Meshuggah sind in der Metal-Szene eine Macht und wenn diese fleischgewordene Inspiration für den modernen Sound eines ganzen Genres eine Tour ankündigt, hat man zu erscheinen. Das gilt auch für ihren Stop in München, wo sie in der ausverkauften Tonhalle die auditiven Bedürfnisse ihrer Fans stillen und die Wände mit ihren vertrackten Polyrhythmen zum beben bringen.
Mit im Gepäck haben sie gleich zwei Vorbands, die den undankbaren Job haben eine Menge aufzuwärmen, die offensichtlich nur für den Headliner erschienen ist. Doch diese Sisyphos-Arbeit macht sich schlussendlich bezahlt. Zunächst ist hierbei das Bremer Duo Mantar an der Reihe, welches mit einem reduzierten Sound aus Gitarre und Schlagzeug eine undefinierbare Mischung aus primitivem Punk, Sludge und Black Metal erzeugt, die zunächst für leichte Verwirrung, dann verhaltenen Applaus und schlussendlich Begeisterung beim Münchner Publikum sorgt. Kein einfacher Job, wenn man mit den regulär stoischen Fans in der bayerischen Landeshauptstadt zu kämpfen hat. Doch Sänger/Gitarrist Hanno Klänhardt und Drummer Erinç Sakarya setzen eine eindeutige Duftmarke und machen Platz für den nächsten Support.
The Halo Effect aus Schweden (und damit Meshuggahs Landsmänner) gehen das Ganze soundtechnisch mit klassischem Melo-Death filigraner und technischer an als ihre Vorgänger und scheinen damit gleich ab dem ersten Ton den richtigen Nerv beim Publikum zu treffen. Vielleicht spielt auch der Legendenstatus eines überwiegenden Teils der Musiker dabei eine Rolle. Die meisten von ihnen waren schonmal in irgendeiner Form Mitglieder von In Flames. Auch unabhängig davon sorgt vor allem die Bühne Präsenz der Band (allen voran Frontmann Mikael Stanne) für Stimmung, Mosh-Pits und Rufen nach mehr. Ordentlich aufgewärmt, ist die Bühne daraufhin bereit für den Headliner des Abends.
Eingeläutet mit Careless Whisper von George Michael (vom Band) wird zunächst einmal ein lockerer Ton gesetzt, bis Broken Cog vom aktuellsten Longplayer Immutable vorgibt, wie der Rest des Abends auszusehen hat: hart, präzise und durchgetaktet bis in den letzten Winkel. Meshuggah gelten mit ihrem Sound als die Pioniere des Djent (oder zumindest das, was wir heute darunter verstehen) und haben diese Art zu spielen daher mehr als perfektioniert. Jeder Ton sitzt wo er hingehört, jeder Lichteffekt unterstützt dort, wo er es soll. Eine Symbiose, die trotz ihrer kombinierten Wucht einen hypnotischen Sog entwickelt. Das gilt im Übrigen für jeden einzelnen der zwölf an diesem Abend abgefeuerten Tracks. Zu diesen gehören Evergreens wie Future Breed Machine, als auch Deep-Cuts wie In Death – Is Life und In Death – Is Death. Selbstverständlich wird auch Bleed (als Zugabe vor dem finalen Demiurge) aus den Rohren gefeuert, stellt der Song doch sowas wie den Durchbruch in den Mainstream (innerhalb des Genres) dar.
In diesem Sinne kann man ohne zu übertreiben von einem Erlebnis sprechen. Brutalität, Präzision und doch eine gewisse Zugänglichkeit dank eines Wiedererkennungswerts sind in Zeiten der Belanglosigkeit eine Währung, auf die nur wenige Bands Zugriff haben. Daher sei jedem Metal-Fan, egal welches Sub-Genre favorisiert wird, ans Herz gelegt Meshuggah mindestens einmal live zu erleben. Wir sind garantiert wieder dabei, wenn das Quintett aus Umeå ihr Kommen ankündigt
Konzertbericht von Igor Barkan
Alle Fotos von Lutz (WeArePhotographers)