PLANLOS – ein Name, der in der deutschen Punkrock-Szene längst Kultstatus erreicht hat, steht kurz vor dem großen Finale.
Mit einer turbulenten Abschiedstournee (wir berichteten) und dem entschlossenen Frontmann Pino an der Spitze endet ein Kapitel, das von Höhen und Tiefen geprägt war. Doch wie begann eigentlich alles, was Pino zu der Persönlichkeit formte, die heute auf der Bühne steht? Im Pressure Interview blickt er mit uns zurück auf die Anfänge einer Band, die aus Langeweile gegründet wurde, und teilt ehrliche Einblicke in ihre bewegte Geschichte.
Dabei spricht Pino nicht nur über die ersten Akkorde, die mit mehr Motivation als Können geschlagen wurden, sondern auch über die Schattenseiten: Zerwürfnisse, Rückschläge und die schweren Entscheidungen, die ihn letztlich dazu brachten, die Band in einer Notbesetzung zu verabschieden. „Ich bring das zu Ende – für mich, für die Leute und für PLANLOS“, lautet sein unbeugsames Credo, das ihn auch in schwierigen Momenten antreibt.
Mit der Nachricht vom geplanten Abschied sorgte die Band für Aufruhr unter den Fans. Doch Pino bleibt optimistisch und blickt bereits auf seine Zukunft als Solo-Künstler, in der die DNA von PLANLOS weiterhin spürbar sein wird. Spannende Pläne wie ein Soloprojekt, die Eröffnung einer eigenen Musikschule und die Wiederbelebung seines Nebenprojekts „Lucky Charm“ zeigen: Für Pino endet nichts, es beginnt erst.
Was ihn antreibt, wie er die Abschiedskonzerte erlebt und welche Pläne er für die Zukunft hat, verrät er in diesem aufschlussreichen Gespräch. Ein Interview, das nicht nur die Fans von PLANLOS bewegt, sondern auch all jene, die den Mut bewundern, immer wieder neu anzufangen.
Hinweis der Redaktion:Die im folgenden Interview geschilderten Ereignisse und Aussagen entsprechen der persönlichen Sichtweise des Interviewpartners. Sie wurden von uns im Rahmen journalistischer Berichterstattung unverändert wiedergegeben und konnten inhaltlich nicht unabhängig überprüft werden. Die Gegendarstellung von Micha vom 28. November 2024 befindet sich direkt unter dem Interviewtext.
Wagen wir einen Rückblick auf die Anfänge: Wie hat alles mit PLANLOS begonnen, und was waren die entscheidenden Momente, die euch zu dem gemacht haben, was ihr heute seid?
Pino: So wie es meistens anfängt. 4 Freunde tun sich zusammen und haben die grandiose Idee eine Band zu gründen. Von uns konnte damals niemand ein Instrument spielen. Es gab die Band und es gab Instrumente und ne Menge Motivation aus der Langeweile zu Hause auszubrechen. Was wir heute sind ist der falsche Ausdruck. Von der Urbesetzung bin ja nur noch ich übrig. Und eigentlich wenn man so will allein. Denn diese Bandgefühl was wir am Anfang hatten is nie wieder aufgekommen. Wenn ich es hätte passieren lassen wäre PLANLOS 2004 schon Geschichte gewesen. Also was mich zu dem gemacht hat der ich heute bin? In viele saure Äpfel beißen, über ne Menge Schatten springen und nachdem man hart auf dem Boden aufgeschlagen ist, wieder aufstehen und machen was einen antreibt… die Musik!
Und nun der Abschied: Was hat dich dazu bewegt, eine Abschiedstournee anzukündigen, und welche Gefühle begleiteten dich dabei?
Pino: Wir hatten uns nach der Reunion 2020 schon einen Zeitraum von ca. 5 Jahren gegeben in denen wir nochmal ein bisschen Spass haben wollen. Danach würde jeder wieder seine eigenen Dinge machen wollen. Das mit den 5 Jahren kommt ja hin … aber das Ende war anders geplant. Für mich persönlich fühlt es sich gut an. Ich hatte an vielen Stellen ne Menge Spass und habe wieder viel lernen dürfen (positiv wie negative Dinge).
