Das With Full Force Festival fand vom 1. bis 3. Juli 2011 zum mittlerweile 18. Mal statt. Pressure Magazine war vor Ort und hat euch einen umfangreichen Festivalbericht mitgebracht.

 

 

Wir haben unseren Metal-Spezi Tim Grobleben auf das Metal Festival With Full Force nahe Leipzig entsandt, um Eindrücke aus erster Hand und wohlkommentierte Konzerte einzufangen. Nachdem er sich nun den massiven Regen aus den Haaren und den Dreck aus der Kimme gekratzt hat, liefert er euch eine Zusammenfassung des Line-Ups von 2011.

 

Mit dem Full Force verbinden viele persönliche Erinnerungen an Hitze, Staub, Unmengen an Bier und den Riesen- Circlepit, welchen HEAVEN SHALL BURN 2010 entfesselten. In diesem Jahr sollten viele Besucher diesbezüglich andere Erfahrungen machen. Erstens: Das „Force“ gibt’s auch in nass, kalt und windig. Zweitens: Matsch hat auch seine Vorteile und Drittens: Der Bierkonsum bleibt auch bei widrigen Bedingungen hoch.

 

Tag 1 – Ein erstes Highlight gleich zu Anfang

Als Erstes standen DEADLOCK auf dem Programm. Mit ihrer Mischung aus Melodic Death Metal und elektronischen Elementen haben sie der Masse eine kraftvolle Breitseite verpasst und gleichzeitig einen Vorgeschmack auf das geboten, was an diesem Wochenende noch kommen sollte. Beeindruckt hat vor allem die Leistung von Frontfrau Sabine. Mühelos hat sie die restliche Kapelle mit ihrer Stimme dominiert und das Publikum in ihren Bann gezogen. Beste Gesangsleistung am gesamten Wochenende.

Nach kurzer Bierversorgung am Zelt ging’s dann weiter mit den Death-Thrash-Recken von LEGION OF THE DAMNED. Hochgeschwindigkeitsgeknüppel wie es im Lehrbuch steht.

Während zu diesem Zeitpunkt die Mainstage überwiegend von Headbangern belagert wurde, konnten sich anwesende Hardcore-Freunde bei THE GHOST INSIDE vergnügen. Ihrem Ruf als Geheimtipp wurden sie mehr als gerecht. Am Abend ging es schließlich nochmal in die Tentstage zur Knüppelnacht. Es spielten WATAIN. WATAIN, Black Metal, wo fängt man da als Laie in Sachen Black Metal überhaupt mit der Kritik an? Am besten bei BATHORY und MAYHEM, den Klassikern. Rasender, hassgetriebener, kalter Black Metal, so wie man sich das vorstellt. WATAIN hätte man dagegen locker durch in Corpsepaint angemalten Jungs von NOFX ersetzen können. Seit wann darf Black Metal so sehr nach Skatepunk klingen? Einzig erhellendes am WATAIN– Auftritt war die Bühnendeko, welche aus einem massiven Kerzenaufgebot bestand.

 

Tag 2 – Kassieren oder blamieren?

Musikalisch fing der Tag mit den Amis von THE BLACK DAHLIA MURDER und ihrem Melodic-Death- Gebolze an. Der morgendliche Kater war danach, im wahrsten Sinne des Wortes, wie weggeblasen. Kurz danach ging’s mit den Magdeburgern von RADIO DEAD ONES weiter. Typischer Punk, der dem geneigten Hörer gefällt und für eine ordentliche Stimmung sorgte. Anschließend  musste ich erst einmal  zum nächsten Imbissstand, um Hunger und Bierdurst zu stillen.

Anschließend stand ich vor einer schwierigen Entscheidung: TERROR mit ihrem „Aufs-Maul?“-Hardcore oder doch DIE KASSIERER im Zelt? Klarer Wettervorteil für die Männer um Wolfgang Wendland. Abends im Zelt gab es noch etwas Kultur von KNORKATOR. Aufwändige Bühnendeko und einen Vorgeschmack aufs neue Album gab’s inklusive. Weitaus minimalistischer traten PETER PAN SPEEDROCK auf. Warum viel Geld in teure Deko verschwenden, wenn man für eine geile Show nur ein paar Instrumente, eine gewaltige Portion Coolness und ein Sack voll Testosteron braucht? Perfekter Absch(l)uss zum Samstagabend.

