Der 32 Jahre alte Dresdner Alexander Wolfe ist seit 2015 bei der WWE unter Vertrag. Im April gab der deutsche Wrestler Alexander Wolfe seinen Abschied in bei WWE SmackDown bekannt und somit war auch „SAnitY“ Geschichte. Nun kämpft der erste deutscher Champion bei WWE an der Seite von WALTER, Marcel Barthel und Fabian Aichner unter der Formation „Imperium“.

Pressure Magazine hatte im Zuge eines Besuchs im WWE Performance Center in England die Gelegenheit mit Axel Tischer, in der deutschen Szene früher bekannt als „Axeman“, zu sprechen.

Bitte stelle dich unseren Lesern kurz vor.

Ich bin Axel Tischer (Bürgerlicher Name) und ich bin in Dresden geboren und aufgewachsen. Dort habe ich seit den 2000 Jahren den Wrestlingsport betrieben und mich von dort aus kontinuierlich weiter entwickelt. 2014 habe ich die Gelegenheit bekommen ein sogenanntes „Thrive“ von der WWE zu absolvieren und konnte dort überzeugen. Die WWE wollte mich dann unter Vertrag nehmen, wir sind zu einer Einigung  gekommen und seit April 2015 bin ich Bestandteil der Aufbaubrand der NXT. Dann bin ich von Dresden nach Orlando Florida gezogen. Ich hatte die Gelegenheit mich zu etablieren und habe den Namen Alexander Wolfe bekommen und hab’s geschafft ins TV Programm zu gelangen und dort zu performen.

Ich wurde Tag Team Champion und habe das ein oder andere geschichtsträchtige Ereignis mitgemacht und hatte nach 3 Jahren im Aufbaubereich NXT die Gelegenheit als erster Deutscher Wrestler in den Main Roster zu kommen. Ich habe den Callout bekommen, somit auch in Smackdown rein zu kommen und dort ins nationale Fernsehen zu gelangen. Seit kurze bin ich bei NXT UK und freue mich darauf, wie es weiter geht.

In der NXT hast du 2017 als erster Deutscher Wrestler überhaupt einen WWE Titel gewonnen. Was macht das mit einem?

Das ist richtig und es motiviert mich umso mehr. Ich bin grundsätzlich eher zurückhaltend, was meine Selbstvermarktung betrifft, den ich bin der Meinung, dass es immer einen besseren gibt, aber ich will für mich immer die bestmögliche Leistung erziehen und ich gebe mein bestes. Beim Wrestling trennt sich sehr schnell die Spreu vom Weizen und man muss immer wieder was leisten und muss sich weiterentwickeln, um ganz vorne mitzuspielen.

Als ich den NXT Tag Team Championship bei NXT Takeover gewonnen habe, war das eine schöne Sache und habe mich tierisch gefreut. Aber im gleichen Moment wusste ich, dass ich mich darauf nicht ausruhen darf und es weitergehen muss. Es ist schön der erste Deutsche zu sein, der so was geschafft hat und hoffe zugleich auch, dass ich nicht der letzte Deutsch bin, der so was schafft.

Wie sieht bei dir ein Traininstag im Performance Center aus?

Wir haben hier unterschiedliche Klassen und jeder hat einen Trainingplan. Es dient grundsätzlich hier, dass Sportler aus Europa und Briten unter der Anleitung von WWE Trainern aufbaut. Eine Independent Veranstaltung unterscheidet sich dabei schon ganz deutlich von einer TV-Produktion. Hier muss viel mehr geplant und abgestimmt werden, damit auch wirklich jeder auf dem gleichen Stand ist. Wir sind ein großes Team und wir wollen ein makelloses Produkt präsentieren, was den Ansprüchen der Zuschauer gerecht wird. In der Regel machen wir hier Ring-Training, sowie „Strength and Conditioning“ Training. Du musst im Ring fit sein, aber auch außerhalb eine gute Figur machen.

Viele haben beim Wrestling das Vorurteile im Kopf, dass die Typen möglichst groß und breit sein müssen. Dieses Bild hat sich vollkommen verändert, zumal es auch viele Kontroversen aufgerufen hat.

Heute will man einen gesunden Athleten haben. Klar ist es von Vorteil, wenn man gut aussieht, groß und kräftig ist. Aber in erster Linie geht es darum dass du fit bist. Hier im UK Performance Center lernen wir viel über Prävention und Regenration und werden darauf vorbereitet, dass man für das Wrestling Business gewappnet ist. Im Trainingsscenter haben wir immer richtig gutes Personal vor Ort, die dir angefangen vom blauen Fleck oder Prellung bis hinzu Bänder- oder Muskelfaserriss weiterhelfen. Ähnlich, wie im Sparrig beim Boxen gibt es auch hier reichlich Gelegenheiten sich zu verletzen. Beim Wrestling lernst du die Zähne zusammen zu beißen und selbst wenn du nach einer schweren Verletzung der Meinung bist, wieder in den Ring zu steigen, dann gibt es hier die richtigen Leute, die dir sagen, ob das realistisch ist.

