Label: Knock Out Records
Veröffentlichung: 20.09.2007
Manche Neuerscheinungen schmeißt man in die Anlage, drückt Play und weiß schon genau, was gleich kommt. Bisweilenl liegt man dabei falsch – das kann positiv oder negativ sein. Beim neuen Stage Bottles Album „Mr. Punch“ lag ich falsch und das war gut. Seit dem letzten Release sind nicht nur drei Jahre vergangen, nach diversen Besetzungswechseln hat die Band aus dem Rhein-Main-Gebiet auch drei neue Mitglieder in ihren Reihen. Und die sorgen auf dem mittlerweile fünften Longplayer von Deutschlands wohl bekanntester Antifascist-Oi! Band für reichlich frischen Wind. Zu sagen, die Stage Bottles hätten sich im 14ten Jahr ihres Bestehens völlig neu erfunden, ist sicher übertrieben. Der stilistische Sprung ist dennoch nicht von der Hand zu weisen. Zwar war schon der Vorgänger „New Flag“ etwas aus der Reihe, aber „Mr. Punch“ ist wirklich etwas Neues. Das Songwriting ist kompakter als zuvor, die 14 Stücke insgesamt besser aufeinander abgestimmt, wirken wie aus einem Guss. Die melodischen Gitarren, das gut platzierte Saxophon und nicht zuletzt die vielen Chöre machen die Songs eingängig und abwechslungsreich. Frühere Stage Bottles-Platten hatten einige Hits, aber leider auch ein paar Lückenfüller dabei. „Mr. Punch“ hält ein hohes Niveau. Wobei sich „der Hit“ der Platte beim ersten Hören nicht so recht offenbaren will. Nach ein paar Durchgängen zeichnen sich „I’ll never understand“ und „Mr. Punch“ als Kandidaten ab, aber letztendlich sind ein ganzer Haufen guter Songs vertreten. Doch Musik allein ist ja nicht alles. Inhaltlich geben sich die Bottles in Songs wie „How long will we wait“ und „Western Culture“ gewohnt politisch und kämpferisch. In „Big delusions of Grandeur“ und „You can’t just change without making a stand“ setzt man sich kritisch mit der eigenen Szene auseinander. Nummern wie „I May be impolite“ oder „We are the Rude Crew“ sind dagegen eher der Soundtrack für die nächste Kneipentour. Erwähnt seien noch die Interpretation der Angelic Upstarts-Hymne „Solidarity“, die live schon länger zum Set der Bottles gehört, und der Rausschmeißer „Time Machine To 1969“ – eine relaxte Skinhead-Reggae Nummer. Auch die Aufmachung ist – vor allem im Vergleich zu den alten Platten auf Mad Butcher – sehr gelungen. Die Figur des Mr. Punch führt durchs Booklet, in dem die Lyrics auf Englisch und Spanisch abgedruckt sind. Fazit: Nicht das, was man von den Stage Bottles erwartet hätte, aber auf alle Fälle eine positive Überraschung. Im frischen Sound und mit alten Stärken hat „Mr. Punch“ ein paar ordentliche Kracher in der Tasche. Wer die Bottles bisher gut fand, wird sie jetzt vielleicht noch besser finden. Wer mit ihrer Musik bisher nicht so warm wurde, sollte ihnen eine zweite Chance geben.
Wertung: 0=5 Sterne