Das Wacken Open Air - Wo der Ruf selbst zugeben muss, dass er nicht mehr ist, was er mal war
Das Wacken Open Air - Wo der Ruf selbst zugeben muss, dass er nicht mehr ist, was er mal war

Wo der Ruf selbst zugeben muss, dass er nicht mehr ist, was er mal war

Dieses Jahr geht das Wacken Open Air vom 31.07. bis zum 03.08.2024 über die Bühne. Zeit, einen Blick auf dieses legendäre Festival zu werfen! Im Line-up 2024 finden sich unter anderem:

Bury Tomorrow
The Warning
The Black Dahlia Murder
Emil Bulls
Vio-Lence
Wolf
Dragonforce
Scorpions
Feuerschwanz
Fiddler’s Green
Zebrahead

Wacken, das Festival, bei dem jede Band nur zu gerne im Line-up auftauchen möchte. Also im richtigen Line-up. Dem Line-up, bei dem sie auch in einem Atemzug mit den Scorpions genannt werden. Egal, ob man die Scorpions liebt oder hasst, eines muss man ihnen lassen: Sie sind immer noch da. Und allein dafür verdienen sie ein donnerndes Applausgewitter!

Vom Rocker-Traum zum „To-Do“ auf der Liste

Bei Wacken dabei zu sein ist mittlerweile allerdings auch nicht mehr das, was es mal war. Früher war es das ultimative Ziel jedes Rockers, heute eher ein Punkt auf der Liste der „Dinge, die man mal gemacht haben sollte“. Früher standen die coolsten Bands unter der Sonne auf den Bühnen, heute scheint es, als ob manche Bands nur wegen ihrer guten Kontakte und ihrer Fähigkeit, im Backstage-Bereich nett zu lächeln, dort gelandet sind.

Gut, das echte Line-up kann sich durchaus sehen lassen. Auch wenn man sagen muss, dass es schon bessere Line-ups gab. Irgendwie hat es den Anschein, als würde die Qualität langsam aber sicher den Bach runtergehen.

Zwischen Mythos und Realität

Denn es gibt auch das Line-up, das Wacken zu einem echten Witz macht. Ja, einem Witz! Und das ist schon nett formuliert und in Geschenkpapier gewickelt. Als Band zu sagen: „Wir sind bei Wacken dabei,“ bedeutet heute nicht mehr viel. Denn die entscheidende Frage ist: Wo seid ihr dabei? Auf der großen Bühne, wo sich die Menge tummelt, oder irgendwo zwischen 14 und 16:30 Uhr auf der Eckbühne neben den Dixie-Klos? Das macht den Unterschied.

Im Zeitalter von Social Media, wo jeder nur die brisantesten Highlights postet und diese auch noch aufhübscht, klingt „Wir spielen auf Wacken“ imposant. Aber hey, es ist nicht so imposant, wenn ihr auf einer Eckbühne zur Mittagszeit spielt. Genau dann, bevor die echten Stars die Bühne rocken und die Menge mitreißen. Da seid ihr das musikalische Äquivalent zum Aufwärmprogramm im Fitnessstudio – nett, aber keiner kommt wirklich deswegen.

Und dann diese Posts: „Wir sind bei Wacken!“ Ja, und ich war gestern beim Zahnarzt. Beides beeindruckt niemanden, wenn man die Details dann wirklich kennt. Also, liebe Bands, tut nicht so, als ob ihr die Headliner seid, wenn ihr tatsächlich nur die Lückenfüller seid. Manchmal ist Ehrlichkeit wirklich die beste Politik – oder wenigstens eine halbwegs realistische Einschätzung eurer Position und eures Talents. Oder eben nicht. Vielleicht das nächste Mal eine Ecke für den Auftritt auswählen, die nicht so nach Abstellkammer klingt.

Die Bühnen von Wacken: Wo die Musik wirklich spielt

Denn hier ist das Problem. Es gibt zwei Lager beim Wacken Open Air. Auf der einen Seite die echt gute Musik und auf der anderen Seite… naja, die anderen. Was auch immer die machen? Mittlerweile wird sogar Schlager auf Wacken gespielt, um die gute Laune zu steigern. Ehrlich jetzt? Man ist auf einem Festival mit hochkarätigen Bands und muss die Stimmung mit Schlagermusik aufpolieren? Was läuft da schief? Vielleicht sollte das Line-up doch nochmal überdacht werden.

Aber der Fairness halber: Es gibt ein paar Schlagerfans unter den Rockern und Metallern. Sie geben es nur nicht zu. Nach drei bis dreizehn Bier wird selbst Helene Fischer plötzlich zur grandiosen Sängerin und ihre Hits bekommen einen internationalen Flair, der fast mit Dragonforce mithalten kann. Oder nicht?

Nein, definitiv nein.

Was ist das nächste? Helene Fischer als Headliner? Das klingt fast so absurd, dass es beim Wacken Open Air schon wieder möglich wäre.

Ein Plädoyer für die Rückkehr zu den Wurzeln: Riffs, Drums und Spaß

Aber zurück zum Thema: Wenn ihr also mal wieder bei Social Media irgendeinen Hampel seht, den ihr nicht zuordnen könnt und der stolz verkündet, dass seine Band bei Wacken spielt, fragt nach der Bühne, der Uhrzeit und dem Typen, den er im Backstage-Bereich geschmiert hat. Denn, liebe Freunde, es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man auf der Hauptbühne rockt oder um 14:30 Uhr auf der Nebenbühne zwischen Pommesbude, Dixi-Klo und Helene Fischer sein Set runterspielt.

Und jetzt ganz ernst und ehrlich: Ein bisschen Feinschliff beim Line-up könnte nicht schaden. Schlager in Maßen, Leute – und nur, wenn es absolut notwendig ist. Wacken sollte ein Ort sein, an dem die Riffs regieren und die Drums donnern, nicht ein Ort, an dem man sich fragt, ob man versehentlich auf einem Volksmusikfest gelandet ist.

Liebe Wacken-Veranstalter, denkt nochmal über eure Entscheidungen nach. Ein Festival, das einst als das ultimative Metal-Paradies galt, sollte nicht zu einem Gemischtwarenladen der Musikrichtungen verkommen. Bleibt dem treu, was Wacken ausmacht: harter Rock, wilder Metal und betrunkene Menschen.

Wacken soll Wacken bleiben

Und an alle Bands da draußen: Wenn ihr wirklich bei Wacken spielt, dann lasst es krachen und bringt die Bühne zum Beben. Aber tut uns allen einen Gefallen und behaltet den Schlager für die Apres-Ski-Partys. Denn Wacken ist Wacken, und das soll auch so bleiben. Oder zumindest wieder werden.

Und euer Lieblings-Helene-Fischer-Song ist? Diese Frage geht an die Rocker und Metaller.

Text von Mia Lada-Klein

Ihr habt die letzte Kolumne mit einem Festivalvergleich zwischen Rock am Ring Vs. Rock im Park verpasst? Hier klicken und nachlesen.

Der nächste Kolumnenbeitrag erscheint am 10. Juli

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