Label: Nix Gut
Veröffentlichung: 2006
Der Deutschpunk macht es dem Käufer heutzutage eigentlich leicht: Man begibt sich zum Plattenhändler seines Vertrauens, schaut sich fix Cover, Titel und Bandnamen an, schon ist oftmals alles klar. So auch hier: Was erwartet man wohl von einer CD namens „Damals wie heute… hassenswerte Welt!“ von Wehrlos? Genau, Punkrock Marke 08-15. Aber wir wollen mal keine Vorurteile haben und gönnen der Scheibe einige Durchläufe. Los geht’s mit Steven Seagal, der in einer Ansprache aus dem Film „Auf brennendem Eis“ zum Besten gibt, warum Konzerne böse sind und die Umwelt verschmutzen. Ansprachen dieser Art passen in etwa zum Seagal-Image wie Wehrlos zu gutem Punkrock: Kaum. Nachdem die Worte des Actionstars verklungen sind, wird auch schon ordentlich drauflos geholzt. „Schaut euch die…“, „Linksfaschist“ und „Bierpolitik“ präsentieren drei Akkorde zu in etwa den Texten, welche die Titel vermuten lassen: Gesellschaft scheiße, Nazis scheiße, Staat scheiße. „Für Dich“ soll zeigen, dass man auch zu Themen jenseits dem Punkeralltag fähig ist, als guter Lovesong geht der Track deshalb aber noch lange nicht durch. Der Titel „Stumpfsinn Deluxe“ klingt da schon fast selbstkritisch. Einzig „In mir“ fängt richtig gut an – bis der Gesang einsetzt. Die meisten Titel ähneln sich entweder textlich oder musikalisch deutlich, auffällig ist lediglich der Sänger, der irgendwo zwischen (alten) Dritte Wahl und Pöbel und Gesocks rangiert. Wer mit besagten Bands etwas anfangen kann, könnte ein Ohr riskieren, um dann festzustellen, dass die Originale doch besser sind. Wer dagegen einfach mal wieder was zum Dagegen-sein braucht und sich nicht dran stört, dass Wehrlos wie 1.000 andere Combos klingen, greift zu einem weiteren grandiosen Nix Gut-Records Machwerk, das sich vom restlichen Label-Katalog bisweilen nur durch den Namen unterscheidet.
Wertung: 0=2 Sterne