Musiker gelten seit je her als Mode-Ikonen und Trendsetter mit ihrer Kleidung, die das Image des unnahbaren Rockstars von Welt oder die des rauen Outlaws unterstreicht. Ein Modelabel, das eben solche Rockstars und welche die sich damit identifizieren mit stilechter Bekleidung, wie Lederjacken und T-Shirts mit rockbaren Motiven ausstattet, ist das englische Modelabel „Tuesday Night Band Practice“.
Pressure Magazine sprach mit dem Designer und TNBP-Gründer Robin Graves über die Entstehung des Labels, mit dem er der Modewelt den Krieg erklärt hat und erfuhren dabei mehr über angesagte Clubs in Großbritannien, die Trends in 2012 und weshalb es neben dem „Forever 27 Club“ auch eine Alternative für ältere Rockstars geben sollte.
Hallo Rob, bitte stell Dich unseren Lesern des Pressure Magazines kurz vor!
Rob: Mein Name ist Robin Graves. Ich bin ein Teil von Tuesday Night Band Practice, einem obskure, geisteskranken Modelabel mit Sitz in London. Eine Reaktion auf ein bis heute nicht vollständig verarbeitetes Kindheitstrauma!
Was hat es mit dem Namen „Tuesday Night Band“ auf sich?
Rob: Wir trafen uns regelmäßig an den Dienstag Abenden zur Bandprobe und so entstand aus diesem gemeinsamen Ritual schon bald die Idee für das „Brand Practice“-Label. Mode und Musik sind bei uns ein fließender Übergang und so entwickelten wir schon bald die Idee, beides miteinander zu verbinden und fingen an unsere eigene Modelinie zu entwerfen.
Vor TNBP haben wir bereits im Modebereich gearbeitet und haben hauptsächlich „Rock n Roll“ Klamotten und Tour-Merchandise entworfen, die den hohen Ansprüchen von Bands, wie den Rolling Stones oder U2 gerecht wurde.
Ich selbst bin Illustrator von Beruf, spiele Gitarre und schreibe Musik zusammen mit meinem Geschäftspartner Mark Murder. Mark ist ebenfalls Gitarrist in unserer Band und studierte Mode an der Kunsthochschule. Eines Tages beschlossen wir mit unseren vereinten Kräften die TNBP zu manifestiert. Wir hatten das Glück in dieser Zeit einige Charaktere zu treffen, die uns inspiriert haben. Darunter einige Designer, Künstler und Musiker, die alle dazu beitrugen, das zu erreichen, wofür TNBP heute steht.
Welche Philosophie verfolgt Ihr mit dem Label?
Rob: Jeder Glanz vergeht einmal, aber Dunkelheit währt ewig! Wir versuchen uns selbst jederzeit treu zu bleiben und unsere Kollektions-Entwürfe so ehrlich wie möglich zu halten. Ich denke, Ehrlichkeit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Marke. Man muss sie leben!
Wie würdest die Mode beschreiben?
Rob: Ein Schlachtfeld! Es handelt sich um zukunftsweisende Mode, mit einer retrospektiven Anmutung. „Vintage Rock“ mit einer Mischung aus einzigartigen Stoffen und Drucktechniken.
Alle Kleidungsstücke – vor allem die T-Shirt Designs – machen den Eindruck, dass sie eine epische Geschichte erzählen. Was inspiriert Euch und sammelt Ihr neue Ideen für die Kollektionen?
Rob: TNBP fühlt sich für uns an wie ein epische Geschichte. Unser Wille, der Mode den Krieg zu erklären! Diese Mode spiegelt mit jedem einzelnen Kleidungsstück unsere Gedanken, Ideen und unsere Interessen wieder.
Viele unserer Ideen kommen aus der Musikwelt. Wir schaffen Kunstwerke, die auf unseren eigenen musikalischen Kompositionen und eigenen Erfahrungen damit basieren. Es sind die Erfahrungen, die viele von uns machen und das ist der Grund, weshalb sich auch viele Menschen damit identifizieren können. Es ist mir total wichtig, dass unsere Arbeit etwas bewirkt, eine Erinnerung aus der Vergangenheit weckt oder eine Zugehörigkeit schafft, vor allem wenn man sich wie ein Ausgestoßener oder ein Vagabund in der Gesellschaft fühlt.
Wir verwenden auch Einflüsse aus religiösen Werken oder okkulten Phänomenen in unsere Designs auf. Ich mag es die Geschichten von Menschen und deren Charakter zu erforschen und zu sehen, wie sie versuchen aus ihrem Alltag zu flüchten, sich sicher zu fühlen, erleuchtet werden oder sich irgendwie zugehörig zu fühlen.
Es ist mir wichtig, ständig zu lernen und mich selbst zu fordern. Wir haben das Glück, zusammen mit unseren Freunden an einem sehr kreativen Projekt zu arbeiten.
Wer sollte auf Ihre Mode aufmerksam werden?
Rob: Alle möglichen Leute können etwas in unseren Kollektionen finden. Gerade Musiker haben offensichtlich einen direkten Bezug zu unseren Stücken und wir unterstützen unsere lokale Band-Szene wo wir nur können. Support für aufstrebende Bands mit unserer Ware und Kooperationen sind immer interessant.
