10 Jahre sind kein Kavaliersdelikt: Die Band BOYKOTT aus Berlin/Brandenburg arbeitet in ihrem Jubiläumsjahr derzeit an ihrem neuen Album „Plan B“. Der Nachfolger von „Blut an eurer Hand“ wird im Juni 2011 via Burnout Records erscheinen.

 

Pressure Magazine traf einen Teil der Band in ihrem Studio an einem kalten Wochentag im Hinterhof eines ehemaligen Industriegeländes in Schwedt. Herausgekommen ist eine muntere Unterhaltung bei Berliner Kindl, Schnäpsen und Himbeer-Brause.

 

Hallo zusammen, einen Teil der Band hat es kürzlich erst nach Berlin verschlagen, wie hast du dich / ihr euch so eingelebt zwischen Berliner Kindl, 24-Stunden-Döner und Schranke-Rot-Weiss?

Marco: Ich selbst bin froh endlich wieder hier zu sein. 2006 bin ich zum ersten Mal nach Berlin gezogen und kann mir seitdem nicht mehr vorstellen wieder endgültig in die Kleinstadt zu ziehen. Als ich dann 2008 notgedrungen zurück in die Heimat musste, war das ein echter Kulturschock. Da wo wir herkommen ist Samstag um 12 Uhr größtenteils Feierabend was Geschäfte angeht. Da genieße ich den “Luxus” schon sehr, wenn man beispielsweise 24 Stunden in den Spätkauf kann.

Berlin ist mir persönlich ans Herz gewachsen, obwohl ich natürlich auch gerne am Wochenende mal aufs “Dorf” fahre.

 

Matze: Ich kann da noch nicht wirklich mitreden, kenne Berlin nur als “Pendler” aus meiner Zeit an der Hochschule dort aber natürlich auch durch diverse durchgezechte Wochenenden, Partys, Konzerte und “Liebschaften”. Wobei ich mich jedes Mal sehr wohl fühle mit dieser Offenheit konfrontiert zu werden, die Berlin selbst einfach inne hat. Es ist genial die Möglichkeit zu nutzen, sich selbst unreflektiert preisgeben zu dürfen und es interessiert da keine Sau. Berlin strahlt für mich jetzt schon eine ungeheure Faszination aus und deshalb werde ich mich nach Abschluss meiner Ausbildung auch auf den Weg machen.

Jedoch brauch mir keiner mit nem Kindl kommen, ich finds räudig … (lacht)


Hendrik: Es läuft, Job cool, wenn auch anstregend, genau in Mitte, Wohnung im eher ruhigen Lichtenberg, also das klappt. Das tolle, man braucht keinen Kühlschrank mehr, sobald man mal Hunger hat, kann man was essen gehen. Wenn man will, andererseits bin ich auch nicht in Berlin um jeden Tag Pommes oder Döner zu essen; es gibt hier wie in allen Bereich, ob Musik oder Kultur, einfach viel mehr Abwechslung.

Bloß die gewohnte Ruhe kann mal fehlen, in der Uckermark gibts ab 18 Uhr keinen Lärm mehr..

Inzwischen sind zwei Jahre seit eurer aktuellen Veröffentlichung mit dem Titel „Blut an eurer Hand“ erschienen. Wie waren die bisherigen Reaktionen darauf?

Marco: Eigentlich zu positiv… 🙂

Matze (lacht): Ohja, im Nachhinein betrachtet kann man sich wirklich glücklich schätzen, so davon gekommen zu sein. BAEH war definitiv ein Schnellschussverfahren, wo man im Vorfeld nicht erahnen konnte, dass sich danach so viel Neues/Tolles ergibt. Ich meine EMP! Hallo?

Wir betrachten das letzte Album jetzt aber auch nach neuen Maßstäben muss man dazu sagen, weil wir jetzt wissen wie´s besser geht. Ich finde sie inhaltlich super und höre meine 5 persönlichen Kracher nach wie vor sehr gerne an.

