LOST BOYZ ARMY ist Peters (Ex-Verlorene Jungs) neue Band, mit der er in eigenständige Formation weiter Musik macht. Im Dezember 2011 ist mit „Unvergleichlich“ das neue Album erschienen. Es handelt sich dabei um den Nachfolger seines Debütalbums „VMK NEGATIV“. Aus diesem Anlass luden wir Peter zum Interview.
Anfang 2008 kam es zur Trennung der Verlorenen Jungs, einer der bis dato bedeutendsten Oi!-Bands Deutschlands. Die Band wollte sich verändern, die Szene war ihr als Rahmen zu klein geworden. Peter, Texter und Frontmann, verließ daraufhin die verlorenen Jungs, da er diese Ansicht nicht teile und sich Sänger und Band so im Laufe der vergangenen Jahre auseinandergelebt hatten. LOST BOYZ ARMY ist seit dem Peters neue Band, mit der er in eigenständige Formation weiter Musik macht. Im Dezember 2011 ist mit „Unvergleichlich“ das neue Album erschienen. Es handelt sich dabei um den Nachfolger seines Debütalbums „VMK NEGATIV“. Aus diesem Anlass luden wir Peter zum Interview.
Servus Peter, anfang Dezember ist mit „Unvergleichlich“ Dein neues Album mit der LOST BOYZ ARMY erschienen. Wie waren die bisherigen Resonanzen darauf?
Peter: Die Reaktionen auf unser Album sind bisher der Hammer. Selbstverständlich waren das Label und wir bereits im Vorfeld jederzeit komplett überzeugt von unserer Platte, da gibt’s gar kein vertun – das jetzt aber auch von aussen bestätigt zu kriegen, macht schon Spass, das kann man gar nicht anders sagen. Und ein bisschen Angst macht mir das inzwischen auch.
Was ist die Idee hinter dem Albumtitel „Unvergleichlich“?
Peter: Der Titel „Unvergleichlich“ ist eines der älteren Stücke auf dem Album und wurde an sich für einen Film geschrieben. Das Projekt kam leider nicht zustande, aber das hat uns den Song wenigstens exklusiv für das Album gerettet …
Unvergleichlich schien uns der ideale Opener und Titelsong, auch live nutzen wir den als Aufmacher. Er klingt gut, er macht Programm, der Song geht ab – alles in allem ideal – besser geht’s einfach nicht. Und auch wenn der Text nicht die Lost Boyz Army besingt, ist er dennoch ein gutes Motto für die Platte und trägt ausserdem auch die nette kleine Botschaft in sich, dass wir nicht länger mit meinen Ex-Kollegen verglichen, sondern als eigenständige Formation wahrgenommen werden wollen. Wir sind nicht die Nachfolger, kein VJ Klon und auch nicht Zonis neue Band, oder was sonst noch so geschrieben und geredet worden ist. Wir sind die Lost Boyz Army. Einfach unvergleichlich eben.
Mit welchen Themen beschäftigen sich eure neuen Songs und was war Dir beim schreiben der Songs besonders wichtig?
Peter: Die Themen gehen querbeet durch alle Bereiche die dich stören oder dir Spass machen. Up and down, Himmel und Hölle, Leben und Tod. Texte zu erklären habe ich mir längst abgewöhnt. Ich denke es lohnt sich für den Hörer, wenn er sich selber mit den Dingen auseinandersetzt. Nur so kann er neben der vermeintlich klaren Aussage auch hier und da einen doppelten Boden, eine Geschichte in der Geschichte, finden.
Wir entwickeln die Songs gemeinsam im Proberaum. Irgendeiner bringt die Idee mit und die wird dann solange durch den Wolf gedreht, bis wir einen gemeinsamen Song daraus erarbeitet haben. Kein einziges Lied ist ein Alleingang, jeder Song trägt die Fingerabdrücke von jedem einzelnen in der Band. Wichtig war uns, dass die Songs unseren Stempel tragen und nicht so klingen wie XY, sondern so wie wir. Eigenständig, unvergleichlich. Das wir das Rad nicht neu erfinden werden ist klar. Aber wir wollen unseren eigenen Sound prägen. Ich denke da sind wir mit diesem Album ein ganzes Stück voran gekommen.
Apropo neue Songs, welche 3 Titel zählen zu Deinen persönlichen Favoriten?
Peter: Auf dieser Platte für mich ganz vorne auf jeden Fall „Was immer“, weil der Song komplett nach vorne geht und keine Gefangenen macht, „Nimm mich mit“, weil es ein Aussenseiter auf dem Album ist und mich immer ein wenig melancholisch stimmt, „Proletenpoesie“, weil es so klassisch und hochmelodisch ist und sich zum Ende hin durch einen einfach Kniff verändert, ohne sich zu ändern. Das alles gilt natürlich nur für mich persönlich und wechselt ausserdem häufig. Die anderen werden andere Favoriten haben und auch wenn du mich nächste Woche noch einmal fragst, werden es vermutlich drei andere Songs sein. Es gibt keinen Titel der für mich wirklich komplett oben oder unten steht. Jedes einzelne Lied hat seine Qualitäten und unvergleichlichen Momente. Ich liebe jeden einzelnen Track auf diesem Album. |
„Ich musste aussteigen, um mir selber treu zu bleiben.“
Peter: Dazu ist eigentlich alles schon gesagt denke ich, das müssen wir nicht noch mal aufkochen.