 

 

Tag 3 – Es wird LAUT!

Den Anfang machten STONEWALL NOISE ORCHESTRA, die Stoner-Rock aller erster Güteklasse dargeboten haben. Ein schöner Start in den Tag. Im Anschluss spielten die Norweger KVELERTAK. WAS FÜR EIN DRUCK!!! Klar produzieren drei Gitarren einen wesentlich fetteren Sound als zwei, aber was diese Jungs da entfesselten, hat einem den letzten Regentropfen von der Brille gefegt. FETT! Stimmung war bei den Anwesenden an diesem Tag auf einem ersten Höhepunkt. Bei den Reggae- NuMetalern von SKINDRED fiel die Stimmung dagegen kurzzeitig auf ein leichtes Tief. Grund dafür war das zweimalige (lt. Veranstalter wetterbedingte) Versagen der Bühnenelektrik. Den ersten Ausfall hat Fronter Benji Webbe für eine kleine Bühnenanimation inklusive Dubstep genutzt. Sehr cool. Menge tobte. Nachdem die Elektrik allerdings das zweite Mal versagte, verließen Sänger mitsamt restlicher Band die Bühne. Der Gig wurde dann abends im Zelt nachgeholt.

Mit ILL NINO ging es in Sachen Nu-Metal weiter, wenngleich die Vocals von Sänger Christian Machado wesentlich Hardcorelastiger rüber kamen, als erwartet. Somit also die perfekte Überleitung von brasilianischen Nu-Metal Rythmen hin zu derbstem OZ-Metalcore. Ganz klar, die Rede ist von PARKWAY DRIVE. Neben der gewohnt geilen Liveperformance der Australier gab es als kleinen Leckerbissen eine ungewollte Slapstick-Einlage. Auftritt Luke Kilpatrick, seines Zeichens Gitarrist, Rollstuhl fahrender und Integralhelm tragender Gitarrist. Ein Beinbruch zwingt ihn seit Wochen sämtliche Gigs im Rolli zu absolvieren und dieses Mal hat es ihn klassisch nach hinten gelegt. War für alle Beteiligten natürlich ein Riesenspaß. Musikalisch gab es von Anfang an mit „Unrest“  gleich die volle Dröhnung. Allgemein war das Set recht ausgeglichen. Lediglich vom Debutalbum hätte mehr als ein Song („Romance Is Dead“) kommen können. Aber für einen 45-minütigen Auftritt war das aller erste Sahne, welcher mit „Carrion“ mehr als würdig beendet wurde. Danach war erst einmal Pause angesagt, bevor die Matte zu KREATORS Old-School-Thrash Metal geschwungen wurde.

Was PARKWAY DRIVE an Geschwindigkeit vorgelegt hatten, haben die vier Herren aus Essen locker weggesteckt und zusätzlich noch einen Gang höher geschaltet. Im Anschluss folgten die Elvis-Metaller von VOLBEAT. Sichtlich bewegt von der doch so hohen Anzahl an Fans, die es, im teils strömenden Regen, ausgehalten hatten, gab es jede Menge Danksagungen an die Fans. Musikalisch wurde von VOLBEAT-Klassikern wie „Sad Man’s Tongue“ bis hin zu neueren Stücken alá „Fallen“ (Michael Poulsens Vater gewidmet) alles geboten. Man hat der Band den Spaß angesehen, besonders Bassist Anders Kjølholm tobte wie ein Wiesel von einer Ecke zur anderen. Sehr sympathisch. Den Abschluss bereiteten SOLSTAFIR mit ihrer Mischung aus Doom und Progmetal. Ideal für alle die vom Festival schon fertig waren und einfach nur noch sitzen, kiffen und der Musik lauschen wollten. Ein schöner Abschluss für ein nasses, windiges aber dennoch sehr geiles Festival. Bis zum nächsten Jahr auf dem selbsternannten „Härtesten Acker Deutschlands“.

