produkten im Einzelhandel?

Philipp Burger: Es besteht ein erheblicher Unterschied in der Qualität von Fleisch, und dies beginnt bereits beim Preis. Rindfleisch ist beispielsweise teurer als Schweinefleisch. Wenn ich durch Supermärkte gehe, frage ich mich manchmal, wie hier überhaupt noch ein Gewinn erzielt werden kann. Es ist schwer nachvollziehbar, warum Milch günstiger sein kann als Wasser. Dies erfordert definitiv ein Umdenken, und mein größter Wunsch ist es, nicht mehr so viele Produkte das ganze Jahr über gleichzeitig im Regal zu sehen.

Eine traurige Entwicklung ist der Verlust der Vorfreude auf saisonale Lebensmittel, die von der Natur bestimmt werden. Diese Vorfreude auf saisonale Produkte, wie wir sie früher hatten, ist verloren gegangen. Ich erinnere mich an meine Kindheit und daran, dass es zu Nikolaus Orangen gab. Das können viele sicherlich noch nachvollziehen.

Dieser Verlust ist bedauerlich und ehrlich gesagt meiner Meinung nach eine der Hauptursachen für Umweltverschmutzung. Der Transport von Waren rund um die Welt erfordert erhebliche Ressourcen und verursacht Tonnen von Treibstoffemissionen. Aus diesem Grund befürworte ich regionale Produkte und unterstütze die heimische Landwirtschaft sowie Projekte zur Förderung von ertragsschwachen landwirtschaftlichen Gebieten. Hier fließt finanzielle Unterstützung, anstatt Millionen Tonnen Treibstoff durch Flugzeuge zu verbrauchen.

Wie macht sich der Klimawandel bei dir in der Landwirtschaft bemerkbar?

Philipp Burger: Der Dieselmotor ist in der Landwirtschaft nahezu unersetzlich, abgesehen von einigen wenigen leichten motorisierten Geräten. Früher gab es ähnliche Vorbehalte gegenüber dem Auto, aber insbesondere in der Berglandwirtschaft sehe ich keine realistische Alternative. Wie soll die Landwirtschaft mit Elektrofahrzeugen bewerkstelligt werden?

Um diese -meiner Meinung nach- sehr radikale Sichtweise von Klima-Aktivisten zu verstehen, müsste ich mich intensiver informieren. Allerdings lehne ich extremistische Ansichten im Umweltschutz entschieden ab, insbesondere wenn Gewalt angewendet wird.

Du würdest dich demnach also nicht auf die Straße kleben, um auf den Klimawandel aufmerksam zu mache

Philipp Burger: Nein. Das werde ich ganz sicher nicht.

Wie ordnest du dich mit deinem Hof in Zukunft ein. Soll es ein aufwendiges „Hobby“ zum Ausgleich neben der Musik bleiben oder möchtest du deine Aktivitäten weiter ausbauen?

Philipp Burger: Es handelt sich bei meiner Tätigkeit nicht um ein Hobby im herkömmlichen Sinne; vielmehr ist es einen weiteren anständigen Beruf, den ich ausübe. Allerdings erfordert die Landwirtschaft erhebliche Unterstützung, ähnlich wie bei meiner Band, wo zahlreiche Personen dazu beitragen. Während ich mit meiner Band auf Tour bin, übernimmt mein Vater notwendige Aufgaben auf dem Bauernhof, und abends kümmern sich meine Kinder darum, den Stall zu versorgen. Unsere gesamte Familie hält eng zusammen, um alles am Laufen zu halten.

Ich bin überzeugt, dass „Regionalität“ in der Landwirtschaft in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Deshalb ermutige ich all jene, die derzeit mit dem Gedanken spielen, aufzuhören oder aufzugeben, noch weiter durchzuhalten. Die kommenden Jahre werden viele Weichen stellen und neue Chancen in der Entwicklung der Landwirtschaft bringen.

Das Interview mit Philipp Burger führte Marcus Liprecht für Pressure Magazine.
Zitate und Auszüge aus dem Interview sind nur in Verbindung mit einem Quellennachweis erlaubt.

Dokumentation: Zwischen Landwirtschaft und Rock`n`Roll

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