Am 3. Juni 2023 fand auf der Expo Plaza in Hannover ein legendäres Konzert statt, bei dem zwei wahre Giganten des Rock zusammen auf der Bühne standen: Mötley Crüe und Def Leppard.

Zahlreiche Fans aus ganz Deutschland machten sich auf den Weg, um dieses epische Ereignis live zu erleben. Anne Sielaff und Marcus Sielaff waren für Pressure Magazine vor Ort auf der Show in Hannover und haben einen tollen Bericht mit Konzertfotos mitgebracht.

Für zwei solche Giganten-Rockmonster nehmen wir natürlich gerne die 3,5-stündige Anreise aus Berlin auf uns. Ein kleines Hotel in Pattensen, einem sehr ländlichen Vorort Hannovers mit einem extrem idyllischen Marktplatz mit Fachwerkhäuschen und einem erstklassigen Burgerrestaurant (Grüße gehen raus an die sehr sympathische Kellnerin im „Anno“), ist unsere Unterkunft für heute. Nach einer 15-minütigen Autofahrt sind wir auch schon an der ZAG Arena angekommen. Hier erwartet uns eine mittelgroße Open-Air-Bühne (irgendwie hätten wir bei diesen beiden Bands eine Nummer größer erwartet, aber das bunte Budentreiben drumherum entschädigt dafür, und es kommt ein bisschen Festival-Feeling auf).

Bei unserer Ankunft gegen 18:45 Uhr stehen noch ein DJ und ein Moderator eines örtlichen Radiosenders auf der Bühne und lassen das Publikum vorglühen. Pünktlich um 19 Uhr beginnen die Mötley Crew (ja, genau so steht es auf deren Shirts)-Roadies mit dem Bühnenumbau und lässt Großes erwarten. Um 19:30 Uhr erklingen klassische, requiemartige Rhythmen, und schon stehen die Ikonen meiner wilden Jugend das erste Mal zum Anfassen nah (großes Dankeschön an die Tourorganisation für die top Front-of-Stage-Tickets) vor mir. Nikki Sixx heizt die Massen an, die ersten Reihen kreischen und quietschen, was die Groupielungen hergeben. Wie gut, dass ich Ohrstöpsel dabei habe. Zwei bildhübsche junge Damen in sehr knappen Outfits verrenken sich lasziv neben den wilden Jungs auf der Bühne, eine der Ladies wurde garantiert von Tommy Lee gecastet, sie ist eine wunderhübsche und sehr sexy Pamela Anderson-Kopie.

Vor dem dritten Song begrüßt Sänger Vince die zahlreich erschienenen Menschenmassen und fragt, ob wir dann mal zum ersten Album zurückgehen sollen. Und schon beginnt die Zeitreise. John 5 wirft Gitarrenpicks in die Menge, diese quittiert es mit begeistertem Kreischen. Hach, was kann der Mann schön diabolisch grinsen und Gitarre spielen: einfach göttlich! Später fragt Vince uns, ob wir den Film „The Dirt“ gesehen haben? Und natürlich folgt hierauf der Soundtrack zum Film mit entsprechendem Bühnenbild (es laufen begleitend Filmausschnitte auf den Riesenleinwänden). Jetzt ist Nikki Sixx wieder ganz vorne auf dem kurzen Laufsteg zwischen den Massen und fragt, ob wir schüchtern seien hier in Deutschland und ob jemand aus den ersten Reihen nicht zu ihm hochkommen möchte? Kurz darauf steht eine junge Frau neben ihm, die ihr Glück gar nicht fassen kann. Er fragt sie: „Möchtest du deine Oma oder deinen Freund oder jemand anderen, den du liebst, grüßen?“ Ihre Antwort: „Nein, ich liebe nur Mötley Crüe!“

Es folgt ein hammergeiles Gitarrensolo vom Gitarrengott persönlich, John 5. Nikki Sixx schwenkt kurz eine große Deutschlandfahne. Zum Abschluss kurz vor 21 Uhr werden zwei riesige, bühnengroße aufblasbare Roboterpuppen herabgelassen. Die Mädels auf der Bühne tanzen in roboterartigen Catsuits zu „Girls, Girls, Girls“. Was für eine Megashow! Das waren wirklich sehr unterhaltsame anderthalb Stunden. Ich bin heiser.

Nach kurzem Umbau geht es um 21:30 Uhr weiter mit Def Leppard. Wir hatten die Jungs aus UK bereits 2019 auf Bon Jovis „This House is not for sale“-Tour in Düsseldorf gesehen und damals retteten sie uns wirklich den Abend, denn für Bon Jovi (der stimmlich gar nicht mehr gut unterwegs war) hätte sich damals die lange Anreise nicht gelohnt. Dementsprechend hoch sind heute auch meine Erwartungen.

Aber auch auf die Gefahr hin, hierfür einen dicken Shitstorm zu ernten: Nach 2 Songs (und der 2. Song ist „Let’s get rocked“) frage ich mich, ob es hoffentlich bald vorbei ist. Man möchte meinen, dass zwischen Mötley Crüe und Def Leppard altersmäßig mindestens eine Generation liegt, so langweilig und gesetzt wirken die Briten nach dem Rockspirit von Mötley Crüe auf der Bühne. Das beginnt mit den Outfits (adrette Fönfrisur bei Joe Elliott und pinkfarbener Anzug bei Rick Savage, macht der Mann nicht eigentlich auch Mode???) und geht weiter mit den Bewegungsabläufen. Es fehlt die Leichtigkeit, und es wirkt alles etwas angestaubt und müde.

Musikalisch und vor allem stimmlich gibt es hier nichts zu meckern. Joe Elliotts Stimme ist schon ein Brett. Auch Drummer Rick Allen gibt mit seinem einen Arm alles. Es fehlt im Hintergrund aber das Kreischen der Groupies, anscheinend geht es nicht nur mir so. Rechts und links von mir sind die Reihen auch deutlich überschaubarer geworden und bei kurzen Gesprächen mit anderen Besuchern bestätigt sich mein Eindruck: Die Meisten sind etwas gelangweilt. Es wird langsam dunkel vor der Open-Air-Bühne und ich kämpfe immer noch mit meiner Müdigkeit. Wir gehen also ein bisschen weiter nach hinten und hören uns die letzten Klänge auf den noch warmen Steinstufen sitzend an und genießen das Panorama über die Menschenmassen vor der ZAG Arena hinweg. Danke, Hannover, für einen wundervollen Konzertabend!

Mötley Crüe und Def Leppard Konzertbericht von Anne und Konzertfotos von Marcus Sielaff für Pressure Magazine

1 Kommentar

  1. Das sehe ich vollkommen anders: Vince Neils gesangliche Defizite wurden durch Tänzerinnen überdeckt, der Sound war sehr schlecht bei Mötley Crüe. Def Leppard hingegen haben durch die Musik überzeugt und brauchten keine Showeinlagen. Sound war super.

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