Label: Rookie Records
Veröffentlichung: 27.04.2007
„Hier eine Verbeugung an die frühen Jahre der Toten Hosen, dort eine Inspiration durch Social Distortion. Hier Fehlfarben in der Stimme, dort But Alive in den Texten.“ – Große Worte, mit denen Rookie Records das vierte Album der Oldenburger Punkband „Bitume“ ankündigt. Produziert von Archi Alert („Terrorgruppe“), hat sich die Band ganze drei Jahre Zeit gelassen, um den Nachfolger des damals gefeierten „Punkrock Motorcity“ zu veröffentlichen. Nun ist „Gut im Trend“ in den Regalen und man fragt sich: Ist der Titel gar dahingehend zu verstehen, dass man sich von den Wurzeln entfernt und zum seichten Punkpop hinwendet? Glücklicherweise ist das Gegenteil der Fall: „Bitume“ sind nochmals gewachsen, die Produktion hat im Vergleich zum Vorgänger ordentlich zulegen können. Tatsächlich passen die eingangs erwähnten Vergleiche ganz gut, wobei sich am ehesten die „But Alive“-Fraktion mit dem Album zurechtfinden können. Die frühen Hosen hört man in den schnelleren, rauen Tracks zwar ebenfalls raus, „Social Distortion“ und deren Fanbase werden aber bestenfalls mal am Rande gestreift. Nichts desto trotz können die Fans von Pomademann Ness durchaus ein Ohr riskieren. Denn das hier ist intelligenter, nicht aufdringlicher Punkrock, dessen Stärke im leisen Aufschrei und cleveren Texten liegt. Musikalisch ist „Gut im Trend“ alles andere als aufdringlich, die schnellen Songs wie „Ein Tag wie 100 fette Jahre“ und „Lolch 2“ sind deutlich in der Minderheit. Stattdessen überwiegen die langsameren Tracks, die mit viel Melodie aufwarten, hier und da sogar an späte „Slime“ erinnern und vor allem eins sind: Inhaltlich verdammt wertvoll. „Ein schöner Tag am Hafen“, „Menschen ohne Namen“ und „Langsam tanzen“ machen das am ehesten deutlich. Klar finden sich hier Pop-Anleihen, aber „Bitume“ wissen damit umzugehen und setzen das alles sehr clever um. Mit politischen Statements hält man sich bewusst zurück, plattgetretene Parolen haben auf „Gut im Trend“ keinen Platz gefunden. Sozialkritisch sind „Bitume“ dennoch auf jedem Track, das allerdings auf ihre eigene Weise. Sehr erwachsene Lyrics für sehr erwachsene Hörer, die keinen Wert auf das handelsübliche 3-Akkorde-Gedresche haben. Punkrock, wie man ihn heute leider selten antrifft, prima zum Nachdenken, weniger zum Abgehen, eine Platte für die ruhigeren Stunden, dennoch alles andere als lahm oder belanglos. „Bitume“ präsentieren sich auf ihrem vierten Album als gereifte Combo, die es nicht nötig hat, aufs Gaspedal zu treten, um ihre Message rüberzubringen.
Wertung: 0=6 Sterne