Und jetzt mach ich mein Ding weiter ohne auf das was PLANLOS ausgemacht hat zu verzichten. Die Songs sind ja zu 99% aus meiner Feder und ein Teil von mir und ich Ende nicht mit PLANLOS. Auch Solo wird es den ein oder anderen Song von PLANLOS geben. Das ist ja meine Geschichte die jetzt halt allein weiterschreibe und da freue ich mich drauf.
Wie hat die Nachricht über Michas Entscheidung, die Band während der Tour zu verlassen, dich getroffen, und wie hast du darauf reagiert?
Pino: Micha hat nicht entschieden die Band zu verlassen … das Habe ich für ihn getan. Die Umstände und die Art wie mit Problemen umgegangen wurde war zu diesem Punkt nicht mehr tragbar und hätte zur Absage der restlichen Tour Termine geführt. Nicht mit mir . . . und wenn ich alleine im Regen vor dem Club mit der Akustik Gitarre stehen muss. Ich bring das zu Ende! Für mich, für die Leute und für PLANLOS!
Wie kam es zur Entscheidung, Marius als Ersatzgitarristen für das Abschiedskonzert zu gewinnen, und wie hat er sich in die Banddynamik eingefügt?
Pino: Auch hier hatte ich keine Wahl, da Benni die Band bereits im Sommer aus gesundheitlichen Gründen verlassen hatte (ein offizielles Statement wollte er dazu nicht abgeben) und Marius mir angeboten hatte auszuhelfen. Das macht er übrigens mehr als gut. Danke Marius!
Konntest du den bisherigen Abschiedskonzerten dennoch positive Aspekte abgewinnen und welche besonderen Momente oder Anekdoten, sind dir in Erinnerung geblieben?
Pino: Nachdem wir während der Tour alles daran gesetzt haben, das es weitergehen kann und wir uns relativ schnell mit Marius am Bass und Thomas Rosenmann an den Drums, hatten wir ein Riesen Spass und und haben gemeinsam mit dem Publikum sehr schöne Abende verbracht. Das Publikum hat alles mitgetragen und uns unterstützt. Marius und Philip (Sound) haben einen super Job gemacht. Ohne sie wäre das Alles nicht so ohne weiteres über die Bühne gegangen. Respekt und Hut ab von meiner Seite. Danke!
Wie haben eure Fans auf die Ankündigung der Abschiedstour reagiert? Gab es besondere Rückmeldungen oder Geschichten dazu?
Pino: Natürlich waren sie nicht gerade begeistert aber seitdem klar ist das Solo weiter geht freuen sich auch viele auf das was da so kommen mag.
Welche Herausforderungen habt ihr als Band während eurer gemeinsamen Zeit überwunden, und was hat euch dabei zusammengeschweißt?
Pino: Ich habe es ja schon erwähnt. Nach 2004 war nichts mehr wie es war. Aber die Leute die am Anfang dabei waren (Mario, F.G. und Sil) fahren heute auf der Abschiedstour als Hands, Gitarren Roadie usw. mit und feiern gemeinsam mit mir das Ende von dem was wir einst angefangen haben. Sie waren immer ein Teil von PLANLOS und bleiben es auch bis zu Ende. Das macht mich sehr stolz.
Sprechen wir über Zukunftsperspektiven: Was sind die Pläne insbesondere für dich, Pino, nach dem Ende von PLANLOS? Gibt es bereits neue Projekte oder Ambitionen und worauf dürfen wir uns freuen?
Pino: Wie bereits erwähnt arbeite ich an eine Soloprojekt. Wer PLANLOS mochte wird damit sicher auch klarkommen. Das ist aber auch primär nicht wichtig. In erster Linie geht es darum mir gerecht zu werden und niemand anderen. Das Projekt ist nicht auf Erfolg oder Misserfolg ausgelegt. Mir geht´s ums Musik machen Kreativ seine und mir mein Musikalisches Regal vollzustellen auf das ich im Sterbebett zurückschauen kann. War ja doch nicht so langweilig…
Desweitern werde ich im Januar 2025 eine Musikschule namens „Music-Riot“ eröffnen bei dem die Gitarren etwas tiefer hängen. Schwerpunkt Gitarrenunterricht, Songwriting, Homerecording, und Bandcoaching.
www.Music-Riot.de
Ja, und mein schönes Nebenprojekt „Lucky Charm“ das ich damals schon angefangen hatte werde ich auch wieder aufleben lassen.
