Eine tiefere Betrachtung der Subkultur.
Na, Freunde der guten Laune, heute nehmen wir uns mal Zeit für eine ordentliche Portion Oi! Ich hatte ja schon angekündigt, dass ich dafür einen Moment finden werde und heute ist es soweit.
Die Geburt des Oi!
Oi! ist wie eine frisch gepresste Limonade, die Ende der 1970er Jahre in Großbritannien aus der kreativen Quelle des Punk-Rocks entsprungen ist, speziell für die Jugend der Arbeiterklasse gedacht. Bands wie Sham 69 und Cockney Rejects haben den Ton angegeben und der Szene ihre unverkennbare Straßenkultur verliehen. Diese Musik, auch als Oi!-Punk bekannt, ist gekennzeichnet durch einfache Strukturen, harte Gitarrenriffs und Refrains, die zum Mitsingen einladen.
Und ja, auch wenn Oi! oft mit Skinheads assoziiert wird, hat sie nicht nur sie, sondern auch traditionelle Skinheads angezogen, die zuvor eher auf Reggae, Ska und Soul standen. Ob politisch engagiert oder einfach nur für die gute Zeit – die Oi!-Szene ist nach wie vor quicklebendig und inspiriert Bands auf der ganzen Welt.
Ein Blick auf den Ausruf „Oi!“
Lasst uns aber zunächst einmal über den Ausdruck „Oi!“ plaudern, der im Englischen so viel bedeutet wie „Hey“ oder „Hallo, du da“. Aber da hört der Spaß noch lange nicht auf!
Dieses Wort hat so einige Kuriositäten auf Lager. Es wird auch gerne mit dem englischen „Joy“ (Freude) in Verbindung gebracht, was auf die legendäre Oi!-Kompilation „Strength Thru Oi!“ zurückgeführt wird. Diese war wohl eine ironische Anspielung auf den NS-Ausdruck „Kraft durch Freude„. Der Musikjournalist Garry Bushell, der hinter dieser Compilation steckt, behauptete zwar, von solchen Zusammenhängen keine Ahnung zu haben, aber wer weiß, wer weiß. Im Zweifel für den Angeklagten, wie man so schön sagt, nicht wahr?
Das Wort „Oi!“ hat eine lange Geschichte. Es taucht erstmals im 20. Jahrhundert auf, doch seine Wurzeln reichen wohl weiter zurück zum guten alten „hoy!“. Es wird sogar vermutet, dass es Einflüsse aus dem Jiddischen hat, insbesondere durch die Einwanderung von Juden aus Polen und Russland ins Londoner East End im 19. Jahrhundert. Und nicht zu vergessen, es wurde auch schon von britischen Working-Class-Komikern in den 1930er Jahren auf die Bühne gebracht. Die Cockney Rejects haben dann wohl den „Oi!„-Gedanken in der Punk-Szene so richtig aufblühen lassen. Sie verwendeten ihn häufig in ihren Songs und Live-Auftritten, was dazu beitrug, ihn als Ausdruck der Punk-Subkultur zu etablieren. Ihre Musik und ihre Auftritte waren stark von der Straßenkultur des Londoner East End geprägt, und der Ausruf „Oi!“ passte gut zu ihrem Image und ihrem Sound.
Durch ihre Bekanntheit und ihren Einfluss trugen die Cockney Rejects also wesentlich dazu bei, den Ausruf „Oi!“ innerhalb der Punk-Szene zu verbreiten und ihn mit dem Genre zu verknüpfen. Eine großes Dankeschön dafür.
Oi! in Deutschland
Ach, Deutschland und seine vielfältige Oi!-Szene – da ist ja wirklich für jeden etwas dabei! Das dürft ihr mir glauben. In den Texten geht es oft um die großen Themen des Lebens. Die wirklich großen Themen: Alkohol, Sex, Fußball, das Skinhead-Dasein. Um die Musik selbst geht es natürlich auch. Hier wird wirklich nichts ausgelassen
Und wenn wir über deutsche Oi!-Bands sprechen, gibt es so viele Namen zu nennen, dass man fast den Überblick verlieren könnte. Da hätten wir zum Beispiel die Böhse Onkelz, Split Image, Herbärds, Die Alliierten, Vortex, Body Checks, Pöbel & Gesocks, Bierpatrioten, SpringtOifel und The Voice. Und das sind nur einige davon!
