Montag, März 18, 2024

Nazareth

Nazareth Biographie

Die Geschichte von Nazareth kann man eigentlich nicht erfinden. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere verkaufte die Band aus dem schottischen Dunfermline Hundertausende Alben und spielte in ausverkauften Arenen auf der ganzen Welt. Später wurden sie zu der enorm respektierten Club-Band, wie wir sie heute kennen. Eigentlich hätte ihr Ruf darunter leiden müssen, aber das passierte nicht. Nazareth nehme inzwischen eine Ausnahmestellung ein. Oder wie es so schön heißt: Sie sind zu einer lebenden Legende geworden.

Wie die meisten Bands starteten Nazareth bescheiden: Unter dem Namen The Shadettes begannen sie in den späten 60ern in schottischen Clubs mit Coverversionen. Aber Sänger Dan McCafferty, Gitarrist Manny Charlton, Bassist Pete Agnew und Drummer Darrell Sweet gaben sich damit nicht zufrieden, sondern schmissen ihre Jobs 1971, um in ein schmutziges Apartment nach London zu ziehen. Nach der Namensänderung und der Hinzunahme eines Managers, Millionär Bill Fehilly, unterschrieben Nazareth beim Pegasus-Label. Denn durch die jahrelangen Clubgigs hatten Nazareth eines gelernt: Fremdkompositionen einen eigenen Anstrich zu verpassen. Im englischen Melody Maker schrieb Redakteur Chris Charlesworth über eines der ersten Nazareth-Werke: „Vielleicht sollten mehr Gruppen erkennen, dass es für sie besser ist, den Song eines anderen gut zu spielen als sich mit dem durchschnittlichen Original zufrieden zu geben.“

Auf ihrem Debüt Nazareth (1971) gelang ihnen dann auch ihr erster großer europäischer Hit: Bonnie Dobsons ‘Morning Dew’, auch bekannt durch The Grateful Dead (1968). Europa-Tourneen folgten, das zweite Album Exercises (1972) erreichte zwar nicht ganz den Erfolg des Vorgängers, aber McCafferty und Co. bügelten dies 1973 mit dem international durchstartenden und von Deep Purple-Bassist Roger Glover produzierten Razamanaz wieder aus. Top Ten-Hits wie ‘Broken Down Angel’ und ‘Bad Bad Boy’ legten die Latte für ihre neue Plattenfirma Mooncrest hoch, der Druck wuchs.

Loud’N’Proud (1973) und Rampant (1974) folgten kurz danach und es funktionierte nicht sofort. Nach dem Misserfolg der Eigenkomposition ‘Shanghai’d In Shanghai’, der dem 73er-Hit ‘This Flight Tonight’ (Joni Mitchell) folgte, nahmen Nazareth den Everly Brothers-Song ‘Love Hurts’, geschrieben von Boudleaux Bryant, auf. In den USA landete die Version in den Top 10, in Norwegen auf Platz 1 und konnte sich dort sogar 60 Wochen lang in den Charts halten.

Mit Hair Of The Dog (1975) und dem Titelsong schufen Nazareth schließlich ihre eigene Art von Stadionrock, die so illustre Nachfolger wie Guns N’ Roses maßgeblich beeinflusste. Pete Agnew erinnert sich später, „dass die komplette Band kurz vor ihrem Durchbruch zu allen unseren sieben Gigs in Kalifornien kam. Nazareth und Aerosmith waren für sie, was die Beatles und die Stones für uns bedeuteten. Axl Rose wollte sogar, dass wir ‘Love Hurts’ auf seiner Hochzeit spielten!“ Die Erfolgsgeschichte in Nordamerika ging weiter: Close Enough For Rock’n’Roll, Nazareths siebtes Album, nahmen sie 1976 in Kanada auf. Dort wurden sie zu einer der erfolgreichsten britischen Bands der Siebziger, mit 50 Gold- und Platinalben.

