Freitag, April 26, 2024

V/A – Oi! The Singles Collection of Bandworm Records

Label: Bandworm
Veröffentlichung: 03.11.2006

„Oi! The Singles Collection of Bandworm Records Vol.1“ ist eine Zusammenstellung von vier EPs, die auf dem gleichnamigen Magdeburger Label erschienen sind. Da die Platten heute kaum oder nur noch zu horrenden Preisen erhältlich sein dürften, ist die Idee an sich gut: Man legt lange vergriffene Scheiben neu auf, digital remastered natürlich und packt gleich vier davon auf eine CD. Als Bonus kommt die Disc in der limitierten Auflage noch in Vinyl-Optik daher. Damit stehen zwar immer noch keine original Platten im Regal, der Look stimmt aber immerhin. Im Booklet findet man dann noch die Artworks der vier EPs sowie die Texte der Songs. Alles in einem sauber gemachten Digipack verpackt kommt „Oi! The Singles Collection…“ rein optisch wirklich gut daher. Bleiben die Inhalte und damit die Kritikpunkte am Sampler. Bei den vier EPs handelt es sich en Detail um die Scheiben „Schusterjungs“ der gleichnamigen Band, „Schnaps“ von Soko Durst, „Der letzte im Lokal“ der Eastside Boys und „Heimspiel“ von den Stammtischprolls. So gut wie jede Band fängt ihre Laufbahn mit einer EP an, auch die genannten. Damit ist schon mal klar, dass es sich um Erstlingswerke handelt und die sind natürlich nicht immer derart gelungen. Das mag an der fehlenden Kohle für richtiges Equipment oder mangelnder Erfahrung im Texten und Komponieren liegen. Fans, welche die Combos erst mit späteren Alben kennenlernen, ist das meist egal, es handelt sich ja schließlich um das Debut und so verzeiht man schon mal den einen oder anderen Fehler, dafür hat man ja das begehrte Original im Regal stehen und die Sammlung ist komplett. Mit den Schusterjungs konnte ich zugegebenermaßen nie viel anfangen. Sicher partytauglich und prollig bis zum Abwinken, dennoch irgendwann einfach nur noch nervig. Textlich decken Loikämie den Sektor „Prolet“ vollkommen ab, zudem bieten die Plauener ihre Anliegen musikalisch wirklich besser dar. So befinden sich mit „Das sind wir“, „Hass Society“, „Mach dich frei“ und „Und nicht mehr“ vier Songs auf dem Sampler, die weder inhaltlich noch akustisch viel hergeben oder durch große Abwechslung glänzen. Das war im Falle Loikämie schon 2002 besser. Im selten Jahr ist die „Schusterjungs“-EP erschienen, seither wurden zwei Alben nachgelegt und ein ordentlicher Fankreis erspielt. Selbiger wird sich über die EP sicher freuen, alle anderen überspringen die ersten vier Songs der „Oi! The Singles Collection…“, ohne etwas zu verpassen. Soko Durst bleiben da schon länger im Gedächtnis. Abwechslungsreich und mit einer ordentlichen Kante Streetpunk und Melodik, kommt die „Schnaps“-EP deutlich besser rüber als die Schusterjungs. Mit dem in bester Motörhead-Manier scheppernden „Rock’n’Roll“ sind die vier Tracks auch schon rum und die Eastside Boys dran. Deren Scheibe „Der letzte im Lokal““stellt den Höhepunkt des Samplers dar. Musikalisch wird hier eigentlich mehr Punk als Oi! geboten, aber das stört nicht wirklich. Mit „Günther Netzer“ ist sogar ein arg balladen-lastiger Song dabei, bis dahin geht „Der letzte im Lokal“ aber runter wie ein frisch Gezapftes. Den Rauswurf machen die Stammtischprolls. Deren CD „Stumpfrock brutal“ hat Kollege Sebastian ja schon genüsslich auseinander genommen. Die Kritikgründe bleiben auch bei „Heimspiel“ die gleichen: Stumpfrock mit unverständlich gröhlendem Sänger gibt’s bei Pöbel und Gesocks besser, druckvoller Sound ist noch lange kein Garant für ordentliche Musik und Kinderreime eben nur für Kinder geeignet. So findet das „Heimspiel“ musikalisch allenfalls in der Regionalliga statt. „Oi! The Singles Collection…“ ist wirklich nur Die-Hard-Fans aller vier Combos zu empfehlen. Und selbst die erleben unter Umständen die eine oder andere Überraschung. Wer unbedingt seine Sammlung komplettieren will, sucht auch dann noch nach dem Vinyl, wenn die CD bereits im Regal steht, entsprechend sinnfrei ist eine Anschaffung. Alle anderen könnten ein Ohr in Punkto Eastside Boys und Soko Durst riskieren. Für etwa 13 Euro sollte man allerdings etwas mehr als nur schöne Aufmachung erwarten können.

Wertung: 0=2 Sterne

Pressure Magazine
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