Wie bist du zum Wrestling gekommen?

Die meisten aller Wrestler kommen als Fan zum Wrestling. Ich habe es in den frühen Neunzigern im Fernsehen geschaut. Schulisch hatte ich keine Gelegenheit es weiterzuverfolgen und hab es dann mit 13 mal wieder im Fernsehen entdeckt. Daraufhin hatte ich die Gelegenheit in Dresden einem Sportverein beizutreten, der die ersten Grundlagen des Wrestling beigebracht hat. Es machte mir Spaß und ich habe mich daran festgebissen. Vor allem in der Kindheit steckst du da jede Menge andere Interessen zurück und ich hatte das Glück, dass meine Eltern damals, wie auch heute meine größten Supporter sind. Dank meines Vaters sind wir dann einmal nach Berlin gefahren, um in einem richtigen Ring zu trainieren. Er hatte sich dann Gelegentlich die Mühe gemacht und hatte für den Verein in Berlin den Ring abgeholt und nach Dresden gefahren, damit wir auch in Dresden gelegentlich in einem Ring trainieren konnten.

Einige Zeit später in meiner Bundeswehrzeit musste ich auf eine Übung nach Berlin und dort gab es einen professionellen Wrestling Verein, die GWF (German Wrestling Federation), die es auch heute noch gibt. Dort habe ich meinen Wissenstand erweitern können, habe viel trainiert und habe dann meine internationalen Bookings bekommen.

Wrestling ist für mich ein ewiger Reifeprozess und mit jedem Ringkampf lernst du mehr dazu und lernst auch, worauf die Zuschauer reagieren und worauf nicht. Im Jahr 2000 habe ich angefangen mit dem Wrestling und 14 Jahre später habe ich es geschafft die Aufmerksamkeit der WWE zu bekommen. Das klingt nach einer langen Zeit, die war es aber auch wert.

Wie hat sich die WWE und Wrestling allgemein in deinen Augen über die letzten Jahre verändert?

Wrestling Fans wissen über die Unterschiede der einzelne Eras. „New Generation Era“ Mitte der Neunziger oder die „Attitude Era„, die aus heutiger Sicht sehr grenzwertig im 18+ Bereich unterwegs war. Es gab damals mehr Dramatik, sowie Aussagen und Darbietungen unter der Gürtellinie, was sicher auch für die damalige Zeit funktioniert hat, weil es einfach angesagt war. So wie sich das Wrestling verändert hat, hat sich auch die WWE als Firma verändert, weil sie gewachsen ist und mehr Wertstellung erhalten hat. Die WWE ist an die Börse gegangen, hat eigene Filmstudios gegründet und sich stärker in die „PG Era“ entwickelt. Alles ist viel Kinder und Familienfreundlicher geworden und der raue Umgang von damals ist so heute gar nicht mehr gewollt, um einen größeren Markt zu bedienen. Ebenso sind heute die Abläufe und Aussagen, viel mehr mit Bedacht gewählt, als damals noch waren, insbesondere im Umgang mit Menschen, wenn man ein Familienprodukt präsentiert. Als Eltern will man beim gemeinsamen Besuch einer Wrestlingshow nicht jedes Mal die Augen oder Ohren zuhalten, damit es nicht mit Aussagen oder Attributen aufwächst, die in der heutigen Gesellschaft einfach nicht vertretbar sind.

Vom Wrestlingstil her hat sich ebenfalls einiges geändert, insbesondere weil man festgestellt hat, dass man die Ressourcen eines Unternehmens, also wir Wrestler, schonen muss, da der menschliche Körper einfach nicht unkaputtbar oder gar unsterblich ist.

Die WWE ist im Umgang mit den Athleten schlauer geworden und das ist der Veränderung unserer Gesellschaft geschuldet. Man weiss mehr, hinterfragt mehr und geht demnach nachhaltiger mit Ressourcen um.

Neulich habe ich eine Dokumentation über einen Bodybuilder gesehen, der sagte „Hätte ich damals gewusst, wie ich meine Muskelgruppen ausprägen kann, dann hätte ich sicherlich eine andere Methode gewählt“. Nach diesem Prinzip trainieren wir hier im NXT UK Performance Center, indem zwar hart, aber auch smart trainieren kann, ohne dass man sich die Körper kaputt macht. Jeder Sport fordert seinen Tribut, dass ist im Ringen, Boxen, Judo, MMA etc. nicht anders. Aber in unserem Fall ist man mehr darauf gedacht, dass man Unterhaltung bietet in einem sportlichen Rahmen mit Ring.

