Sonntag, April 28, 2024

Cavalera Conspiracy – Inflikted

Label: Roadrunner
Veröffentlichung: 28.03.2008

Ob mit der Aussöhnung der Brüder Max und Igor Cavalera nun auch die (von vielen Fans lange erwartete) Reunion der 1996 zerbrochenen Trashmetal-Legende „Sepultura“ ins Haus steht, scheint zwar täglich wahrscheinlicher, aber immer noch nicht sicher. Vielleicht ist das auch erst mal gar nicht nötig, Max hat sich schließlich mit „Soulfly“ schon seit mehreren Studioalben auf ganz andere Pfade begeben und Weltmusik-Elemente gekonnt mit bleischweren Grooves und tiefstmöglichen Riffs vermengt. Was dabei herauskommt, wird jeder, der einmal das Vergnügen hatte, bei einem „Soulfly“-Konzert in den ersten Reihen zu stehen, bestenfalls als „verdammt hart“ bezeichnen. Dennoch ist die inoffizielle Seps-Nachfolgeband ein wenig in die Jahre gekommen, speziell auf den letzten Alben wiederholt man sich schon hörbar, womit „Primitive“ noch immer das Brett unter den Brettern bleibt, das man nie mehr so recht erreicht hat (was natürlich Geschmackssache ist). Genug um den heißen Brei gelabert, schließlich sind nun zwei der vier ursprünglichen „Sepultura“-Mitglieder wieder dick Buddy und mit „Cavalera Conspiracy“, dem ersten gemeinsamen Bandprojekt seit stolzen zwölf Jahren, wieder musikalisch vereint. Dabei rumgekommen ist „Inflikted“ als erster Output. Da seither viel Wasser den Rhein runtergeflossen ist, sind natürlich Elemente von „Soulfly“ eingeflossen, das macht schon der Opener „Inflikted“ klar. Klingt schwer nach der Gitarrenarbeit Marc Rizzo und tatsächlich, der Mann steht neben „Soulfly“ auch bei „Cavalera Conspiracy“ an der Axt. Mit der er in gewohnter Manier ganze Wälder zu roden scheint, brachial, laut, sperrig und mit mehr Groove als 30 Jahre Disco. Passt und kommt bis zur Hälfte auch sehr bekannt vor, wäre da nicht das plötzlich einsetzende Solo. Das klingt verdächtig nach Powermetalbands a la „Iced Earth“ und – soviel sei gleich gesagt – zieht sich eigentlich durch das gesamte Album. Hier haben wir also das Novum: Es wird melodisch und trashig zugleich. Hören wir mal weiter. „Sanctuary“ zeigt Max in stimmlicher Bestform, da hat jemand das Shouten noch immer nicht verlernt. Hier sollte so manche Nachwuchs-Metalcoreler mal reinschnuppern, um richtig böse Vocals zu hören. Aber wir wollen mal nicht böse sein, dazu ist „Sanctuary“ ein viel zu übler Nackenbrecher, durchaus HC-geeignet, wenn man denn so will. Das erneut vorkommende Solo von Rizzo allerdings ausgenommen. Ein paar Songs später erinnert „Ultra-Violet“ mit den wirklich langsamen Grooves schon beinahe an irgendwelche nordeuropäischen Deathmetaller. „Hex“ dagegen ist an Geschwindigkeit schwer zu überbieten, vom Speed her locker mit alten „Sepultura“-Outputs vom Schlage eines „Arise“ zu vergleichen. Und schön einfach gehalten, draufgeknüppelt ohne Gnade, klasse. „Bloodbrawl“ ist dann wieder eine Mische aus Deathmetal-Anklängen und späten „Soulfly“. Nett, nicht besonders neu allerdings. Besonders die akustischen Klänge am Ende des Songs und die Chöre dazu kennt man langsam. Was den Track nicht schlechter macht. Dennoch lieber „Nevertrust“, wo eben auch jene politischen Botschaften, die die Seps immer ausgemacht haben, vorkommen. Erinnert ein ganz klein wenig an das „Ratos de Porao“-Cover „Crucificados pelo sistema“, ebenso schnörkellos wie „Hex“, gutes, stupides Kloppen, nicht mal zweieinhalb Minuten lang. Den Abschluss bilden mit „Heart of Darkness“ und „Must Kill“ nochmal zwei groovigere Nummern, dann sind die rund 43 Minuten „Cavalera Conspiracy“ auch schon rum. Fazit: Meiner Meinung nach können „Sepultura“ auch in der jetzigen Form bestehen bleiben, ich fand Derrick Green eigentlich immer sehr kewl und vor allem smart, zudem ein guter Shouter, der dem brasilianischen Trash-Export Nummer eins durchaus neue Noten gegeben hat. Vor allem: Was sollte eine Reunion bringen, das „Cavalera Conspirancy“ nicht schon gut genug erledigt? Klasse Album voller Nackenbrecher, die sich hier und da ein wenig ähneln, aber mit den Gitarrensoli etwas ganz neues in die Sache bringen: Melodie. Und damit auf jeden Fall einige Runden im heimischen Player wert sind.

Wertung: 0=5 Sterne

Pressure Magazine
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