Kärbholz „Kapitel 11 – Barrikaden“ (Album Review)

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Kärbholz, die Rockband aus Ruppichteroth, meldet sich mit ihrem neuesten Album „Kapitel 11 – Barrikaden“ zurück. Nach einer längeren Pause sind sie wieder voller Energie und haben an kreativer Kraft gewonnen. Produziert von Eike Freese und Alexander Dietz, bietet das Album elf Songs, die auf den ersten Blick nicht in Schubladen gesteckt werden können, aber bei genauerem Hinhören ihre musikalische Komplexität enthüllen.

Die Songs erzählen Geschichten aus dem Leben und sind geprägt von der starken Stimme von Torben, kantigen Gitarrenriffs und harten Drums. Auf „Kapitel 11 – Barrikaden“ entführt uns Kärbholz auf eine 40-minütige musikalische Reise durch verschiedene Ecken ihres Band-Kosmos.

Musikalische Bandbreite

Das Album beweist jedoch, dass nicht alles Metal ist, was glänzt. Schon der erste Song „Barrikaden“ reißt einen förmlich mit und zeigt, dass Kärbholz kein Blatt vor den Mund nimmt. Egal, ob es darum geht, gesellschaftliche Missstände anzuprangern oder zwischenmenschliche Glaubensgrundsätze infrage zu stellen. „Raubtier“ versucht, dasselbe wiederzuerwecken, während „Unter ferner liefen“ eine Ode an die eigene Unvernunft ist. Mit brachialem Sound und starken Chören wird der Song zum wahren Ohrenschmaus und ist ein übelst-geiles Brett für die kommenden Live-Shows.

Intensive Auseinandersetzung mit sich selbst

Ein weiteres Highlight ist „Eins gegen Eins„, bei dem es um die innere Auseinandersetzung mit sich selbst geht. Die eindringliche Stimme von Torben wird von melancholischen Gitarrenklängen untermalt und sorgt für Gänsehautmomente. Der Song kommt mit einem überraschenden Ende daher und zeigt, dass es oft keine klaren Gewinner im Kampf mit uns selbst gibt.

Gar nichts“ ist ein Song, der einem das Herz schwer werden lässt und einen in eine Welt entführt, in der falsche Freunde einen unermesslichen Schmerz zufügen können. Die Musik ist gefüllt mit bittersüßen Harmonien, die einen zwischen Hoffnung und Verzweiflung hin- und herziehen. Kärbholz beweist mit diesem Song, dass sie nicht nur in Hardrock und Metal zu Hause sind, sondern auch andere Stilelemente gekonnt einsetzen können, wie die epischen Chöre, die den Song zu etwas Besonderem machen.

Die Stimme des Sängers trägt die melancholische Stimmung des Songs auf eine Art und Weise, die einem das Gefühl gibt, als ob man selbst durch diesen Schmerz hindurchgeht. Es wird schwer, den Augenblick zu vergessen, in dem man das erste Mal diese Lyrics hört und sich darin wiedererkennt. Der Song beschreibt die schmerzhafte Erfahrung, dass jemand, den man als Freund betrachtet hat, einem in Wirklichkeit schaden will. „Hattest mit ’nem Grinsen im Gesicht den Dolch schon in der Hand“, singt der Sänger, um seine Enttäuschung und Wut auszudrücken. Der Song zeigt, dass wahre Freunde einander nicht betrügen oder hinterrücks attackieren. „Sowas macht man nicht, wenn man sich mag und man sagt, man ist füreinander da“, lautet eine eindringliche Zeile des Textes.

Aber am Ende ist es nicht nur ein Song über Verlust und Schmerz, sondern auch ein Song über Vergebung und Weitermachen. Ein Song, der uns daran erinnert, dass wir in der Lage sind, zu verzeihen und weiterzugehen, auch wenn es schwer ist.

Der Zug“ ist eine emotionale Powerballade zum Runterkommen und beschäftigt sich vor allem mit dem Thema „Loslassen“. Die Musik ist treibend und energiegeladen, was gut zur Metapher des Zuges passt, der durch die Wirklichkeit fährt. Der Text dieses Songs wirkt sehr persönlich, da er auf einem Gedicht basiert, das das Leben und die Ängste einer unbekannten Frau beschreibt. Dadurch wird der Song zu einer Hommage an diese Frau und ihre Gedichte, welche der Sänger in einem alten Karton gefunden hat.

Mut gegen Perspektive“ ist ein weiterer Song, der die musikalische Bandbreite von Kärbholz zeigt, während „Ohne Deckung“ mit rauem Gesang und fetten Gitarrenriffs punktet. Der Song ruft dazu auf, sich nicht zu verbiegen und sich selbst treu zu bleiben.

Ja zum Leben“ und „Zu dir oder zu mir“ sind zwei weitere Höhepunkte, die das Album abrunden.

Fazit: „Kapitel 11 – Barrikaden“ ist ein Album, das seine Komplexität oft erst auf den zweiten Blick verrät. Die verschiedenen Einflüsse und Stilelemente machen das Album zu einer abwechslungsreichen und spannenden musikalischen Reise durch den Kärbholz-Kosmos. Die Jungs von Kärbholz haben sich in ihrer Pause Zeit genommen, um sich im Proberaum kreativ zusammen- und wiederzufinden. Das Ergebnis ist eine musikalische Reise, die den Hörer wohlig zurücklässt und erneut auf Entdeckungsreise schickt. Ob als CD, Vinyl, Fan-Box oder digital – Kärbholz hat ein großartiges Album geschaffen, das Fans deutschsprachiger Rockmusik begeistern wird.

Album Review von Marcus Liprecht

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Songübersicht Kapitel 11: „Barrikaden“

  • Barrikaden
  • Raubtier
  • Unter ferner liefen
  • Gar nichts
  • Eins gegen Eins
  • Der Zug
  • Mut gegen Perspektive                                                                   
  • Ohne Deckung
  • Ja zum Leben
  • Zu dir oder zu mir
  • Gib mir Deine Hand

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