Bandhistorie:
Metalbands halten 10 Jahren durch, nur wenige überstehen 15 Jahre. Wenn es eine Combo überhaupt schafft, die eineinhalb Dekadenmarke zu erreichen, sind die Beziehungen der Mitglieder meist völlig zerrüttet. Eher selten dagegen ist der Fall, dass eine aggressive Band sich wandelt, stärker, unbremsbarer und mit jedem Riff, Schrei und Album bedrohlicher wird. Wie etwa Darkest Hour. „The Human Romance“ ist das siebte Album der Kapelle aus Washington DC, auf dem sie sich in Topform präsentiert: Mit gefletschten Zähnen zeigt sie sich als Biest, das Melodic Thrash Metal mit etwas Magischem mischt, das nicht von dieser Welt ist.
Es war kein einfacher Weg und diese Art von Karriere und (persönlicher) Klarheit fielen Darkest Hour nicht einfach zu. Tatsächlich hätten die Mitglieder leicht in den Sack hauen können und keiner in der Metal Community – am wenigsten die Schar ihrer Diehard-Fans – hätte sich ob des Karriereendes beschwert. Es wäre keine Schande gewesen, diese Option zu wählen, da Darkest Hour dutzende Male das Land durchquert haben, darunter war auch eine Reise mit dem Ozzfest. Aber Darkest Hour geben nicht auf.
Das Cover-Artwork von „The Human Romance“ illustriert teilweise die Leidenschaft, Darkest Hour machen Musik ohne die Kosten zu berücksichtigen, sogar wenn die Lage schwierig wird oder, wie Schleibaum sagt, „miserabel“. Das Cover zeigt zwei Skelette, die sich umarmen und gemeinsam versteinern. „Für mich ist das eine Metapher für das Leben und die Sucht, unter allen Umständen, Musik zu machen. Wir lieben das und werden uns niemals davon trennen“, sagt Schleibaum. Diese unstillbare Passion und der eiserne Wille sind Teil von „The Human Romance“. Die 2.0 Version von Darkest Hour ist eine Weiterentwicklung auf mehreren Ebenen. „Wir waren in der Lage, zurück zu treten und etwas Gewohntes zu nehmen, es neu aufzupolieren und es als etwas Neues zu präsentieren“, erläutert Schleibaum. „Es hat immer noch diesen klassischen Vibe, aber die Musik ist etwas leichter verdaulich, ich meine, es ist nicht so, dass John Henry die ganze Zeit singt. Die Musik ist etwas ätherischer und dabei immer noch wütend wie die Hölle.“
In der Vergangenheit hatten Darkest Hour sich in entfernte Winkel wie Schweden oder Vancouver zurück gezogen, um Aufnahmen zu machen. Für „The Human Romance“ reiste das Quintett nach North Carolina, um mit Soilworks Peter Wichers zu arbeiten. Sie wählten Echo Mountain in Asheville und das Old Towne Recordinng Studio in Winston-Salem. Das Resultat ist thrashiger, amerikanischer Metal mit Wurzeln in Punkrock und Hardcore, das Markenzeichen von Darkest Hour. Der Unterschied ist nur, die Band klingt jünger und frischer, sie ist nicht mehr an einen spezifischen Klang oder Stil gebunden. Darkest Hour machen Metal nach ihrem eigenen Gusto. „Thrash hat seine eigenen Gesetze“, sagt Schleibaum, „aber wir bringen tiefere Emotionen in den Thrash, denn wir nehmen beides, schwedische und amerikanische Einflüsse. Manchmal klingt es sogar wie Exposions In The Sky.“
Die Komposition von „The Human Romance“ entstanden demokratisch wie bei früheren Sessions von Darkest Hour Platten. Das beginnt mit den Gitarrenriffs, die zu den anderen Riffs führen und sich weiterentwickeln, wenn erstmal alle Mitglieder in einem Raum sind. Das Album endet nicht mit einem langen komplexen Song, wie es die Tradition der Band ist. „Beyond The Life You Know“ mag nicht so lang sein wie frühere Schlusssongs, aber er ist genauso anspruchsvoll und wert, auf ihn zu warten. „Das letzte Lied ist immer eins der besten, finde ich“, sagt Schleibaum. „Auf dieser Scheibe liebe ich sie alle.“ Dazu gibt es ein 10minütiges Instrumental, „Terra Solaris“, ein Unternehmen, das die Band nicht mehr gewagt hat seit „Veritas Aequitas“ auf „Hidden Hands Of A Sadist Nation“ (2003). Alles in allem hat das Album verschiedene Tempi, was – laut Schleibaum – das Album „generell emotionaler macht“.
„The Human Romance“ ist alles andere als selbstsüchtig. Darkest Hour haben ihren Sound für die treuen Fans stark erweitert. Das vorletzte Album war für uns, diese Platte ist für alle anderen und das macht sie für uns sogar noch besonderer. Darkest Hour entstiegen aus der Asche der Verschmelzung von Hardcore und Metal. Während die meisten Bands entweder Dinosaurier oder bereits tot sind, haben Darkest Hour – trotz ihrer eindrucksvollen Zwischenbilanz – den Kern ihres Potentials noch nicht erreicht. Sie haben bereits eine Menge hinter sich, doch noch viel mehr liegt vor ihnen. Für die Zukunft gilt es, ihre Sucht nach Musik zu befriedigen und die Verpflichtung den Fans gegenüber erfüllen. Klingt wie eine schöne, vielschichtige Romanze.
Besetzung:
John Blakemore Henry – Gesang
Mike Schleibaum – Gitarre
Mike Carrigan – Gitarre
Paul Burnette – Bass
Ryan Parrish – Schlagzeug
Diskografie:
2000 – The Mark of the Judas
2001 – So Sedated, So Secure
2003 – Hidden Hands of a Sadist Nation
2005 – Undoing Ruin
2006 – So Sedated, So Secure
2007 – Deliver Us
2009 – The Eternal Return
2011 – The Human Romance
Webseiten:
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