Electric horses in Minga

Die Berliner Country & Western – Band mit Pop – Appeal und Medienpräsenz ist am 22.10.23 im Rahmen der aktuellen „Electric Horses„-Tour ins Münchner Zenith eingeritten.

Schon beim Einlass um 18 Uhr ist abzusehen das die Ticketverkäufe eher überschaubar gewesen sein müssen. Es gab keine Wartezeiten und die Halle war nur etwas mehr als halb voll, was wohl dem Sonntagabend geschuldet war. Jung und alt, Cowboyhüte und Basecaps, Schickeria und Sabaton – Shirts… Alles ist vertreten.

Die Vorband WellBad startet ihr Set gegen 19:15 Uhr und spielt eine etwas gewöhnungsbedürftige Mischung aus Country, Rockabilly und Groove – Metal. Frontmann Daniel Wellbats spielt aber seine Stärken in der Schnittmenge aus Joe Cocker ( Gesang ) und Mario Barth ( Performance und Ansagen ) voll aus und kann auch massig Symphatiepunke beim Publikum sammeln.

Eine Stunde später wird es dunkel in der Halle, der schwarze Schädel – Vorhang vor der Bühne wird in ein blaues Blitzgewitter getaucht, der Countdown wird angezählt und The BossHoss starten ihr Set mit dem lässigen Titelsong des aktuellen Albums, gefolgt vom knackigen „Do it„. Gleich in der ersten Ansage versprechen die Bandchefs Boss Burns und Hoss Power dem Publikum ein Best-Of Konzert anlässlich des 20jährigen Bandjubiläums. Das erste musikalische Highlight des Abends ist das Outkast – Cover „Hey Ya !“ mit nur einem kleinen Schönheitsfehler, denn als Sänger Boss am Bühnenrand zwei Mädels mitsingen lässt wird es doch etwas grenzwertig… Und die eher verhaltenen Publikumsreaktionen haben wohl auch nicht seinen Erwartungen entsprochen, einen kleinen verbalen Seitenhieb konnte er sich da dann nicht verkneifen.

Polk Salad Annie“ mit seinem fetzigen Leadgitarren/Mundharmonika – Duell und der anschließende Rocker „Bullpower“ mit seinem coolen Riff und der passenden Pyroshow gehen dann runter wie ein heißer Whiskey an der Sonne. Dann wird erstmal umgebaut und der Akustik – Part der Show beginnt. Hoss widmet „My personal song“ seinem Sohn Johnny zum vierzehnten Geburtstag, worauf natürlich die ganze Halle ein Geburtstagsständchen für den Sohnemann singt. Das anschließende „What if“ ist der klassischste Country-Song des Abends ohne große Show und Schnickschnack. Den gibts dann wieder reichlich bei „Three little words“ als Boss das aktuelle Tourshirt mit dem Aufdruck „F… Y… Too“ stolz präsentiert und dann wird das anschließende Mitsingspiel während des Songs eher zum Flüsterchor. Das Gewand des harten Rockers steht halt in München nicht jedem…

Sein obligatorischer Oben-ohne-und-tätowiert-Stagedive kommen da schon besser an, und Hoss Kommentar, dass die Band auch gerne mal auf der Wiesn spielen würde nehmen die Münchner gleich zum Anlass ein stilechtes „Prosit zur Gemütlichkeit“ anzustimmen. Und Feierstimmung ist dann natürlich ganz besonders bei den HipHop – Vibes von Nellys „Hot in herre“ und dem zum Bandklassiker avancierten „Jolene“ ( Dolly Parton sei Dank… ) angesagt, und es wird vor der Bühne nach Herzenslaune mitgesungen, geklatscht und gefilmt.

Nach einer kurzen Pause bringt Hoss seine Solonummer „Mary„, wo ich aber ganz klar sagen muss das er eher der zweitbeste Sänger der Band ist, wenn auch mit viel Herzblut. Zum Finale darf die Bläsergruppe Tijuana Wonderbrass die Rocky – Fanfare aufspielen und es werden rund zwei Dutzend Damen aus dem Publikum auf die Bühne geholt um die letzten Songs „Stallion Battalion“ ( geiler Songtitel ) und „Last day ( Do or die )“ gemeinsam mit der Band abzufeiern, wobei die abschließende Bierdusche eher nach Ballermann als nach Nashville Tennessee aussieht.

Nachdem der letzte Ton verklungen ist macht Boss noch ein paar Fotos mit der Nachwuchsfanschar auf der Bühne und dann ist um halb elf schon Zapfenstreich auf der Münchner Ponderosa-Ranch angesagt, und die elektrischen Pferde können wieder fürs nächste Konzert aufgeladen und gesattelt werden.

Konzertbericht von Steffen Kimpel und Fotos von Lutz, wearephotographers

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