 

Camping auf dem Full Force

Als ich Freitagmorgen um 8 Uhr in Roitzschjora auf der Matte stand, war natürlich noch kein einziger Schalter offen. Das ist gerade für diejenigen ärgerlich, die noch kein Ticket hatten und trotzdem mit dem ersten Shuttlebus aus Delitzsch angereist sind. So hieß es zwei Stunden warten und sich irgendwie die Zeit vertreiben. Option eins, man wartet einfach und beobachtet die Security- Einweiser bei ihrer Arbeit. Für Fans der „New Kids“ oder „Extra 3 Neueste Nationale Nachrichten“ ein wahres Fest. Für jemanden der allerdings schon 24 Stunden auf Achse ist, bietet der nahe gelegene Baggersee die weniger nervige Alternative. Das Wetter spielte zu diesem Zeitpunkt noch mit. Ideale Bedingungen also, um kurz die Augen zu schließen und den restlichen Alkohol vom Vorabend zu verdauen.

Nach erfolgreich verbrachter Wartezeit ging es endlich los, Bändchen holen, den Jungs von DEADLOCK (Bassist John und Soundman Slayer), welche hinter mir warten mussten, Hallo gesagt und ab aufs Gelände, Zelt aufbauen, kurz dösen und was Essbares suchen. Hieß für mich einen Rundgang übers Infield in Kauf nehmen, um mir zuerst einen Überblick über das kulinarische Angebot zu verschaffen. Geboten wurde so ziemlich alles, was das Carnivore und das Veganer/- Vegetarier Herz begehrt. Über die Preise konnte man nicht meckern. 5,50€ für eine Portion Pasta oder eine Portion gebratene Nudeln beim Asia-Imbiss sieht zwar auf den ersten Blick recht teuer aus, ist aber im nationalen und internationalen Vergleich sehr billig. Gesättigt hat es allemal und geschmacklich konnte man auch nicht wirklich rummeckern. Bis auf das, was einem als „Original Thüringer Rostbratwurst“ zugemutet wurde. Aber für 2,50€ kann man auch sowas ertragen. Man braucht schließlich eine Grundlage für die folgenden Biere und Schnäpse. Richtig Bier. Der mittlerweile jetzt schon 30 Stunden lange Tag verlangte nach einer Menge Bier. Also rüber zum nächsten Stand und sich für 4,50€ (2€ Pfand inklusive) einen schönen 0,4er Becher Braustolz zapfen lassen. Auch sonst konnte man nicht über die Preise meckern. Als einer der wenigen, haben die Veranstalter des With Full Force den Ticketpreis dieses Jahr nicht erhöht.

Nach den ersten Konzerten ging es dann auf den Zeltplatz zu einer befreundeten Gruppe aus Thüringen. Auf dem Campinggelände selber herrschte eine ausgelassene, aber dennoch sehr friedliche Stimmung. Diese kippte am Samstag allerdings etwas. Schuld war das Wetter. Ein Mix aus Nieselregen, Platzregen, Wind und Kälte begrüßte mich nach durchzechter Nacht. Allerdings konnte man der ganzen Sache mit wetterfester Kleidung und einem halbwegs intelligent aufgebautem Zelt gut trotzen. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass von Samstag auf Sonntag, gefühlt 50% der Gäste das Festival verließen. Teils, weil es während HATEBREED Bindfäden regnete und es keine trockenen Klamotten mehr gab oder, weil die Zelte abgesoffen sind. Im Vergleich zur parallel laufenden Fusion, ist das Force allerdings nochmal glimpflich davon gekommen. Pech für die, die schon gefahren sind, denn am Sonntag gab es das eine oder andere Highlight. Großartig der Auftritt des einen Fans, der sich mit entblößtem Genitalbereich im Schlamm wälzte. Selbst die Sanitäter vor Ort waren ratlos und benötigten Unterstützung der Bühnensecurity.

Das ist Metal m/  – und so endete das With Full Force 2011. Bis zum nächsten Jahr!

 

Bericht von Tim Grobleben

 

 

Mehr zum With Full Force Festival:

Homepage: www.withfullforce.de

Bandinfos: Alle Bands des With Full Force Festival 2011

Offizieller Ticket-Shop: WFF Merchandise-Shop

 

Bilder: Mit freundlicher Genehmigung von Dirk Behlau (www.pixeleye.de)

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