Jung, männlich, Brillenträger und Eigenbrötler – das sind wohl die ersten Gedanken, die einem in den Sinn kommen, wenn man an das Wort “Nerd” denkt. Ob dieses Bild nun der Wahrheit entspricht oder nicht, kann grundsätzlich in Frage gestellt werden.
Sicher ist, dass der Nerd mit seinen technischen Kenntnissen in den 80ern aber teilweise auch in den 90ern eine Randerscheinung der Gesellschaft war. Sein spezialisiertes Wissen und das fachkundige Können öffneten ihm die Türen zu der komplizierten digitalen Welt, die für uns Otto Normalverbraucher ein Geheimnis mit sieben Siegeln war. Auch wenn heute ein Leben ohne das Internet kaum vorstellbar ist, der Fernseher war das Hauptmedium, welches abends den Durchschnittsbürger mit frischen Information und Entertainment versorgte.
Der Wandel folgte mit dem Einzug des Computers und des Internets in das heimische Wohnzimmer. Snake und Super Mario wurden nach kurzer Zeit von ausgeklügelten Video- und Online-Spielen abgelöst. Sie erzeugten erfolgreich ein kollektives aber einfach erreichbares Spieleerlebnis, in dem sie zahlreiche Menschen von ihrem Sitzplatz aus miteinander verbanden. Im Laufe der Jahre hat sich die Spieleindustrie enorm weiterentwickelt und sich in verschiedene Sektionen gespalten, so dass heute für jeden Geschmack etwas zu finden ist. Ob über Smartphone oder Laptop, ein einfacher Klick reicht aus, um sich jederzeit mit der ganzen Welt in Kontakt zu setzen und ein umfangreiches Entertainment-Programm zu erhalten.
Statistiken zeigen, dass Gaming heutzutage eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen in Deutschland ist.
Dies wurde durch den Digitalverband BitKom erhoben. Fast jeder zweite Bürger greift zu verschiedenen Spielen in seiner Freizeit, wobei junge Generationen nach wie vor in diesem Entertainment-Bereich dominieren. Aber es sollte hinzugefügt werden, dass auch ältere Menschen sich immer mehr in die Spielewelt wagen. Der Geschlechterunterschied hat sich ebenso ausgeglichen. Sowohl Frauen als auch Männer interessieren sich in fast gleichen Maßen für das Gaming. Spiele, die unterwegs jederzeit erreicht werden können sind bei den Deutschen besonders beliebt. Dem folgen Strategiespiele, Social Games und Sportspiele. Des Weiteren macht sich der Siegeszug des Smartphones deutlich bemerkbar. Acht von zehn Spielern bevorzugen Mobilgeräte. Erst danach wird zu den Laptops und Tabletts gegriffen. Hardcore-Gamer, die das Gaming als ein ernstes Hobby betreiben, bevorzugen nach wie vor den PC.
Die Zahlen zeigen die steigende Beliebtheit des Gamings in der Freizeit- und Entertainmentbranche deutlich. Gründe für diesen Trend kann es viele geben. Unter anderem hat sich die Technik enorm entwickelt, was den Eintritt zur Online- und Spielewelt stark erleichtert. Mit wenig technischem Wissen und einem durchschnittlichen Budget kann sich jeder die notwendigen Mittel für den Zugang leisten. Weiterhin spielt die große Auswahl eine wichtige Rolle. Für jeden Geschmack und Altersgruppe ist grundsätzlich etwas zu finden. Spiele wie Assassin’s Creed oder Counter Strike sprechen tendenziell jüngere Generationen an. World of Warcraft ist zum Beispiel eine der beliebtesten Onlineplattformen, welche seit Jahren zahlreichen jungen Menschen endloses Entertainment anbietet. Die Integration von traditionellen Spielen wie Poker, Schach oder Backgammon in die digitale Welt, wie dies Anbieter wie PokerStars ermöglichen, hat wiederum mit Sicherheit die Attraktivität des Internets auch für ältere Menschen gesteigert.
Zurück zu der Frage, wer die Nerds von heute sind.
Die Antwort ist sicherlich nicht mehr so einfach wie in den Anfangsjahren der Spieleindustrie und des Internets zu finden. Zu Beginn waren das Gaming und das Internet kompliziert und schwer zugänglich, über die Jahre sind sie alltagstauglich geworden. Somit hat sich auch das Profil des Nerds geändert. Auch wenn er das Monopol über die digitale Welt verloren hat, der einsame Eigenbrötler hat sich unter die Massen gemischt. Und unabhängig vom Grad des technischen Wissens, jeder Mensch hat bereits mehr oder weniger den Nerd in sich entdeckt. Die Alltäglichkeit des Internets macht dieses Erlebnis zwangsläufig.
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