Einen Ring gibt es ja auch auf dem diesjährigen Download Festival. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

Ich finde das cool. Ich hatte 2016 mein erstes Download Festival als Wrestler. Leider hatte ich bisher nicht die Chance das Festival als Musikfan zu besuchen. Wir hatten damals die zweite NXT UK Tour bei der wir aus Amerika rüber geflogen wurden und anschließend noch mit der WWE durch England getourt sind. Ich bin selber ein großer Fan von Metal, Hardcore und Rock Musik und es ist ein Erlebnis. Viele Leute kannten das Festivalerlebnis noch nicht und tun sich damit enorm schwer, aber bin Festivals gewohnt. Beim Download kommt der Schwierigkeitsgrad mit dem englischen Wetter hinzu, die meißten rennen mit Gummistiefeln herum und der Acker ist voller Schlamm. Aber das gehört auch mit dazu, das Festivalleben ist dreckig, da geht man aufs Dixi-Klo und da hat man sich 3 Tage nicht geduscht und wenn man duscht, dann ist es die Bierdusche. Wrestling ist hier eine schöne Gelegenheit auf dem Festival Abwechslung zu bieten.

Ich freue mich riesig, dieses Jahr wieder dabei zu sein, die letzten beiden Jahren musste ich leider aussehen, obwohl da meine Lieblingsbands gespielt haben. Ich habe viele Freunde aus der Musikbranche und für mich als Wrestler ist es immer wieder schön, wenn man sich gegenseitig durch andere Talente wertschätzt. Der Slipknot Fan, der hier das Download Festival besucht, wird sicherlich auch maskierte Wrestler gut finden. Musik und Wrestling gehören einfach zusammen. Jeder Wrestler kommt mit seiner eigene Musik in den Ring und das ist eine stabile Brücke.

Blieben wir beim Thema Musik. Was sind deine Lieblingsbands?

Stick to your Guns“ finde ich gut, die Jungs von „Straight from the past“ sind gute Freunde von mir und hatte die Gelegenheit übers Wrestling mit ihnen in Kontakt zu treten. Ich bin riesen großer Hardcore und Metalcore Fan und alles was in diesem Zusammenhang zu hören gibt. Das „With Full Force“ in Deutschland ist ein Festival was ich toll finde. In Sachen Bands, höre ich „Everytime I Die“, „Parkway Drive“, „Ghost Society“ oder die „Architects“, die übrigens auch schon in Zusammenarbeit mit der NXT für das letzte „TakeOver“ einen Song produziert haben. New York Hardcore, wie „Terror“, „Madball“, „Agnostic Front“ mit Roger Miret sind genau mein Ding.

August Burns Red“ spielen demnächst in Fort Lauderdale, ich lebe nebenan in Miami. Das Konzert wird dann ein Cardio-Training der anderen Art.

Wie darf die Karriere für dich in der NXT weitergehen?

Ich bin mega Glücklich in der NXT UK zu sein. In diesem Jahr war ich im Main Roster bei Smackdown. Das war eine tolle Erfahrung. Das schöne ist auch, dass ich mit langjährigen Kollegen, die man aus dem Ringkampf kennt, die Landschaft unsicher zu machen. Ich bin Vollblut Wrestler und ich liebe die Arbeit im Ring und auch wenn das Entertainment dazu gehört, bin ich in erster Linie ein Performer, der das Physische und das sportliche liebt. Das Fundament des Wrestlings ist der Sport und der Kampf im Ring, in dem man sich duelliert. Wie es das Wort WWE mit „World Wrestling Entertainment“ ausdrückt, werden hier die Welt des Sport mit Unterhaltung kombiniert, die zusammen eine perfekte Mischung ergeben.

Ich habe mir das Ziel gesetzt, die NXT UK Brand mit dem Bekanntheitsgrad, den ich mir aufgebaut habe, weiter zu unterstützen, damit wir vielleicht in Zukunft auch mit NXT UK auch europaweit auf Tour gehen können. Vorstellen könnte ich mir auch, damit aufs „With Full Force“ zu kommen, wie es ja auch schon auf dem „Wacken Open Air“ stattgefunden hat.

Mehr über die WWE NXT erfahren auf: https://de.wwe.com/shows/wwenxt/

Interview von Marcus Liprecht aus dem WWE NXT Performance Center in Enfield, London am 13.06.2019

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