Donots: Heut ist ein guter Tag (Album Cover)
Donots: Heut ist ein guter Tag (Album Cover)

Musik als Glücksmacher in Krisenzeiten

Jede Zeit hat ihre Musik oder umgekehrt. Musik hat gerade in Krisenzeiten eine gesellschaftliche nicht zu unterschätzende Funktion, da sie imstande ist, die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin anzuregen. Dadurch wird das gemeinsame Miteinander, trotz unterschiedlicher Lebensentwürfe, gefördert und Kommunikation und Verständigung untereinander erleichtert. Kurz: Musik ist ein „Glücklichmacher“ auf vielen Ebenen.

Diesen positiven Effekt greifen die Donots bei „Heut ist ein guter Tag“ auf und legen damit den Grundstein für ihr vermutlich musikalisch „zeitloseste“ und textlich relevantestes Album.

Es beginnt mit dem schnellen Punkrocksong „Auf sie mit Gebrüll“, dessen Text die Sicht eines tollkühnen, etwas naiven Kindes widerspiegelt, welches Entscheidungen aus dem Bauch heraus trifft. Erfrischend ist diese Sicht auch deshalb, weil sie unheimlich wenig Selbstreflexion und Selbstzweifel vorweist, beides Dinge, die einen im eigenen Denken und Handeln immer wieder behindern bzw. unnötig lähmen und das Leben schwerer als nötig machen. Thematisch passt dazu der Song „1.21 Gigawatt“, eine Hymne auf das Hier und Jetzt, ohne auch nur einen Gedanken an das Morgen zu verschwenden: „Ich geh nie wieder schlafen / Ich trinke alle Tassen aus.“

In „Längst noch nicht vorbei“ wird die Frage gestellt, ob das Leben nur ein langer Witz sei, den wir nicht verstehen würden. Überhaupt sei aber alles leichter, „wenn man erkennt, dass auch Ärzte nur Patienten sind.“

Gelassenheit in Krisenzeiten

Diese Einsicht führt wohl dazu, dass die Bandmitglieder der Donots auf die Krisen der Gegenwart mit Gelassenheit zu reagieren scheinen, weil sie erkannt haben, dass sie manche Dinge eben nicht ändern können: So wird der Hörer bei „Apokalypse Stehplatz Innenraum“ entführt und findet sich wieder als Beobachter einer gerade stattfindenden apokalyptischen Situation, die ihn, trotz der fatalen Auswirkungen, zu faszinieren scheint: „Mein Herz brennt/Und schreit und rennt/Und detoniert und explodiert/Heut ist ein guter Tag“.

Ein indirekter Appell zum aktiven Handeln

Ähnlich verhält es sich im Text von „Radikale Passivisten“, einer Hommage an alle Nichtstuer, die sich in ihrer Passivität übertrumpfen, indem sie nach immer neuen Ausreden suchen, um nicht aktiv werden zu müssen. Allerdings kann man den Text durchaus als indirekten Appell deuten, das eigene Schneckenhaus, trotz aller Krisen und Widrigkeiten, zu verlassen und aktiv zu werden.

Denn es lohnt sich, trotz alledem, zu kämpfen. Für ein selbstbestimmtes Leben, jenseits gesellschaftlicher Konventionen und fremder Erwartungshaltung: „Die werden uns niemals verstehen/(Sollen Sie nur denken, das sei alles nur eine Phase)/Ist das nicht wunderschön?“ („Solange wir uns haben“). Dieses Motiv scheint auch in „Hunde los“ vorhanden zu sein. Hier geht es um eine (Liebes-)Geschichte zwischen zwei Seelenverwandten, die das Schicksal (oder wer auch immer) zusammengeführt hat und die nun einen gemeinsamen Lebensweg, abseits der von der Gesellschaft vorgelebten, altbekannten Pfade, einschlagen.

Kampf für ein selbstbestimmtes Leben und Solidarität

Genauso lohnenswert wird der Kampf für Freiheit und Solidarität, u.a. in „9 Leben“ propagiert. In diesem Lied, welches im altbekannten 77er Punk-Sound im Stil von The Clash vorgetragen wird, vergleichen sich die Bandmitglieder mit streunenden Katzen, die ihre Freiheit lieben und solidarisch ihre Beute gegen die fettgefressenen Zeitgenossen verteidigen.

Fazit: „Heut ist ein guter Tag“ ist die richtige Reaktion auf die Krisen und Unsicherheiten der Gegenwart. Es kann somit vielleicht sogar als „Mutmach-Konzeptalbum“ bezeichnet werden, ohne allerdings den Anspruch zu haben, ein einheitliches Konzept oder einen eindeutigen Leitfaden zum „richtigen Handeln“ und damit zu einem besseren Leben zu geben. Das unterscheidet die Texte von früheren Alben, vor allem auf „Karacho“, welches sehr direkt kritisch Stellung gegenüber Fremdenfeindlichkeit, Pegida und Co. bezog und zum aktiven Handeln aufrief.

Album Review von Sven

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