Die legendäre Oi!-Punk-Band Loikaemie meldet sich nach einer langen Pause mit ihrem neuen Album „Menschen“ (VÖ: 24.11.23) eindrucksvoll zurück. Wir hatten die Gelegenheit, mit Thomas Wettermann, dem Sänger der Band, über die Herausforderungen bei der Albumproduktion, den Wandel in ihrer Musik und die Inspiration hinter den Texten zu sprechen.

Zum ersten Teil unseres LOIKAEMIE Interviews geht es übrigens HIER.

Tipp: HIER ENTLANG ZUM NEUEN SONG UND ZUM VIDEO >> https://linktr.ee/loikaemie

Was war die größte Herausforderung bei der Entstehung des neuen Albums?
Thomas: Zum einen, uns als Band wieder zusammenzufinden und zum anderen, die Zeit dafür zu finden. Wenn man bedenkt, dass die Vorbereitungen direkt 2019 begonnen haben und das Album erst 2023 erscheint, kommt einem das sehr lang vor. Allerdings hat der Monat in der Regel nur vier Wochenenden und da können wir froh sein, dass wir alles geschafft haben. Auftritte, Proben, Familie, Arbeit, Freizeit, Urlaub usw., das will gut organisiert sein. Das war echt eine Herausforderung. Der Rest war ein Klacks (grins)

Wie unterscheidet sich das neue Album von früheren Alben von Loikaemie?
Thomas: Es ist erwachsener und durchdachter. Wir haben immens viel Arbeit hineingesteckt, das haben wir früher auch, allerdings ist dieses Album viel professioneller und ausgereifter.

Wie verändert sich eure Musik in Bezug auf den Textinhalt und was inspiriert euch für neue Texte?
Thomas: Die Musik muss den Text tragen und umgekehrt. Man schreibt ja keinen traurigen Text auf eine schnelle Ska-Nummer, insofern passt sich bei uns die Musik dem Text an. Wir versuchen immer einen starken Ausdruck zu finden, sowohl musikalisch als auch textlich. In einem Text eine gute Portion Ironie und „Spiegel vorhalten“ zu verpacken, ist auf jeden Fall ein Ansporn. Inspiration bringt das Leben jeden Montagmorgen, jede Woche, jedes Jahr.

Gibt es auf dem Album Songs, die besonders persönlich für euch sind?
Thomas: „Tief im Herzen“ ist wohl der persönlichste Song auf der Platte. „Was soll die ganze scheisse“ hat auch sehr persönliche Züge, da verschiedenste Themen wie Gentrifizierung, Alltagsnazis oder soziale Ungerechtigkeit, also Sachen, die bei uns um die Ecke jeden Tag passieren, besungen werden. „Einer von vielen“ bearbeitet auch sehr persönliche Fragen, wie sie sich wahrscheinlich jeder jeden Tag stellt.

Als Eröffnungssong geht ihr mit der gesellschaftlichen Entwicklung hart ins Gericht. Insbesondere die „Meinungsfreiheit“ steht im Vordergrund und bietet zahlreiche Beispiele, wie damit in den vergangenen Jahren vielerorts umgegangen wurde. Warum war es auch wichtig, mit dem Song „Wenn wir alle so wären“ das neue Album einzuleiten?
Thomas: Um gleich eine Ansage zu machen und keine Fragen offenzulassen. Und weil es ein geiler Song geworden ist. Mein Lieblingssong der Platte. Und weil er auf jeden Fall seine Berechtigung hat. Schau zurück. Seit Corona besteht die Welt gefühlt nur noch aus Vernünftigen und Idioten. Das war vielleicht schon immer so, aber die Idioten haben ordentlich zugelegt.

Im Song gibt es Auszüge, aus der Corona-Pandemie zum Thema Maskenpflicht. Da du meines Wissens neben der Musik einem Beruf in der Pflege nachgehst, was ging dir in den vergangenen 3 Jahren am meisten auf den Sack?
Thomas: Die Ignoranz meiner Mitmenschen. Geht mir zwar schon immer auf den Sack, aber seit Corona bin ich schockiert, wie die breite Masse tatsächlich tickt und denkt. Das sieht man an den Themen, die heute in den Fokus gerückt sind. Im beruflichen Kontext fehlt mir manchmal die Vernunft und Einsicht mancher Kollegen. Es sind halt auch nur Menschen.

