Heute in Mia’s Rock Revolte: Warum leben Jung und Alt auf Festivals in zwei völlig verschiedenen Welten?
Man könnte meinen, Festivals wären Orte der reinen Freude, des unbeschwerten Tanzens und des kollektiven Rauschens – und das sind sie auch, aber nur, wenn man auf die richtige Altersgruppe schaut. Auf Festivals ist die Jugend noch wild, ungestüm und für alle Schandtaten bereit. Drei Tage ohne Dusche? Kein Problem, Deo wurde ja schließlich erfunden! Schlafen im Zelt bei 35 Grad? Ach, das kann man später immer noch bereuen. Hauptsache, der Moshpit lebt und die Stimmung kocht über!
Die andere Seite
Doch während die Jüngeren ihre Freiheit und Energie ausleben, gibt es auch die andere Seite des Festival-Lebens: Die ältere Generation, die in Flip-Flops und mit Klappstuhl bewaffnet, den Überblick behält. Diese Festivalbesucher haben inzwischen gelernt, dass eine gute Zeit nicht zwingend mit Schlafmangel und Dreck zu tun hat. Ein Tag Festival reicht völlig aus, um die Helden der Jugend zu sehen, ein schickes Band-T-Shirt zu ergattern und sich in einem angemessenen Maße zu betrinken, um dann rechtzeitig nach Hause ins eigene Bett zu fallen. Ganz nach dem Motto: „Ein Tag reicht!“ und das bestätigte uns auch Festival-Organisator Onkel Punkrock kürzlich im Interview mit dem Pressure Magazin.
Ein-Tages-Festival für alle
Das hat sich auch das „Save The Core Festival“ gedacht und kurzerhand ihr Festival als Ein-Tages-Veranstaltung konzipiert. In diesem Jahr haben Bands wie Bad Religion, Suicidal Tendencies, Pro-Pain oder Life Of Agony die Bühne gerockt. Ein Line-up, das sowohl die jugendliche Rage als auch die nostalgischen Herzen der älteren Fans anspricht. Und so entstand ein wunderbarer Mix aus Altersgruppen: Die jungen Wilden tanzten ausgelassen im Moshpit, während die älteren Semester eher die ruhigeren Spots bevorzugten, um ihre Helden aus Jugendzeiten zu feiern – und das ganz ohne die Aussicht, am nächsten Tag in einem dampfenden Zelt mit dröhnendem Kopf aufzuwachen.
Musik: Der große Gleichmacher
Am Ende des Tages gab es etwas, das diese beiden, etwas unterschiedlichen Generationen aber vereint hat: die Musik. Die Leidenschaft für gute Musik ließ alle Unterschiede verschwinden. Doch lassen wir uns nichts vormachen, das Alter macht sich eben immer bemerkbar. Mit 20 feierst du die ganze Nacht durch und schüttelst den Kater am nächsten Morgen einfach ab, als wäre er ein lästiger Mückenstich. Mit 40 hingegen fühlt sich der Kater eher wie eine fünfstündige Wanderung bergauf an – und das ohne Wanderschuhe und bei prallem Sonnenschein.
Und mit 20 findet man noch Dinge gut, die man mit 40 bereut – wie das Tribal-Tattoo, das so gut zur Lederjacke gepasst hat oder die unendliche Liebe zu billigen Tetrapak-Weinen. Und während die junge Generation manchmal heimlich denkt, dass die Älteren ein bisschen spießig und altbacken geworden sind, denken die Älteren bei den Jungen oft: „Ja, das hab ich auch mal gemacht, wirste bereuen.“ Denn eins steht fest: Mit 40 hat man definitiv mehr Lebenserfahrung und da kann man den alten Hasen nichts vormachen.
Die Herausforderungen des Erwachsenseins
Zwischen Verantwortung, Karriere, Kindern und dem Versuch, regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen, Zeit für ein Festival zu finden, ist eine echte Herausforderung, wenn man Mitte 40 ist. Doch wenn man es dann doch mal schafft, ist es wie ein kleiner Triumph über die alltäglichen Verpflichtungen. Ein Tag im Jahr, um sich noch einmal jung und leichtsinnig zu fühlen, nochmal an die wilde Zeit erinnert zu werden? Ja, bitte! Aber nochmal zwanzig sein? Ach, lieber nicht.
Die jüngere Generation hat es da einfacher. Verantwortung? Was ist das? Höchstens für sich selbst – und auch das scheint nicht jeder wirklich zu meistern. Ein Zelt aufbauen? Naja, da gibt es immer noch die eine oder andere Gruppe, die sich denkt, dass man das spontan auf dem Gelände herausfinden kann.
Für einen Tag eins
Aber beim Save The Core, als die Sonne unterging und die Gitarrenriffs durch die Luft schallten, da standen Jung und Alt gemeinsam auf dem Festivalgelände, die Hände in die Luft geworfen, vereint im Moment.
Das „Save The Core Festival“ hat es geschafft, die Generationen für einen Tag zusammenzubringen. Ein buntes Durcheinander aus Alt und Jung, das gemeinsam feiert, tanzt und singt. Am nächsten Tag ging man dann wieder getrennte Wege. Denn abgesehen von einem ähnlichen Musikgeschmack haben die Generationen vielleicht doch nicht so viel gemeinsam. Aber hey, für einen Tag war es so, als wären die 20 Jahre Altersunterschied gar nicht da. Und das ist doch auch was, oder?
Text von Mia Lada-Klein
Noch ein Lesetipp: So war das Save The Core Festival 2024 in Nürnberg
Ihr habt die letzte Kolumne über die Rolling Stones verpasst? Hier klicken und nachlesen.
Der nächste Kolumnenbeitrag erscheint am 25. September