Also, nicht weniger Musik … sondern noch viel mehr als je zuvor.
Für mich endet nichts… für mich geht es erst los.
Ich freu mich drauf.
Wie möchtet ihr, dass die Band PLANLOS in der Musikgeschichte in Erinnerung bleibt?
Pino: So wie die Leute es in Erinnerung für sich haben wollen. Jeder so wie er mag. Ich für mein Teil bin im Reinen mit der Sache.
Welche Emotionen hast du beim letzten Konzert im Frannz-Club Berlin erwartet?
Pino: Ich erwarte grundsätzlich nichts. Ich lass es auf mich zu kommen und reagiere dann wie ich reagiere. Ich lass es gern einfach passieren.
Deine persönliche Reflexion: Was hast du persönlich aus der Zeit mit PLANLOS mitgenommen, und welche Lektionen wirst du für die Zukunft bewahren?
Pino: PLANLOS war immer mein Tagebuch in dem ich mir Ängste, Sorgen, Wut, Trauer oder sonstiges von der Seele schreien konnte. Ich habe viel über das Musikgeschäft, über Mensch und über mich selbst gelernt. Wie in jeder Beziehung gab es viele gut und schlechte Zeiten, es hat mich viel Nerven gekostet aber ich habe auch nette Leute kennengelernt die ich sonst nie getroffen hätte. Wie gesagt ich bin für mich im reinen PLANLOS.
Die vorerst letzte Konzert findet heute, am 23.11.2024 in Düsseldorf, im ZAKK statt. Also seid dabei!
Ebenso soll ein Weihnachtskonzert in Grevenbroich G.O.T am 20.12.2024 in der Ur-Besetzung von PLANLOS stattfinden.
Das Interview führte Marcus Liprecht per E-Mail im November 2024
Gegendarstellung von Micha (ehemaliger Schlagzeuger von PLANLOS):
Zuallererst geht es hier nicht um schmutzige Wäsche, sondern im Zusammenhang meines Ausscheidens aus der Band PLANLOS klarstellen, dass die Situation aus meiner Sicht anders verlaufen ist, als sie geschildert wurde. Es ist nicht korrekt, dass ich entschieden hätte, die Band zu verlassen, ohne Alternativen angeboten zu haben. Ich habe Möglichkeiten aufgezeigt, um weiterhin Teil der Tournee zu bleiben, unter anderem auch mit der Mitnahme meines kranken Hundes, wofür Pino selbst Hotels umgebucht hat.
Pino hat im Pressure-Magazine-Interview bestätigt, dass nicht ICH die Entscheidung getroffen habe, die Band zu verlassen, sondern dass diese Entscheidung von ihm kam. Eine Absage der Tour wäre aus meiner Sicht ebenfalls nicht notwendig gewesen, sodass ich die getätigten Aussagen im Facebook Posting vom 29. Oktober um 05:35 Uhr in ihrem Gesamtkontext als missverständlich empfinde.
Mir ist es wichtig, die Dinge richtigzustellen. Ich schätze die gemeinsamen Jahre mit PLANLOS und bin dankbar für die Unterstützung der Fans über die Zeit hinweg. Damit schließe ich das Thema für mich ab. Und das nicht jeder Rückrat hat (so wie ihr vom Pressure Magazin) etwas zu hinterfragen, kann man ja deutlich in den Kommentaren auf Facebook lesen. Jeder darf sich anhand beider Textquellen nun sein eigenes Bild machen.
Hinweis der Redaktion:
Diese Gegendarstellung von Micha spiegelt seine persönliche Sichtweise auf die im Interview angesprochenen Ereignisse wider. Die Redaktion möchte betonen, dass sowohl das ursprüngliche Interview als auch diese Gegendarstellung die subjektiven Perspektiven der Beteiligten wiedergeben. Unser Ziel ist es, eine faire und respektvolle Plattform für unterschiedliche Sichtweisen zu bieten und gleichzeitig Raum für Dialog und Reflexion zu schaffen.
Eure Redaktion von Pressure Magazine