Seit den 1990er Jahren haben sich Bands wie Berliner Weisse, 4 Promille, Rabauken, Volxsturm, KrawallBrüder, Loikaemie und Broilers in die Herzen der Fans gespielt.
Aber halt, nicht nur in Deutschland wird Oi! zelebriert. Auch in den USA hat der britische Sound seine Spuren hinterlassen. Bands wie US Chaos, The Press, The Bruisers, Anti-Heroes, Warzone und Iron Cross haben den Geist von Oi! in die amerikanische Musikszene getragen. Und nicht zu vergessen, wie Oi! und Streetpunk viele Hardcore-Punk-Gruppen wie Youth Brigade, Youth of Today, SSD, Cro-Mags und Agnostic Front beeinflusst haben.
Manchmal wird sogar der Begriff „Streetcore“ für die Mischung aus Oi!/Streetpunk und Hardcore verwendet. Und wenn wir von Einflüssen sprechen, dürfen wir auch die Hatecore-Gruppen wie SFA nicht vergessen, die deutlich von Oi!-Punk inspiriert sind. Es ist eine wunderbare Welt da draußen, voller Oi! und Überraschungen!
Ein Blick auf die politische Landschaft
Ah, die Politik in der Oi!-Szene – ein wahrhaftiges Schlachtfeld der Meinungen, das von gemäßigten Linken bis hin zu knallharten Rechten reicht. Es ist wie ein Politikum in einem Hühnerstall: Hühner links, Hühner rechts und irgendwo dazwischen ein paar verwirrte Truthähne.
Die Verbindung von Oi! mit Neonazismus? Nun, die kam so richtig ins Rollen nach den legendären Ausschreitungen in Southall, London, 1981. Aber hey, so einfach ist das nicht! Es ist genauso falsch, alle Skinheads über einen Kamm zu scheren und sie als Rechtsextremisten abzustempeln. Man kann ja auch nicht einfach alle Eier aus einem Hühnerstall in einen Korb packen, oder?
Da gibt es Bands wie The Business, die sich politisch äußern, ohne in eine bestimmte Schublade gesteckt werden zu wollen. Die nehmen sich soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit vor und machen daraus eine richtig gute Melodie.
In Deutschland und auch international haben die meisten Oi!-Bands eher so mittige Ansichten. Die grenzen sich sogar explizit von den rechtsextremen Skinhead-Truppen ab. Aber nun ja, die Grenzen sind manchmal so verschwommen wie der Morgendunst. Rechtsextreme Bands verpacken ihre Botschaft manchmal auch nur in ein bisschen subtilen Rassismus und nennen es dann „Musik“.
Und dann haben wir noch die RACs (Rock Against Communism), die sozusagen die Hymnen für die neonazistischen „Skinheads“ sind. Nun ja, das ist wohl der Teil, wo der Spaß aufhört und die Ernsthaftigkeit anfängt.
Eine Botschaft für alle!
Extreme sind wie dieser eine Kaugummi unter dem Schuh – einfach nur nervig! Egal, ob extrem rechts, links, violett oder gepunktet. Wo „extrem“ draufsteht, ist Ärger vorprogrammiert. Schließlich verbirgt sich in „extrem“ ja schon das „EX“. Das ist doch ein ziemlich eindeutiges Zeichen, oder?
Und mal ehrlich, ob man Texte direkt auf den Punkt bringt oder sie zwischen den Zeilen versteckt – wenn sie radikal sind und nur darauf abzielen, Menschen niederzuschießen, dann gehören sie einfach in die Tonne. Da können wir uns doch alle einig sein, oder? Das Leben ist doch viel zu kurz für Stress und Drama.
Am Ende des Tages wollen wir doch alle einfach nur in Frieden leben. Also, Musik an, aber raus mit der Negativität! Wer braucht die schon?
Und, wie läuft’s, meine rebellischen Punk-Musiker? Und an euch radikalen Freunde: F*** you!
Text von Mia Lada-Klein
Ihr habt die letzte Kolumne mit einer satirischen Betrachtung des „Deutschrock“ Musikgenre verpasst? Hier klicken und nachlesen.
Der nächste Kolumnenbeitrag erscheint am 30. Mai