Unser Labelchef Sven hat die ganze Geschichte perfekt in einem Satz zusammengefasst: „Ich musste aussteigen, um mir selber treu zu bleiben.“ Diesen Satz kann ich mit bestem Gewissen kommentarlos unterschreiben, denn präziser und knapper kann man das nicht sagen.
Nur so viel: Ich bin heute sehr froh, nach viel zu langer Überlegung den Schritt gewagt zu haben und würde nicht zurücktauschen wollen. Das hier ist die bessere Band und eine Platte wie diese, wäre mit meinen alten Kollegen nicht möglich gewesen. Definitiv.
Hast Du nach wie vor Kontakt zu Stefan und dem Rest der Band?
Peter: Nein. Und ich habe auch keinerlei Bedarf.
Damals seid Ihr als Oi!-Band gestartet und auch auf dem „Unvergleichlich“-Album befinden sich Texte über und demzufolge auch für Punkrocker, Bootboys und Skinheads. Viele Bands aus den vergangenen Tagen haben eine Art „Reifephase“ durchgemacht und nun dauerhaft bzw. vorübergehend Ihre musikalische Heimat in einem anderen Musikgenre gefunden. Wie siehst Du als „alter Hase“ die Entwicklungen der „Szene“ von damals im vergleich zu Heute?
Peter: Es ist eine komplett andere Szene heute. Da gibt es wirklich kaum Bereiche, die sich nicht grundlegend verändert hätten. Eine völlig andere Welt quasi. Das hat auf jeden Fall seine guten und schlechten Seiten, auch was die Musik und die Bands angeht. Wobei ich der Meinung bin, dass es insgesamt besser für alle Beteiligten geworden ist. Heute ist viel mehr möglich als noch vor 10 – 15 – 20 Jahren. Alles hat sich entkrampft, ist lockerer und wesentlich offener geworden. Die positiven Aspekte überwiegen auf jeden Fall.
Reifephasen von Bands sind immer ok, es wäre schlimm wenn wir uns nicht entwickeln würden. Schlimm finde ich, dass die Szene für viele Bands nur als ne Art Sprungbrett benutzt wird. Das ist schade, denn dazu ist diese Szene einfach zu schade. Man sollte sich schon überlegen was man will, denn es gibt einen Unterschied zwischen Musik mit Erfolg und Erfolg mit Musik. Ich glaube das verwechseln heute viele.
Wie beurteilst Du die musikalische Entwicklung der Broilers oder auch den Verlorenen Jungs?
Peter: Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Die Broilers haben eine jahrelange und ständige Veränderung und Weiterentwicklung hinter sich. Haben sich von Platte zu Platte und Stück für Stück glaubhaft zu dem gewandelt, was sie jetzt sind und stehen vor allem nach wie vor zu ihren Roots. Da werden auch schon mal auf Viva die 4 Skins gecovert, was ich überaus sympathisch finde. Ich habe das nicht immer so gesehen, schäme mich aber nicht, heute zuzugeben, dass ich auf dem Holzweg war. Grundsätzlich muss jede Band selber wissen und entscheiden was sie will und was für sie ok ist, ganz egal ob wir das gut finden oder nicht.
Ich kenne die Broilers noch aus ihren Gründerzeiten, habe sogar die allererste Single „Schenk mir eine Blume“, seinerzeit noch beim Scumfuck mit produziert. Wir haben viele Konzerte und Partys zusammen gefeiert und hatten eine Menge Spass miteinander. Ich gönne ihnen ihren Erfolg von ganzem Herzen, denn es ist ein ehrlich erkämpft und erarbeiteter Erfolg. Was sie machen, machen sie hervorragend. Ich bin mir aber auch sicher, dass ich nicht mit ihnen tauschen möchte.
Verlorene Jungs haben versucht den Kurs von heute auf morgen um 180 Grad zu drehen und wollten, ausser dem Namen – „der sicheren Bank“ – wie du es selber genannt hast, nichts mehr mit vergangenem zu tun haben. So was muss fehlschlagen. Wenn du den Support der Base willst, musst du auch die Base akzeptieren. Ich bin sehr gespannt wies da weitergeht.
Wird man demnächst auch wieder die Gelegenheit haben, euch LIVE sehen zu können?
Peter: Um uns komplett auf das neue Album konzentrieren zu können, haben wir uns in 2011 eher rar gemacht. Deshalb wollen wir in 2012 viel unterwegs sein. Einige Termine stehen bereits, einige werden noch verhandelt. Fest sind bereits Torgau (07.01.12), das OFT Festival, Dortmund, Hameln, Friedrichsfeld (NRW), Berlin. Anfragen interessierter Veranstalter sind jederzeit herzlich willkommen. Wo und wann wir uns das nächste Mal sehen, erfahrt ihr immer bandaktuell auf LostBoyzArmy.de
Deine Botschaft an die Welt?
Peter: Kauft unsere Platte, oder ladet sie euch irgendwo illegal runter. Macht was ihr wollt, aber macht es gut. Seid unersetzlich, einzigartig, unbezahlbar und unvergleichlich. Dann ist unser Album der Soundtrack zu eurem Leben. Denn was wir hier haben ist und bleibt unerreicht.
LOST BOYZ ARMY Bandbesetzung:
Linne – Leadgitarre (seit 2010)
David – Gitarre
Ätzer – Bass
André – Schlagzeug
Offizielle Homepage: LostBoyzArmy.de
Fotos: Lost Boys Army