Martin Liebmann: Faul zu sein ist harte Arbeit

0

Die meisten Erfindungen der menschlichen Zivilisation sollen unser Leben erleichtern und Zeit sparen. In der Tat hat der „Homo oeconomicus“ ein intrinsisches Interesse, Abläufe in allen Bereichen des Lebens nach seinen wirtschaftlichen Maßstäben zu planen, zu evaluieren und schlussendlich zu optimieren. Eigentlich müssten wir dadurch in Wohlstand und auch in Freizeit geradezu „ertrinken“. Gerade Letzteres scheint auf der Hand zu liegen, wenn man bedenkt, dass viel weniger Zeit als früher z.B. mit der Nahrungsbeschaffung und -zubereitung oder mit der Tätigkeit am Arbeitsplatz aufgewendet werden muss.

Doch wofür verwenden viele von uns eigentlich heute diesen Luxus der „gewonnenen“ Lebenszeit?

Einige für die „Jagd“ nach noch besseren und günstigeren Produkten, andere zur Selbstoptimierung in Fitness- und Schönheitstempeln und wieder andere für ihre Auftritte auf Insta, Facebook und TikTok. Recht wenige von uns suchen regelmäßig die Langeweile und können ihre Zeit durch bloßes Nichtstun genießen.

Martin Liebmann, der im „Verein zur Verzögerung der Zeit“ aktiv ist, plädiert in seinem Buch „Faul zu sein ist harte Arbeit“ für die konsequente Entschleunigung unseres i.d.R. durchgeplanten und mit Reizen überfluteten Lebens. Also der Pfad vom „Müssen“ zur „Muße“. Er gibt dabei viele alltagstaugliche Tipps, so habe er beispielsweise nie krampfhaft versucht, einen Plan in seinem Leben mit der „Brechstange“, also mit zu viel Einsatz an Ressourcen, zu verwirklichen, sondern mehr für das „Hier und Jetzt“ gelebt. Stattdessen hatte er nach eigenen Angaben immer dann am meisten Erfolg, wenn er sich bietende Gelegenheiten einfach „am Schopfe packte“.

Diese dadurch gewonnene innere Freiheit und Zufriedenheit gelinge aber nur durch den Verzicht auf schnelle Erfolge, fortwährendes Wachstum und die weitere Anhäufung (meist unnötiger) materieller und finanzieller Güter. Und natürlich bedeute es auch, loslassen zu können. Dadurch könne man sich insgesamt entspannter den Dingen widmen, die einem wirklich wichtig sind.

Fazit: Zugegeben, ganz so leicht ist es für die meisten Menschen nicht, den materiellen Werten so wie der Autor zu entsagen und auf Entschleunigung/Freizeitoptimierung zu setzen. Gerade denjenigen aus den niedrigen Einkommensklassen wird dies schwerfallen. Dennoch geben Liebmanns Buch interessante Anregungen und Tipps für ein erfüllteres und „reicheres“ Leben, die von den meisten Menschen leicht in ihrem Alltag umgesetzt werden können.

Buchkritik von Sveni

Kommentiere den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte Namen eingeben