Es gibt durchaus ein paar Rocker in der LA-Szene, die unsere Sachen cool finden. Axl Rose trug unsere Klamotten auf seiner Tour, das fanden wir echt gut, weil wir große Fans von Guns n Roses sind!
Wir bekommen eine Menge E-Mails von TNBP Fans erhalten, die uns direktes Feedback zu unseren Klamotten geben und auch die mittlerweile vergriffenen Designs anfragen. Das ist toll, von diesen Leuten direkt zu hören, was sie darüber denken. Eine junge Band namens Howl on Vinyl schickte uns mal ein Foto von ihrem TNBP Tattoo, das war cool. Zusammen mit Romance, Dead Kids und Bo Ningen, unterstützen die Jungs unser Label wahnsinnig und gaben ein großes Konzert bei unserer Eröffnungfeier.
Eure Kleidungsstücke haben einen ausdrucksstarken und martialischen Look. Was sind die Unterschiede zwischen Eurer Modelinie und anderen?
Rob: Wir versuchen die Grenzen mit der Entwicklung neuer Techniken und interessanter Stoffe zu sprengen. Wir finden es cool, wenn sich die Leute fragen, wie wir diesen oder jenen Effekt auf unseren Stoffen hinbekommen haben. Das ist unser persönlicher Anspruch und Herausforderung zugleich.
Jedes Kleidungsstück wird von Hand gefertigt und gibt dem Träger ein einzigartiges Gefühl und macht es dadurch natürlich auch sehr individuell. Die persönliche Note und Zauber mit jedem einzelnen Stück! Das ist aus meiner Sicht größte Unterschied.. (grinst)
Ist der „Forever 27 Club“ ein Mythos?
Rob: Es ist in der Tat sehr sonderbar, ich habe viel darüber gelesen und finde es sehr fesselnd. Genau wie die Robert Johnson Blues Story. Es ist definitiv ein Club in dem ich selbst gerne abhängen würde – aber leider bin ich mittlerweile zu alt, um daran teilzunehmen. Wir müssen also einen neuen Club für ältere Rocker gründen! (lacht)
Wo wir gerade bei „Clubs“ sind, was sind denn die derzeit angesagten Clubs in England?
Rob: hmmm, da bin ich mir nicht ganz sicher.. ich bin mehr der Typ der in Pubs mit anständiger Live-Musik geht.. vor allem hängen wir im „Billy Brain“ in East London ab, weil dort eine Menge Metal-Musik gespielt wird. Wir streunen aber auch häufig durch die Straßen im East End, immer auf der Suche danach eine gute Band live zu sehen. Viele Kreative und Modeaffine Jugendliche zieht es derzeit in das trendige Künstlerviertel nach Dalston, um sich dort kreativ auszutoben. Somit werden dort auch alte Veranstaltungsorte zu neuem Leben erweckt.
Welche aus England stammenden Bands sollte man auf jeden Fall im Auge behalten?
Rob: Meine Top-Bands, obwohl sie im Moment nicht live spielen sind:
Jet Black – Der Gitarrist ist großartig und die Jungs machen gute Unterhaltung!
Das Eighties Matchbox B-Line Disaster – Ein starker, einzigartiger Sound zu der Zeit und einer unglaubliche Live-Performance.
Die Rolling Stones – Tja, es sind die Rolling Stones! Noch immer die Rolling Stones und noch immer am Leben!
Welche Mode-Trends siehst Du für das Jahr 2012?
Rob: Mode arbeitet auf so vielen verschiedenen Ebenen und ein Trend IST wirklich schwer auszumachen. Ich würde sagen, das sich der „Heritage“-Look zeichnet im Moment durchsetzt. Wir selbst konzentrieren uns eher auf das, was wir tun und bleiben uns selbst treu. Wie all die anderen Designer mit denen wir auf der Pariser Fashion Week abhingen, achten wir darauf uns auf die Weiterentwicklung unserer Kollektionen zu fokussieren und während wir weiter an uns arbeiten, können andere gerne darüber diskutieren was für sie „Trend“ ist oder nicht.
Ansonsten wird 2012 schwarz, schwärzer, am schwärzesten bis wir in den Flammen der Apokalypse verschlungen am Tage des jüngsten Gerichts unserem Schöpfer gegenüber stehen!
Das ist ein starkes Schlusswort! Möchtest Du dem noch etwas hinzufügen?
Rob: Vielen Dank, für Euer Interesse und viele Grüße an alle Leserinnen und Leser des Pressure Magazines. Schaut bei unserem neuen Online-Shop vorbei: www.tnbpclothing.co.uk.
Zögert nicht mit uns Kontakt aufzunehmen und schaut auch auf unser Website vorbei: www.tuesdaynightbandpractice.co.uk
IF YOU’ARE SO FAMOUS WHY AREN’T YOU DEAD! 27 FOREVER!
Interview von Marcus Berg im März 2012
Pressure Tipp: High Fashion – Exklusive Marken internationaler Designer gibt es bei www.verypoolish.com
English Version: Interview with Robin Graves of Tuesday Night Band Practice
Offizielle Homepage: www.tuesdaynightbandpractice.co.uk
TNBP bei facebook: www.facebook.com/Tuesday-Night-Band-Practice
Fotos: Tuesday Night Band Practice