 

Hendrik: Genau, dass BAEH entstand in vier Monaten,  inkl. Songwriting, und Studiophase. Wir hatten eben eine neue Besetzung, wollten schnell damit raus und sein wir ehrlich, geschadet hat es uns nicht. Mein persönliches Ziel wurde erreicht, sich einen kleinen Namen im Bereich der Deutschrockkultur zu machen.

Denke auch, dass wir mit dem Album nicht so derbe daneben liegen, dass man sich schämen müsste. Es war halt eine Phase, hatte nur mittlere bis gute Reviews und meine Fresse es gibt wesentlich Schlimmeres. Ich denke auch, dass wir, im direkten Vergleich, da wir ja unser aktuelles Material kennen, das letzte Album als weniger gut betrachten wie viele andere. Sprich, die Reaktionen waren gut, Vertrieb über KB-Records und du kannst die Scheibe überall kaufen oder downloaden, passt doch.


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In diesem Jahr, habe ich erfahren, feiert ihr mit der Band bereits euer 10-jähriges Jubiläum – Wie fühlt sich das an für euch?

Matze: Es ist großartig. Ich bin so stolz auf das, was wir da seit 2001 trotz der ganzen Unannehmlichkeiten durchziehen. 10 Jahre sind kein Kavaliersdelikt.

Hendrik: Ich bin jetzt nicht so emotional geladen, wie man es vielleicht erwartet, aber das bin ich nie. 10 Jahre – kommt mir gar nicht so lange vor. Macht Spaß, wird besser, fühlt sich gut an.

Immerhin kann man ja dann schon von Bandgeschichte sprechen.

Euer Bandname lässt auf eine rebellische Grundeinstellung schließen, welche Bedeutung hat er für Euch und wie würdet ihr euch als Band beschreiben?

Matze: Wirklich bewusst waren wir uns damals nicht, was Boykott eigentlich bedeutet. Demnach würde ich behaupten, dass wir den Namen in erster Linie nicht wegen seiner Herkunft oder seines Sinnes wegen angenommen haben. Aber so nach und nach machte die Bedeutung als Druckmittel, als zweckdienliches Instrument um etwas zu erreichen schon Sinn.

Deshalb sage ich immer, dass Boykott ein Inbegriff unserer Musik ist. Ganz Sinngemäß nutzen wir unseren Namen nicht aber im übertragenen Sinn hat der wie unsere Geschichte einiges zu bieten. Kontrovers sind wir in jedem Fall immer gewesen.

Hendrik: Kontrovers zum einen und mittlerweile überlegen wir teilweise schon uns selbst einen Maulkorb zu verpassen, wenn du an das Projekt “Hater” denkst, Marcus, dann weißt du ja was wir meinen. Aber eigentlich steht man mit dem Namen dafür ein, geradeaus und direkt zu sagen was man denkt und fühlt, dass gilt für`s anprangern, genauso wie für`s “lieben” (lacht)

 

Video: Studio-Impressionen mit einer „In Gottes Namen“-Hörprobe:

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Was hat sich in den zwei Jahren seit der letzten Scheibe getan und wie habt ihr euch aus eurer Sicht musikalisch entwickelt?

Marco: Unser Ziel war es mit dem neuen Album einen Fortschritt hörbar zu machen. Wir wollten nicht auf der Stelle stehen bleiben, uns weiterentwickeln und etwas an den Start bringen von dem wir überzeugt sind, dass es eine deutliche Steigerung zum letzten Album ist. Und ich denke, dass uns das sehr gut gelungen ist.

Matze: Viel mehr als das. Wir haben noch nie einen solch´ großen Schritt Richtung Professionalität gemacht. Und das aus eigener Kraft und Intention heraus. Wir wollten sicherlich einiges besser machen und/oder wieder gut machen was die letzte Scheibe in unseren Augen schlecht da stehen lässt aber die Möglichkeiten die wir uns seit der Veröffentlichung von BAEH selbst geschaffen haben, wollten wir natürlich auch ausnutzen. Wir haben uns quasi selbst gepusht.

Musikalsich bleiben wir uns dabei jedoch treu obwohl wir Kompromisse eingegangen sind. Wir wollten zugänglicher werden, nicht so verbissen und kompliziert.