Nach dem Unfalltod ihrer Managers wandten sich Nazareth mit Expect No Mercy (1977) mehr dem AOR zu, sie experimentierten mit Ray Charles’ Klassiker ‘Busted’ und Randy Newmans ‘Gone Dead Train’. Dann stieg Sensational Alex Harvey Band-Gitarrist Zal Cleminson ein. Manny Charlton sah das Ganze als Chance: „Ich fühlte mich damals als Gitarrist ein wenig ausgebrannt und es war gut, dass da jemand in die Band kam, zu dem ich aufschauen und von dem ich etwas lernen konnte. Ich habe von Zal unheimlich viel gelernt, er ist ein großartiger Musiker.” Was man auf dem zehnten Album No Mean City (1979) deutlich merkte, das  zwei weitere Hitsingles ablieferte: ‘May The Sun Shine’ und ‘Star’– es sollten aber die letzten von Nazareth sein.

Nach dem Bankrott ihrer Plattenfirma und dem Ausstieg von Cleminson experimentierten Nazareth mit der Hinzunahme des Ex-Spirit-Keyboarders John Locke noch mehr, der amerikanische Sound wurde durch einen Mix von Rock, Reggae und Blues ersetzt, die Texte gingen in eine politische Richtung. Mit dem schottischen Gitarristen Billy Rankin nahm man 1981 das Live Doppel-Album Snaz auf, es wurde ein Hit auch wegen Nazareths Versionen der Klassiker ‘Cocaine’ (JJ Cale) und ‘Tush’ (ZZ Top). Im Nachhinein sehen vor allem McCafferty und Agnew diese Zeit eher kritisch, man spricht bandintern gerne vom „Nazareth six-piece orchestra”.

Nach 2XS (1982) mit der Hitballade ‘Dream On’ und dem folgenden Sound Elixir ging es weiter in Richtung Soul und Funk. Rankin stieg aus, Nazareth waren wieder ein Quartett. Trotz exzellenter Alben in den 80ern – The Catch (1984), Cinema (1986) und Snakes And Ladders (1989) u.a. – wollte niemand mehr Nazareths Classic Rock hören. Nach 22 Jahren stieg Charlton 1990 aus. Rückkehrer Rankin und drei Jahre später Jimmy Murrison ersetzten ihn. Keyboarder Ronnie Leahy stieß für Move Me (1994) hinzu.

Aber Nazareth hielten durch und wurden belohnt: In den 90ern waren die Schotten wieder da. Durch den Erfolg des hochgelobten Boogaloo-Albums 1998 und die ‚Double Trouble‘-Tour mit Uriah Heep konnten sie auch erneut in den USA Fuß fassen. Aber dann, am 30. April1999, starb urplötzlich Drummer Darrell Sweet an einem Herzinfarkt. Ein Schock.

Nach langem Zögern und vielen internen Beratungen entschied sich die Band weiterzumachen, auch weil sie Sweets Andenken hochhalten wollten. Und eine praktische wie naheliegende Lösung war schnell gefunden: Lee Agnew, Petes ältester Sohn, ersetzte ihn. Nach dem Live-Package Homecoming (2001) tourten sie 2002 wieder durch die USA und Europa, 2007 wurde die Live In Brazil-DVD aufgenommen. Mit dem glänzenden The Newz (2008) feierten Nazareth ihr 40-jähriges Bestehen. 2011 erschien mit Big Dogz ein von den Kritikern gelobtes Album.

Es ging wieder auf die Straße, aber nach der ‚Greatest Hits‘– Tour 2013 zwangen gesundheitliche Probleme Sänger Dan McCafferty zum Rücktritt von der Livebühne. Glücklicherweise gibt es aber noch ein Abschiedsalbum namens Rock‘N’Roll Telephone. Das mag vielleicht das letzte mit McCafferty sein – aber wenn, dann hat er sich mit einer Meisterleistung verabschiedet!

Trotzdem werden Nazareth 2014 auf die Bühne zurückkehren. Mit einem neuen, bis jetzt noch nicht bekannten Sänger.

 

Foto Credits:  Marc Marnie

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