Der Unterton von Thomas Niedwetzki
Der Unterton von Thomas Niedwetzki

Bei Thomas Niedwetzkis Roman „Der Unterton“ handelt es sich um einen musikalischen Entwicklungsroman, der den vielschichtigen Sound einer Wende-Generation gekonnt mit der einhergehende Reifung der Protagonisten in Szene setzt. 

Ostdeutschland, 80er Jahre- der pubertierende Jo interessiert sich vor allem um Musik und Mädchen, alles andere ist ihm- noch- egal. Dies ändert sich erst im Laufe seiner Zeit bei der NVA, als er auf Ben trifft. Dieser tritt aus Protest gegen den Vater in die SED ein und lässt sich von der Stasi als Mitarbeiter anwerben. Von all dem ahnt Jo noch nichts, sodass eine Freundschaft entsteht, die beide Protagonisten nach und nach veranlasst, sich mit ihren Einstellungen  und Werten aktiv auseinanderzusetzen. Für Jo gibt es zwei Anlässe, sich ernsthaft mit Freiheit, Grundrechten und der Politik zu beschäftigen, und zwar zum einen das Bruce Springsteen Konzert in Ostberlin und zum anderen die Bekanntschaft mit einer US-amerikanischen Austauschstudentin. Letztere eröffnet ihm durch ihre Herkunft und die Bekanntschaft zu oppositionellen Bürgerrechtsgruppen  ganz neue Denkanstöße und Perspektiven.

Jos Freund Ben hingegen hadert noch Jahre nach dem Unfall seines Bruders mit seiner eigenen Verantwortung und dem gestörten Verhältnis zu seinem Vater. Erst durch seine Unterstützung bei der medizinischen Versorgung eines Bekannten von Jo, der bei 1989 bei seinem Versuch der Republikflucht schwer verletzt wurde, findet er Frieden mit sich selbst und später auch zu seinem Vater. 

Diese Aktion macht alle Beteiligten allerdings von einem zum anderen Moment zu Republikfeinden. Alle Beteiligten landen schließlich im Gefängnis und der Bruch mit der bereits untergehenden Republik ist irreversible vollzogen. 

Fazit: Auf ihrer Entwicklungsreise erfahren Ben und Jo Anregungen, Unterstützung, Hoffnung und Mut durch die zeitgenössischen Lieder ihrer Zeit, gespielt von Musikern aus Ost und West, die mal mehr und mal weniger offen die fehlenden Perspektiven ihrer Generation und die Notwendigkeit der Veränderung ansprechen. Es wird im Roman das zweigeteilte Bild einer Generation der „Gefangenen und Getriebenen“ gezeichnet.  Diese Generation entschließt sich dazu, als „Getriebene“ pro-aktiv und ungeachtet der Konsequenzen, an der Veränderung für eine bessere Zukunft mitzuwirken. Diese Generation entscheidet sich, pauschal formuliert, für die Vielfalt und gegen die Monotonie, für die Veränderung und gegen den Stillstand. Alles Werte, die für eine Demokratie existenziell sind und die theoretisch in der DDR existierten, aber aus Angst vor den Konsequenzen den Menschen nicht zugestanden wurden. 

Buch-Review von Sven Dehoust

Erscheinungstermin: 01. November 2023

Roman – Offizieller Klappentext

Wenn wir einmal zurückblicken: Was wäre, wenn? Eine Frage zieht sich durch den Wenderoman, mit einer spätpubertären Generation im Mittelpunkt. Coming of Age and Going West? 1988/89 ist plötzlich alles anders: Schein und Sein, Täuschung und Selbsttäuschung. Jeder Umbruch auch ein Abschied.

Jo ist Schlagzeuger einer Rockband und glaubt seit seiner Kindheit fest an eine kommunistische Zukunft. Bis Gorbatschow die Weltbühne betritt und diesen Traum in Frage stellt. Desillusioniert durch seine Zeit bei der NVA und der Stasi knapp entronnen, begibt er sich beim Studium zurück in seine Nische aus Rock ’n‘ roll und Mädchen.

Doch dann kommt Bruce Springsteen in die DDR, und auf einmal scheint alles möglich. Wenig später verliebt er sich in die amerikanische Gaststudentin Deborah. Und während im Sommer 1989 die Gesellschaft um ihn herum auseinanderbricht, trifft er ihr zuliebe eine Entscheidung, die nicht nur ihn, sondern auch das Leben seines besten Freundes in Gefahr bringt. (Text-Quelle: www.der-unterton.de/roman)

Thomas Niedwetzki – Musiker und Autor

Im Alter von 6 Jahren begann er eine klassische Klavierausbildung und mit 13 Jahren Schlagzeug zu spielen. Bereits mit vierzehn stand er mit einer Rockband auf der Bühne. Bis in das Jahr 1991 hinein absolvierte er hunderte von Auftritten zwischen Berlin und Rostock. Zunächst als Schlagzeuger, später als Gitarrist.

Doch mit der Wende erstarrten die bis dahin geltenden Kulturverhältnisse in der DDR und die Rockband löste sich auf. Kurz darauf gründete er eine Folkband, mit der er noch bis heute auf den Bühnen Mecklenburgs unterwegs ist. Mit ihr veröffentlichte er in den neunziger Jahren zwei CDs, für die er mehrere Kompositionen und Texte beisteuerte.

Schließlich widmete er sich zunehmend dem literarischen Schreiben, veröffentlichte die von ihm verfassten lyrischen Texte jedoch zunächst nicht. Stattdessen begann er im Jahr 2020 an seinem Debütroman zu arbeiten. »Der Unterton« erscheint im Verlag Grünberg im November 2023. (Text-Quelle: www.der-unterton.de/roman)

Kommentiere den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte Namen eingeben