Selten liegen Genie und Wahnsinn, Misanthrop und Philanthrop so eng beieinander wie beim Rammstein-Sänger Till Lindemann.
Das wird auch im vorliegenden Gedichtband aus dem Jahr 2015 mehr als deutlich. In nahezu jedem Gedicht thematisiert der Autor bzw. der Erzähler in Form des lyrischen Ichs die Abgründe und Höhen der irdischen Existenz. Aber vor allem sind es wieder und immer wieder- eigentlich viel zu oft-die Abgründe, die viele von uns faszinieren. Z.B. den berühmten „Mord aus Eifersucht“ oder die „Liebe, die nur körperliche und seelische Schmerzen- aber eben keine Lust-verursacht“.
Lindemanns Leidenschaft ist die künstlerische Arbeit mit diesen Abgründen und den damit zusammengehörenden urprimitivsten Instinkten und Handlungen (jedenfalls habe ich bisher noch keine Anekdoten über Mordfälle im Tierreich aufgrund von Eifersucht vernommen), zu denen nur die menschliche Spezies fähig zu sein scheint. Das sind die schöpferischen unendlichen Quellen, durch die Lindemann seine Inspiration für seine Arbeit mit Rammstein und als Solokünstler erhält.
Fazit:
Ja, schön im Sinne der Romantik, der Ästhetik oder der Aufklärung ist das alles bestimmt nicht. Aber erschreckend faszinierend. Für den einen oder anderen. Und dann gibt es sogar noch das eine oder andere Gedicht, das erstaunlich tiefgründig ohne Fäkalsprache, rohe Gewalt und abstoßenden Sexualhandlungen auskommt. Neugierig?
Nur
Was verliert man
mit dem Augenschlag?
Den Augenblick?
Viele die Zeit
Einige das Bewusstsein
Manche das Leben
Buchkritik von Sven
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