„Völker, hört die Signale!  Auf zum letzten Gefecht!“ – Die bekannte Textzeile aus dem Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung habt ihr euch in eurem Song „Menschen“ zu eigen gemacht und habt euch mit „Menschenrechten“ befasst. Was hat dich zum Schreiben des Songs inspiriert?
Thomas: Das war die Tatsache, dass Menschen immer kämpfen müssen und schon immer gekämpft haben. Irgendwie hört das nie auf.

Wenn man das weiterdenkt, wird die Idiotie deutlich. Es ist ein Kreis. Es fängt an und hört nie auf. Und wenn man dann schaut, wer gegen wen und warum kämpft, wird klar, warum es nie ein Ergebnis geben kann und dieser ewige Kampf irgendwann mal endet. Einige wenige dominieren den Rest und schicken sie in sinnlose Kämpfe. Mit Kämpfen ist übrigens jegliche Art Kampf gemeint, nicht nur Krieg.

Habt ihr bei der Produktion des Albums bewusst etwas anders gemacht als bei den vorherigen Alben? Speziell in „Nicht die Falschen hassen“ und „Wenn wir alle so wären“ sind in Teilen Elemente aus der Hardcore-Musik zu hören.
Thomas: Das gestaltete sich frei nach dem Motto, „spiel was du bist“. Wir mögen alle Hardcore und dachten, warum nicht einfach mal machen.

Mit FettFleckRecords habt ihr euer eigenes Label gegründet, auf dem ihr kürzlich auch die junge Punkband „Aktion Index“ inkl. Gastbeitrag auf einem ihrer Songs unterstützt habt. Welche Veröffentlichungen werden folgen und was habt langfristig mit dem Label geplant?
Thomas: In erster Linie war FettFleckRecords als Label für Loikaemie gedacht. Wir machen inzwischen alles selbst und deshalb war es notwendig ein Label zu gründen. Da wir jetzt wissen wie es funktioniert, stellen wir gern anderen unser Netzwerk zur Verfügung und versuchen etwas Neues zu schaffen, nämlich einer Band es zu erleichtern ihre Musik aufzunehmen und zu veröffentlichen. Es ist auch eine Zwangsläufigkeit von Corona.

Übrigens erscheint die neue Stage Bottles Platte auf FettFleckRecords.

Das Loikaemie Interview mit Thomas Wettermann führte Marcus Liprecht für Pressure Magazine im Oktober 2023

LOIKAEMIE – Lasst uns rein (Official Video)

»LASST UNS REIN« … in euer Herz, in euer Ohr, in euer Bein. Genauso funktioniert Musik. Die Idee zu dem Song war: Wenn alles verloren, kaputt und zerstört ist – mindestens einen Song für jedes Hoch oder Tief im Leben hat jeder von uns. Ein Lied kann erinnern, Hoffnung spenden, Zuversicht geben oder für eine Phase im Leben stehen. Und wenn im Laufe der Zeit alles verblasst … hört man Jahre später einen Song aus diesen Zeiten … zack, ist man wieder drin. Darum, lasst uns rein!

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LOIKAEMIE Live Termine

Ihre unmissverständliche Hymne „Good Night White Pride„, aber auch der genüssliche Mittelfinger „Oi! That’s yer lot“ oder das melancholisch-hintersinnige „Trinkfestigkeit“ dürfen bei keinem Konzert fehlen. Nun gesellen sich seit 15 Jahren die ersten neuen Songs dazu, die einen ersten Vorgeschmack auf Album Nummer 5 geben, das 2023 erscheinen soll.

LOIKAEMIE sind bereits seit Anfang September wieder live unterwegs, hier die kommenden Daten:

08.10.2022 Bischofswerda
22.10.2022 Pestpocken Festival in Gießen
05.11.2022 Stäbruch Festival von Away from life
08.12.2023 SCHWEINFURT / Stattbahnhof
09.12.2023 KASSEL / Goldgrube
16.12.2023 WINTERTHUR (CH) / GASWERK KULTURZENTRUM

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