Fine R.I.P. - Dehäm is Dehäm
Fine R.I.P. - Dehäm is Dehäm

Lokalpatriotismus muss nicht immer inhaltlich stumpf und laut sein, manchmal ist er, wie im Fall der zu besprechenden CD, sogar lustig.

Das Kultgetränk Schorle wird wie üblich in nahezu allen zelebrierten Liedern vergöttert, aber nur, wenn er ebenfalls der Palz entstammt. Diese Abneigung gegen alle anderen Weingebiete erfährt ihren Höhepunkt bereits im 2. Song „Badischer Woi“, welcher sich zur Melodie von „Johnny B“ (The Hooters) abfällig („So en Dreck, der känem Menschen schmeckt/was kann des nur soi? Badischer Woi“) mit dem rechtsrheinischen Traubensaft auseinandersetzt.

Ebenso Kultstatus hat der 3. Song „500 Meile“ (Orig.: „I m gonna be“, The Proclaimers), der die Liebe zur Band und- wer hätte das gedacht- zur Palz im allerbesten Rockstil vorträgt: „Doch ich würd ́ 500 Meile geh/Um mit de Buwe uff de Bühn zu steh/und wonn ́s sei misst noch 500 mehr/ ohne Palzrock is moi Lewe leer.“

Noch Fragen? Ach so, nur inhaltliche, eventuell kann vielleicht bei der Übersetzung diese künstliche Intelligenz helfen…?
Aber eigentlich kommt es darauf gar nicht an, denn es geht um das Lebens- und Heimatgefühl, das durch „Fine R.I.P.“ authentisch musikalisch transportiert wird und inhaltlich frei jeglicher Sprachbarrieren ist. Also alles Heimatliebe? Mitnichten, denn Costa Cordalis „Anita“ wird als Liebeslied ebenso fachmännisch „pälzisch“ eingedost. Bei diesem Cover scheinen laut Booklet Vater und Sohn Cordalis musikalisch mitgewirkt zu haben. Wahrscheinlich haben die Jungs den Text nicht so ganz genau verstanden oder hatten einfach eine Schorle zu viel…

„Dehäm is Dehäm“ – Eine Mundart-Ode an die Palz

Der aktuelle Lieblingssong meines Sohnes lautet „Bätmän“ und ist ein so ekelhaft-penetranter Ohrwurm, dass das Original von Bon Jovi („You give love a Bad Name“) beinahe schon wieder sympathisch klingt: „Isch bin de Kerl/vun dem du drämschd/Sach, erkennschd misch net?/Isch bin de Bätmän.“
Und dann wird es noch einmal bei „Ex aus Speyer“ gefühlsduselig, wenn Tränen auf die Melodie von „Sex on Fire“ auf die Verflossene vergossen werden. Und das alles, ohne auch nur einmal Schorle zu erwähnen. Ein Novum.

Fazit: „Dehäm is Dehäm“ ist eine Mundart-Ode an die Palz – ohne f. Allerdings kann man als Nichtpälzer die CD nach mehrmaligem Hören auch wieder eine Weile guten Gewissens ins Regal stellen, ohne gleich an Entzugserscheinungen zu leiden

Album Review von Sven

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Fine R.I.P. – Badischer Woi (MegaStream Germersheim 2020)

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