Nachdem die Coronapandemie so vielen Veranstaltungen den Stecker gezogen hat, hat die Warterei auf Eisbrecher heute ein Ende. Kurz nach 19 Uhr schlagen wir in der C-Halle auf, gut gefüllt mit Schwarz gekleideten tanzwütigen Menschen aller Altersklassen. Das lang ersehnte Nachholkonzert aus 2020 hat heute viele glückliche Fans aus nah und fern versammelt.

Kurz vor 19.30 Uhr steht plötzlich ein bekanntes Gesicht auf der Bühne. Alex Wesselsky – auch bekannt als „Der Checker“ und seines Zeichens Frontmann (oder sollte ich lieber sagen: Rampensau) von Eisbrecher begrüßt die wartende Menge, in Alltagsklamotten kaum zu erkennen. Als allerdings die Stimme zu hören ist, weiß sofort jeder und jede im Saal, wer da oben steht. Er befördert eine Banane aus seiner Hosentasche, sie fällt ihm herunter, sein Spruch dazu: “Oh, meine Banane ist runtergefallen… naja, das passiert in meinem Alter öfter!“ zaubert ein breites Grinsen auf die Gesichter der Besucher. Nun holt er nach und nach den einen oder anderen Schokoriegel aus den Hosentaschen und „Schattenmann haben wir Euch mitgebracht, die passen aber nicht in meine Hosentasche, sind zu groß geworden.“ Ja, der Alex weiß, wie man die Massen begeistert und in Stimmung bringt.

19.30 Uhr entern die vier mir bis dato unbekannten Jungs aus Nürnberg die Bühne und lassen es ordentlich krachen. Wem der Begriff ‚Neue Deutsche Härte‚ bis jetzt nichts sagt, der wird hier sofort mitgerissen. Es wird mit Schwarzlicht gearbeitet, damit die giftgrün fluoreszierende Schminke auf Körpern und Gesichtern der Bandmitglieder besser zur Geltung kommt. Die sehr eindringliche Stimme von Sänger Frank Herzig, begleitet von harten Gitarrenriffs und sehr gut ins Ohr gehenden Texten überzeugt mich davon, dass es auch noch mir unbekannte Bands auf diesem Planeten gibt, die mich echt begeistern können. „Vielen Dank Berlin, dass wir hier sein dürfen und ihr uns so herzlich empfangt… Habt ihr Bock auf Metal?“ Es gibt Gruselclowns auf der Bühne und Kettensägen, die Nürnberger wissen offensichtlich, wie das Publikum mitzureißen ist. Auch melancholische Klänge beherrscht der Frontmann von Schattenmann perfekt, wie er mit dem Song „Nadel und Faden“, der mir persönlich am besten gefallen hat, unter Beweis stellt. Zum Abschluss gegen 20.15 Uhr gibt’s noch einen Ausblick auf das am 30.6. erscheinende neue 4. Album der Band, der Titelsong „Dia De Muertos“ rundet einen wirklich sehr überzeugenden Auftritt ab.

Kurze Umbaupause auf der Bühne und man beginnt zu ahnen, was eine gut gefüllte Columbiahalle bei etwas wärmeren Außentemperaturen bedeutet: es ist heiß und feucht und man wünscht sich sehr, der eine oder andere Gast hätte in den Tagen vorm Konzert wenigstens mal kurz unter der Dusche gestanden. Körpergerüche und eng an eng stehende Menschen habe ich während der letzten 2 Jahre echt nicht vermisst. 20.45 Uhr geht’s los, Eisbrecher also mal wieder oder sollte ich sagen: die große bunte Alex-Show? Es ist heute nicht das erste Mal für uns, dass wir Eisbrecher live erleben dürfen und deshalb wissen wir auch, das garantiert abgeliefert wird und können den einen oder anderen Text mitsingen. Alex (wie gewohnt im Military Look und heute mit weißer Kapitänsmütze auf dem kahl rasierten Schädel und mit roter Krawatte) ist wirklich ein absoluter Entertainer, manchmal hat man das Gefühl einer One-Man-Show mit musikalischer Begleitung, die Musiker um ihn herum gehen leider etwas unter. Der 1. Song ist passenderweise „Volle Kraft voraus“, danach steht er mit Polaroidkamera vor uns und verspricht, gleich ganz tolle Posen zu machen, damit wir alle viele Handyfotos machen und danach „die ollen Dinger endlich wegstecken und mit Augen und Ohren genießen können“. Klappt nicht so ganz, im weiteren Verlauf des Abends sind natürlich weiterhin viele Handys oben und filmen, was das Zeug hält. Es gibt aber auch wirklich viel zu sehen, zwischendurch schneit es sogar kurz beim Song „Eiszeit“.

Wesselsky ist mit weißer Schapka und 2 Eispickeln am Start, die Bandmitglieder sind in dicke Fellparkas gehüllt. Es gibt hier große Trommeln mit spritzendem Wasser á la Blue Men Group, die Massen singen, tanzen und schwitzen. Für uns reicht es dann jetzt auch, wir haben alles gesehen und gehört und wieder viele tolle Bilder im Kasten und Eindrücke im Kopf. Bis bald, ab in die Heia!

Konzertbericht von Anne mit Konzertfotos von Marcus Sielaff für Pressure Magazine

SCHATTENMANN Konzertfotos aus Berlin – 16.06.2023

EISBRECHER Konzertfotos aus Berlin – 16.06.2023

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