Bad Omens Foto Credits: Bryan Kirks
Bad Omens Foto Credits: Bryan Kirks

Man sagt gemeinhin, dass die Zeiten der großen Erfolge für Bands hinter uns liegen und was das Befüllen von Stadien anbelangt ist das vermutlich auch der Fall. Trotzdem gibt es noch vereinzelte Sterne am Musik-Himmel die in kürzester Zeit nachhaltige Erfolge und echte Hits vorweisen können. Das gilt auch für Bad Omens aus Richmond (Virginia, USA), die erst 2016 ihr selbstbetiteltes Debüt-Album auf den Markt brachten und nun 2024 mit ihrem dritten Longplayer „The Death of Peace of Mind“ vor überwiegend ausverkauftem Haus spielen. 

Das ist auch in München der Fall, wo die Jungs um Noah Sebastian von ihrem Backstagebereich auf eine um die Halle laufende Schlange blicken können, die in großen Teilen sehr jung und weiblich ist. Ein Grund könnte, neben der offensichtlich zugänglichen Musik, auch die Vitalität einiger ihrer Tracks sein, die ihnen insbesondere im Kontext von TikTok eine Masse an neuen Fans zutreiben. 

Mit im Gepäck hat die Band einen interessanten und für einige wohl auch gewöhnungsbedürftigen Act in der Form von Poppy. Mit einer bizarren Mischung aus Industrial, Metal und Bubble Gum-Pop, gepaart mit einer entrückten Kawaii-Ästhetik ist sie eine gefühlte Antithese zu den in ihrer Art und Sound sehr straighten Bad Omens. Die Reaktionen fallen daher wenig überraschend teils verhalten aus. Obwohl beide Projekte vor kurzem mit „V.A.N.“ sogar einen gemeinsamen Track herausgebracht haben (der im späteren Verlauf des Abends auch gemeinsam performt wird), sind die Fan-Bases einfach zu verschieden. Die zu dominanten Backing-Tracks, die von einigen Anwesenden als klassisches Playback fehlinterpretiert werden, tun ihr Übriges um zu einem faden Beigeschmack beizutragen. Poppy und ihre Band bieten in dem Sinne exakt das was sie planen, richten es aber an das falsche Publikum. 

Dadurch wird die Vorfreude auf den Main-Act aber zu keinem Zeitpunkt getrübt. Dieser entert um 21 Uhr die Bühne und gibt schon mit den ersten Tönen von „Artificial Suicide“ vom aktuellen Album den Ton für den Rest des Abends vor. LED-Wände, Pyros ohne Ende, die Instrumentalisten tight und Noah Sebastian am Gesang im vollen Saft sind die perfekte Mischung für eine gelungene Zeit. Vor allem die Variabilität zwischen fast schon filigranen Parts über hymnenhaften Stadion-Rock, bis hin zu reinrassigen Metal-Bangern überzeugt und wirkt trotz der genannten Unterschiede wie aus einem Guss. Es gibt nur wenige Bands die diesen Spagat beherrschen, ohne ihren „Markenkern“ zu verwässern.

Daher sind auch oft gezogene Vergleiche zu Bring Me the Horizon nicht ganz von der Hand zu weisen, die vielleicht mehr catchy Songs schreiben, aber grundsätzlich eine ähnliche Demografie mit entsprechend ähnlichen Elementen bespielen. So sind Moshpits und Singalongs sowohl bei älteren Tracks wie „Glass Houses“ als auch bei frischen Songs wie dem Titel-Track des neuesten Albums dauerpräsent und ein Beweis für die Verbundenheit der Fans mit den Musikern. So zieht sich diese Linie über 80 Minuten, die in ihrer Gesamtheit unter Beweis stellt, dass der Erfolg von Bad Omens nicht an smartem Marketing, sondern an der Qualität ihrer Kunst festzumachen ist. Z

war fehlt den Jungs, trotz der offensichtlichen Ohrwürmer, ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, welches sie auch auf Dauer aus der Masse an (modernen) Metalcore-Bands heraushebt, aber das sollte nur eine Frage der Zeit sein, die bei dem fleißigen Output und solch erfolgreichen Touren schnell überbrückt sein sollte. 

Konzertbericht von Igor Barkan 

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