Gerade seid ihr mit den Aufnahmen eures neuen Albums beschäftigt – wie kommt ihr damit voran?

Hendrik: Da ich mich ja größtenteils um die Aufnahmen kümmere und wir eine schöne  übersichtliche Songliste besitzen, kann man sagen, dass ca. 50% im Kasten sind. Ein paar Nummern werden einfach nur neu aufgenommen und unserem aktuellen musikalischen Stand angepasst.

Das heißt, wir liegen bei ca. 10 fertigen Songs, wieviel es werden entscheidet letztlich unser Geschmack (wir sind unheimlich selektiv geworden), der vom Label und natürlich die Zeit.

Die Scheibe entsteht derzeit komplett in Eigenproduktion, welchen Anspruch habt ihr an euch selbst und das daraus resultierende Ergebnis?

Hendrik: Der Anspruch ist eigentlich immer der selbe, besser als vorher zu werden und sich dabei erwischen eine Entwicklung nach vorn begangen zu haben. Man hört bei uns von Album zu Album einen Sprung nach vorn, was bei vielen Bands ausbleibt. Viele haben damit sogar Erfolg.

Das Ergebnis soll letztlich uns im einzelnen gefallen, keinem anderen. Wir tragen den Druck und die Last auf den Schultern und sollten gemeinsam sagen können “das ist es, genauso soll es klingen”

Wie würdet ihr euer neues Album beschreiben?

Matze: Es ist ein klares Statement, ein Umbruch, eine Veränderung ohne seinen Boykott-Charme zu verlieren. Und es wird uns als Genugtuung einen neuen Weg weisen. Da bin ich mir sicher.

Marco:
Dito! Definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

Hendrik: Genau, dass mit dem Schritt in die richtige Richtung haben wir schon mehrmals hören dürfen, wir werden jetzt noch Egoistischer als eh´ schon. (Anmerkung von Matze: du meinst arrogant, oder?)
Aber by the way, wir werden auf diese Frage jetzt nicht antworten, als hätten wir das Rad neu erfunden. Wir sind halt ehrlich in dem was wir sagen, somit ist auch das Album ehrlich, aber viel mehr sollte man Song für Song beurteilen oder interpretieren. Das Album hat so viele Facetten und ist kein “Konzeptalbum”, als das man “es” als Ganzes beschreiben könnte.

So ein ausgelutschtes “es geht um Liebe, Angst, Hass, Rebellion, dem(!) Staat” wirst du nicht hören. (lacht)

In den Songs sind viele unterschiedliche Einflüsse angefangen von harten Metalriffs , über elektronische Ausflüge, bis hin zum knallharten Deutschrock-Brett. Durch welche Bands sind diese Einflüsse geprägt?

Marco: Das Interessante in unserer Bandkonstellation ist, dass wir größtenteils ganz verschiedene, teils konträre, Musikeinflüsse haben. Ich für meinen Teil achte im Deutschrockbereich sehr auf “sauberes” Handwerk und auf Tiefgang im Text. Und diesen Anspruch verfolge ich natürlich auch bei Songs, die ich selbst schreibe.

Matze: Ich bin eher der Subkulturellen-Alternativen Rockmusik zugeneigt, die meiner Meinung nach die ehrlichste ist. Das geht bei mir quer durch den Gemüsegarten. Aber letztendlich habe ich als Sänger auch nur relativ wenig Einfluss auf das was wir musikalisch fabrizieren.

Hendrik: Also ich denke “Prägung” ist relativ. Es gibt viele Proletenbands die “Sauflieder” gut performen können, aber dann auch nur diese machen sollten. Solange ich noch nicht taub bin und Gröhlen vom Singen unterscheide, hör ich mir ab und zu was altes oder Stoner Rock an.

Marco: Ja, oder halt Rihanna… (lacht)

 

„Am meisten befasse ich mich aber mit dem Menschen und seinen Eigenarten ansich, weil wir alle so perfide gestrickt sind und ich denke es kann nicht schaden darüber Bescheid zu wissen.“

 

Eure Texte sind im Gegensatz zu einigen anderen Bands des Genres, äußerst tiefschürfend und gedankenreich. Was hat euch beim Songwriting inspiriert, was habt ihr darin verarbeitet und woher stammen die Ideen eurer Texte?

