Musikvideos sind seit den 1980er Jahren ein wesentlicher Bestandteil der Musikindustrie und bieten Künstlern eine visuelle Plattform, um ihre Musik zu präsentieren und ihre kreative Vision zum Leben zu erwecken. Sie sind nicht nur ein Marketinginstrument, sondern auch eine Kunstform für sich. Oft wird das Promotionvideo zu „Bohemian Rhapsody“ von Queen aus dem Jahr 1975 als das „erste“ Musikvideo bezeichnet. Es wurde 1975 in nur 4 Stunden gedreht und in weiteren 5 Stunden zusammengeschnitten – ein wahrer Schnellschuss der Musikvideogeschichte!
Doch in der Natur des Menschen liegt es, immer weiter und besser zu werden. Und so stiegen die Ansprüche und natürlich auch die Budgets. Einige Musikvideos sind besonders bekannt für ihre astronomischen Produktionskosten, die mehr an einen Hollywood-Blockbuster als an ein paar Minuten Musikclip erinnern.
In dieser Kolumne werfen wir einen Blick auf die Top 5 der teuersten Musikvideos aller Zeiten und untersuchen, ob sich diese erheblichen Investitionen ausgezahlt haben.
Die teuersten Musikvideos aller Zeiten
Laut den Daten der Website Statista ist das teuerste Video, das die Musikwelt je erblickt hat:
Michael Jackson & Janet Jackson – „Scream“ (1995)
Mit geschätzten Produktionskosten von über 12 Millionen Dollar gilt „Scream“ als das teuerste Musikvideo aller Zeiten. Der Regisseur war Mark Romanek und das Video ist 4:38 Minuten lang. Ja, ihr habt richtig gelesen – 12 Millionen Dollar für knapp fünf Minuten intergalaktischen Wahnsinn! Was hat das Geld alles bezahlt? Alles von futuristischen Sets, aufwendigen Spezialeffekten, High-Fashion-Kostümen bis hin zu Michael und Janet Jacksons Gage, die vermutlich auch nicht gerade ein Schnäppchen war. Das Video hat es sogar in das Guinness-Buch der Rekorde geschafft.
Die Investition zahlte sich aus, indem sie Michael Jacksons Status als „King of Pop“ weiter festigte und Janet Jacksons war auch dabei.
Madonna – „Express Yourself“ (1989)
Auf Platz 2 finden wir – Überraschung! – Madonna. Naja, sie ist ebenfalls eine große Größe im Musikbusiness und lässt es sich nicht nehmen, kleiner Spoiler, gleich mehrmals auf dieser Liste zu erscheinen. Platz 2 gehört ihrem Song „Express Yourself“ aus dem Jahre 1989. Das Video hatte Produktionskosten von etwas über 11 Millionen Dollar, zumindest nach heutigem Stand. Und man munkelt, dass einige Körperteile von Madonna auch noch aus diesem Jahr stammen. Allerdings nicht mehr viele.
Das von David Fincher inszenierte Video war inspiriert von Fritz Langs „Metropolis“ und zeigte aufwendige Sets und Kostüme. Es wurde hochgelobt und gilt als Meilenstein in Madonnas Karriere. Schließlich hat es ihre künstlerische Vision unterstrichen und das Album „Like a Prayer“ zu einem kommerziellen Erfolg gemacht. Fincher, der später für Filme wie „Fight Club“ bekannt wurde, hatte also schon damals ein Händchen für visuell beeindruckende Projekte – und für teure Produktionen.
Madonna – „Die Another Day“ (2002)
Und weil Madonna nicht genug von teuren Musikvideos bekommen kann, belegt sie auch Platz 3 der Liste mit „Die Another Day“ (2002). Das Musikvideo zu Madonnas Titelsong für den James-Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“ kostete nur schlappe 9 Millionen Dollar. Regie führte Traktor, und das Video zeigte Madonna in aufwendigen Kampfszenen und futuristischen Sets. Sie war quasi die weibliche Version von James Bond, nur mit mehr Make-up und weniger Smoking. Obwohl das Video gemischte Kritiken erhielt – was bei einem so hohen Preis fast schon eine Beleidigung ist – trug es dazu bei, Madonnas Image als innovative Künstlerin zu stärken. Der kommerzielle Erfolg des Songs rechtfertigte vielleicht die hohen Produktionskosten, zumindest wenn man die Rechnung großzügig interpretiert.
