Der Tod des 80-jährigen Rolling Stones-Drummers Charlie Watts hat auf der ganzen Welt Millionen von Menschen traurig gemacht. Er schlief am 24. August 2021 friedlich im Kreis seiner Familie in einem Londoner Krankenhaus für immer ein. 

Rolling Stones Fans waren immer ganz besonders begeistert vom Gentleman-Drummer Charlie Watts. Freunde sagen, dass er der ruhende Pol in der Band war und er mit seinem toughen Grundrhythmus das Fundament für die Musik der Stones gelegt habe. Der ursprünglich aus dem Jazz kommende Schlagzeuger Watts hätte viel mehr gekonnt, aber er habe auf großartige Drum-Solos verzichtet und sich dabei nur auf das Wesentliche beschränkt. 

Er konnte präzise, wie eine Maschine, spielen und für einen hohen Wiedererkennungswert der Songs sorgen und er war vor allem für seinen eleganten Kleidungsstil bekannt.

Die Rolling Stones veröffentlichten wenige Tage nach dem Tod von Charlie Watts mit einem zweiminütigen Video an den Schlagzeuger in den Sozialen Medien. Gezeigt wurden unter anderem Bühnenausschnitte von Auftritten und Interviews aus den knapp 60 Jahren der Rockband, die der Schlagzeuger der legendären Rolling Stones angehörte.

Die Seele und der Motor der Stones

Geboren wurde Charlie Watts am 2. Juni 1941 in Bloomsbury (ehemalige Grafschaft County of London) und wuchs mit einer Schwester auf. Zwischen 1952 und 1956 besuchte er die Tylers Croft Secondary Modern School und entdeckte schon früh seine Liebe zu Jazz und Blues. Aus einem alten Banjo bastelte er seine erste Trommel, ein Jahr später bekam er das erste Schlagzeug an Weihnachten geschenkt.  

Charlie Watts war nicht der erste Drummer bei den Stones. Die hatten ihren ersten Auftritt 1962 mit Mick Jagger, Brian Jones, Ian Stewart, Keith Richards, Dick Taylor und dem späteren Kinks-Mitglied Mick Avory (Schlagzeug). Nach nur wenigen Monaten schied Mick Avory aus der Band und Charlie Watts wurde neues Bandmitglied. Sein Debüt gab Charlie Watts am 12. Januar 1963 im Ealing Jazz Club mit den Stones. Vier Monate später kam die erste Single, „Come On“, der britische Nr.1-Hit „It’s All Over Now“ erschien im Juni 1964. „I Can’t Get No, Satisfaction“, mit dem unermüdlichem Schlagzeugrhythmus von Watts spielte sich im Mai 1965 auf Platz eins in den USA.

Charlie Watts, der Motor der Stones und ihrer Musik, war schon früh aus der Rockband und ihrer Performance kaum wegzudenken. Sein leichtes Spiel, sein rhythmisches und einzigartiges Gefühl und sein konstantes Musikgespür kann man in den Rocksongs wie „Paint It Black“, „Gimme Shelter“ und „Brown Sugar“ raushören. 

Die Stones-Musik machte ihn besonders bei Live-Auftritten zu einem der populärsten und angesehensten Drummer aller Zeiten. Keith Richards drückt es 1979 einmal so aus: „Alle denken, Mick und Keith sind die Rolling Stones, aber wenn Charlie nicht das machen würde, was er am Schlagzeug macht, würde das überhaupt nicht stimmen. Dann würde man nämlich herausfinden, dass eigentlich Charlie Watts die Stones ist.“

Während seine Bandmitglieder wilde Jahre und Nächte durchlebten und häufig ihre Partnerinnen wechselten, war Watts ein Leben lang an der Seite seiner Frau Shirley Shepherd, die er 1964 heiratete. Charlie Watts war eben etwas anders als der Rest der legendären Rolling Stones. Er hatte einen eleganten Kleidungsstil, weshalb ihn Vanity Fair in die International Best Dressed List Hall of Fame wählte.

Charlie Watts war auch ein gefragter Jazz- und Bluesmusiker. Sein Debüt gab er 1986 mit dem Charlie Watts Orchestra (32 Mitglieder), das sich aus zeitgenössischen Jazz Musikern aus England zusammensetzte. 1991 veröffentlichte er mit dem Charlie Watts Quintet das Album „From One Charlie…“. Das Album war eine Hommage an Charlie Parker, in der auch sein wenig beachtetes Kinderbuch “Ode to a High Flying Bird” auftauchte, das noch aus den Sechzigern stammte.

Charlie Watts litt an Kehlkopfkrebs, der ihm im Jahr 2004 diagnostiziert wurde. Er behandelte den Krebs und konnte ihn besiegen. Wenn er nicht gerade auf irgendwelchen Bühnen Musik machte, kümmerte er sich gemeinsam mit seiner Frau Shirley um ihre Farm, auf der sie Araberhengste züchteten und um seine Tochter Serafina sowie um Enkelkind, Charlotte.

Trotz seines wenig auffälligen Erscheinungsbildes und seines Schlagzeug-Könnens wusste Charlie Watts genau, dass er ein unersetzlicher Teil und Motor des Stones-Sounds war. Eine berühmte Story aus der Sturm- und Drang-Zeit der Rock-Dinosaurier besagt, dass Mick Jagger einmal nachts während einer Hotel-Party bei Watts im Hotelzimmer anrief und fragte: „Wo ist mein Drummer?“ Charlie Watts soll daraufhin sich rasiert, sich in einen Anzug gekleidet, Krawatte angezogen sowie frisch polierte Schuhe angezogen haben. Dann sei er die Treppe im Hotel hinunter gegangen, um Jagger die Worte um die Ohren zu hauen: „Nenn mich nie wieder deinen Schlagzeuger. Du bist mein verdammter Sänger!“

Noch mehr Rolling Stones Zitate und legendäre Aussagen von Mick Jagger, Charlie Watts & Co. haben wir auf einer Sonderseite für euch zusammengefasst.