Matze: Das ist dann wohl mein Part oder?! (lacht) Ja ja, die Texte … eine unendliche Geschichte. Ich fang mal so an, dass es ein Kompromiss sein sollte auf diesem Album einfacher und verständlicher zu schreiben. Ich hab das nur bedingt geschafft … Und ich kann euch ehrlich gesagt nicht sagen woher das kommt. Vielleicht liegt es an meinem eigenen komplexen und komplizierten Charakter. Schließlich schreibe ich in erster Linie für mich um Dinge auf- und/oder zu verarbeiten und nicht für Andere, nur weil die mal wieder eine Durchhalteparole mehr brauchen … Nee, um Gottes Willen. In dieser Hinsicht ist jedes Album eigentlich ziemlich persönlich, man muss nur wissen die Dinge auf sich anwenden zu können.

Ich formuliere bewusst so, dass ich keine Geschichten erzähle sondern lieber stelle ich Dinge so dar wie sie sind, dass man sich selber Gedanken machen kann. Ausnahmen bestätigen die Regel. Inspiriert werde ich von nahezu Allem. Sicherlich viele persönliche Erfahrungen aber auch aktuelles Tagesgeschehen. Mir geht es darum auch mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, einen neuen Blick für etwas Alltägliches zu haben. Es ist eben nicht alles einfach.

Am meisten befasse ich mich aber mit dem Menschen und seinen Eigenarten ansich, weil wir alle so perfide gestrickt sind und ich denke es kann nicht schaden darüber Bescheid zu wissen.

Marco: Ich kann Matze nur beipflichten. Ich schreibe Texte, wenn ich mich unmittelbar in der Situation befinde, weil ich sie auch dann am Besten nachempfingen und erzählen kann. Wir hegen mittlerweile auch einen regen Austausch an Ideen, was Texte angeht. Man sieht uns derzeit oft zusammenstehen und an Textzeilen arbeiten. Das fördert ja letztlich auch die Harmonie innerhalb unserer Kommune 2.0. (lacht)

Was ist dein persönlicher Favorit auf der Scheibe und weshalb?

Marco: Das ist an der Stelle, wo das Album gerade 50 % in der Fertigstellung ist natürlich etwas gewagt. Allerdings ist für mich “In Gottes Namen” sicher ein heißer Kandidat. Der Song ist textlich sicher einer der Besten und hat ein sehr eingängiges Riffing. Für die emotionale Ader kann ich bislang “Warten” empfehlen. Aber auch da gibt´s noch Nachschlag…

Matze: Geh ich mit, wobei mir “ein kleines bisschen Subkultur” von der Intention her sehr zusagt. Dieser Kontext zwischen Anprangern und Hochloben. Sich auf seinen Ursprung berufen und die “alte Liebe” noch mal zu grüßen. Einfach schön … (Schnieft)

Hendrik: Ich muss dann zugestehen, dass ich mich zwischen einigen noch gar nicht entscheiden kann / will. Da ist noch einiges an gutem Material am Start. Die benannten Songs spielen vorne mit, aber da ist eher wahrscheinlich mittlerweile leichter zu fragen, welcher Song gefällt dir nicht. Da wird derzeit die Antwort scheinbar ausbleiben. “Inzwei/Häften” ist auch noch ein geiles Ding.

Matze:
Was sagst du persönlich denn eigentlich als einer der Auserwählten, die sich einen Einblick verschaffen durften? Und denk dran, hier liegt ne Menge Müll, mit dem man dich verletzten könnte *lacht*

Wo wir gerade bei euren Texten sind, erzählt mir doch mal etwas über den Song „Du (selbst-mit-leid)“ aus der Zusammensetzung des Titels, bin ich bislang noch nicht schlau geworden bin.