Madonna – „Bedtime Story“ (1995)
Und jetzt wird es langweilig, denn Platz 4 geht auch an Madonna mit ihrem Video zu „Bedtime Story“. Hier führte niemand Geringeres als Mark Romanek Regie. Genau, Mark, den wir auch von Michael Jacksons „Scream“ kennen. Wenn jemand gute und vor allem teure Videos drehen kann, dann ist es Mark.
Michael Jackson – „Black or White“ (1991)
Auf Platz 5 und somit den letzten in unserer Top-5-Liste belegt Michael Jacksons „Black or White“. Das Video war zwar etwas günstiger als Madonnas „Bedtime Story“, aber immer noch ein echtes Schwergewicht in Sachen Produktionskosten. Mit rund 8 Millionen Dollar budgetiert, zeigte es bahnbrechende Spezialeffekte und eine unvergessliche Verwandlungsszene, die uns alle gelehrt hat, dass es egal ist, ob du schwarz oder weiß bist – solange du genug Geld hast, um in Michael Jacksons Video aufzutreten.
So, das waren unsere Top 5 der teuersten Musikvideos aller Zeiten. Man fragt sich manchmal, ob diese Millionen-Dollar-Videos wirklich notwendig waren, oder ob die Künstler einfach nur zu viel Kleingeld übrig hatten.
Hat sich die Investition gelohnt?
In den meisten Fällen haben sich die Investitionen in diese teuren Musikvideos ausgezahlt. Sie haben nicht nur den kommerziellen Erfolg der entsprechenden Songs und Alben gesteigert, sondern auch das Image der Künstler geprägt. Diese Videos haben neue Standards für Musikvideos gesetzt und gezeigt, dass sie mehr sein können als einfache Werbefilme – sie können Kunstwerke sein. Wer hätte gedacht, dass ein paar Millionen Dollar in einem vierminütigen Video stecken können? Aber hey, Kunst ist eben teuer!
Braucht man das?
Allerdings ist der Erfolg eines Musikvideos nicht immer an seine Produktionskosten gebunden. Auch Videos mit geringeren Budgets können ikonisch und einflussreich sein, wenn sie eine starke kreative Vision und eine Verbindung zum Publikum haben. Man denke nur an das simple, aber geniale Video zu „Here It Goes Again“ von OK Go, das die Band auf Laufbändern tanzen zeigt und trotzdem viral ging. Manchmal reichen eben eine geniale Idee und ein paar Fitnessgeräte.
Und heute?
In der heutigen digitalen Ära, in der Musikvideos auf Plattformen wie YouTube Millionen von Aufrufen erzielen können, bleibt die Bedeutung von Musikvideos ungebrochen. Die teuersten Musikvideos aller Zeiten sind ein Beweis dafür, dass Künstler bereit sind, erhebliche Ressourcen zu investieren, um ihre musikalische Vision zu verwirklichen und ein bleibendes Erbe zu schaffen. Allerdings stellt sich die Frage, ob Künstler heute noch bereit sind, so viel Geld in diese Maschinerie zu stecken.
Klar, ein Video ist cool, aber die Zeiten ändern sich, und die Menschen haben eine Aufnahmefähigkeit wie eine Eintagsfliege.
Oder könnt ihr die Songs der Reihe nach nochmal zusammenkriegen, ohne nachzuschauen? So schwer war es ja nicht. Also, Videos sind wichtig, aber vielleicht waren sie früher mal wichtiger? Wie seht ihr das?
Fakt ist, dass die Top 5, Stand heute, bleiben und vielleicht kommt ja demnächst doch jemand auf die Idee, dass der Platz im Guinness-Buch der Rekorde mal verändert werden sollte. Wer weiß, vielleicht wird es TikTok sein, das das nächste millionenschwere Musikvideo hervorbringt – mit Tanzeinlagen und Lip-Syncs, die uns alle in den Bann ziehen.
Text von Mia Lada-Klein
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Der nächste Kolumnenbeitrag erscheint am 22. August