Matze: Böse Frage, ganz böse Frage (lacht) Zugegebener Maßen ist der Titel allein für sich ein simples Wortspiel aus Selbstmitleid, Mitleid anderer und jemanden der leidet. Dies liegt dem Inhalt des Songs zugrunde. Wenn man es philosophisch betrachtet geht der Song in zwei Richtungen. Du kannst dich nur für was Besseres halten, wenn du dir gleichzeitig eingestehen musst, dass andere vor dir auch schon “gut” waren oder sind. Du musst dich messen können um Vergleiche zu ziehen. Genau solchen Leuten fällt es aber oft schwer … Ich rede da aus eigener Erfahrung.

Von oben herab betrachtet ist alles so viel einfacher für einen selbst und wenn man dann keinen zum Vergleichen hat wundert man sich, warum man daheim allein in der Ecke sitzt und heult, sich selbst bemitleidet und eigentlich ein ziemlich armes Würstchen ist, welches nur durch das Mitleid dieser “guten” Persönlichkeiten überhaupt noch Leben und Verständnis erfährt. Ich finde, das hab ich gut getroffen (lacht)

 

Video: Studio-Impressionen mit einer „Du (selbst-mit-leid)“ -Hörprobe:

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Eure Vielseitigkeit stellt ihr meines Erachtens mit dem Song „Warten“ unter Beweis, der mit ruhigen Gitarrenklängen und textlich klarer Ansage eine Selbsterfahrung beschreibt. Welche Erfahrungen habt ihr mit euch selbst  gemacht?

Marco: Ich glaube, dass der Text zum einen in den Strophenparts sehr selbstironisch daher kommt, aber zum anderen eben auch eine Situation schildert, die wohl jeder kennt. Man lernt eine Person kennen und merkt früher oder später, dass da eben nicht zwei Herzen mit einem Schlag zusammenleben, sondern irgendwas einfach nicht passt. Und wenn dies der Partner erkennt, dann ist das für einem Selbst natürlich mitunter sehr schmerzhaft. Der Song soll motivieren Geduld zu haben und zu Warten – eben auf das, was einem erwartet.

Matze: Es ist kompliziert, einfach zu sein … und dass Optimismus dazu einlädt, enttäuscht zu werden. Sich dafür allerdings gut anfühlt.

Hendrik: Und letztlich gibt´s dann ´ne Backpfeife, die den anfänglichen Optimismus relativiert.

„In gottes Namen“ könnte als einziger Metal-Song auf der Scheibe auch als eine Nummer von Bullet for my Valentine durchgehen. Was könnt ihr über den Song verraten?

Matze: Einer meiner besten Texte, weil so eindeutig und verständlich zugleich. Ich find ihn teilweise recht hart, aber das ist es nunmal wenn die Kirche nicht Herr ihres Gefolges ist.  Die predigen einen Weg, den man ohne Kompromisse nicht eingehen kann und irgendwann läuft das Fass über und der Mensch kommt zum Vorschein, seine Triebe, seine Gelüste.

Ich kann es in dem Zusammenhang einfach nicht verstehen, wie man sich auf Gott beziehen kann/will, Buße tut – durch 3 mal Ja und Amen – und man dann fein raus ist. Ansonsten finde ich den Song einfach rund, hinten wie vorne, der Refrain ist so geil.

 

„Es gibt tausende von Bands, die viel Zeit, Arbeit und Geld investieren um ehrliche Musik zu machen und dafür noch nichtmal mit dem Arsch angeguckt werden.“

 

„Ein kleines bisschen Subkultur“ behandelt retrospektiv betrachtet von Anfang bis heute Euren Werdegang. Worum geht es in diesem Song und was macht Subkultur heute für euch aus?

Matze: Es geht darum, den Leuten zu zeigen, woher wir kommen und was uns geprägt hat. Der Song ist als Würdigung zu verstehen an all die tollen Bands, die uns über Jahre beeinflusst haben. Der Song ist aber auch ein Verweis auf die Alternativen im Musikgenre. Fern ab vom allgegenwärtigen – hochproduziertem POP usw. Diese von Anfang an verlogene Musik die allein der Bereicherung dient. Es gibt tausende von Bands, die viel Zeit, Arbeit und Geld investieren um ehrliche Musik zu machen und dafür noch nichtmal mit dem Arsch angeguckt werden. Dabei sind die Gemeinschaften der Subkulturen die stärksten und man weiß, warum man gern dabei ist und/oder sich dieser annimmt, wofür man einsteht und welches Ziel man verfolgt.

Das unterscheidet meiner Meinung nach Mainstream und Subkultur. Von den etlichen schwarzen Schafen mal abgesehen.

Hendrik: Wobei erfolgreichere Subkultur-Bands auch schnell einen “Kommerzstempel” bekommen, obwohl sie halt einfach nur saugut sind. Schade!

Mit der Band seid ihr bei Burnout Records unter Vertrag genommen worden. Wie kam es zur der Zusammenarbeit mit diesem Label?

Hendrik: Da komme ich dann ins Spiel. Mit dem Vorgänger “Blut an eurer Hand” sind wir durch ein einfaches Telefonat mit Pascal von den Krawallbrüdern in seinen Vertrieb (KB-Records) aufgenommen worden. Nachdem er dann auch aktuelles Material gehört hatte, entschied er sich vor einiger Zeit, unter Burnout-Records das kommende Album zu releasen. Also nichts mit Klinken putzen, einfach fragen.

Der Deal ist okay und was will man letztlich mehr, als sein kommendes Album bei einem Label zu wissen?! Eine ganz große Hürde weniger.

Als junge, aufstrebende und bis in die Fußspitzen motivierte Band hat man in den Anfangsjahren sicherlich mit so mancher Hürde zu kämpfen, welche Bandphase war für euch die Schwierigste und welchen Rat könnt ihr jungen Bands auf der Suche nach einem Label mit auf den Weg geben?

Matze: Schlimm war jede einzelne Um- oder Neubesetzung über all die Jahre. Immer wieder von Vorne beginnen … das hat so manche Nerven gekostet. Aber wenn man weiß was man will, dann schafft man das.

Hendrik: Zumal das Resultat ja letztlich auch vollkommen gut ist – mit weniger Wechsel wäre man vielleicht schneller da gewesen, wo man jetzt ist, aber vielleicht auch nicht so gut, wie man derzeit wird. Betrachten wir es als “Schliff”.

Marco:
Durchhalten. Was gut ist, wird sich auf kurz oder lang durchsetzen.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Matze: Uns Gehör verschaffen und letzte Grüße loswerden. Ich will ganz viel Live spielen. Das ist mit Abstand das Beste was es gibt, außerdem brauch ich dann nicht mehr arbeiten! (lacht)

Hendrik: Konzerte, viele Konzerte, vielleicht ne Herbsttour oder ne Supporttour bei einem etwas größerem Act und nächstes Jahr mit viel Glück sämtliche Szenefestival aus dem Deutschrock-Alternative-Punk-Sektor.

Marco: Ich wünsche mir, dass wir mit dem nächsten Album einen Knoten platzen lassen können und freue mich auf alles was danach kommt.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören Euch…

Hendrik: Vielen Dank gilt dem Pressure Magazine für die nette Zusammenarbeit, unseren bisherigen und kommenden Zuhörern sowie allen Supportern. Macht weiter so!

Marco: Nicht zu vergessen: Pascal von Burnout Records, auf dessen Zusammenarbeit wir uns sehr freuen. Und danke natürlich auch an unsere Familie und Partnerinnen, die so manches Wochenende auf uns verzichten mussten.

Matze:
Ich grüße alldiejenigen die mich inspiriert haben, Rico und unseren Drummer Paul, den wir im Juni endlich wiedersehen werden.  (allgemeines Gelächter).

 

Interview von Marcus Berg im Februar 2011

 

Über Boykott:

Besetzung: Matze (Gesang), Hendrik (Gitarre / Gesang), Rico (Gitarre), Marco (Bass), Paul (Schlagzeug)

Genre: Deutschrock

Label: Burnout Records

 

Mehr zu Boykott:

Band-Profil: Boykott bei Pressure Magazine

Offizielle Homepage: www.boykottiert.de

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