Man mag es kaum glauben, aber Skunk Anansie bereichern die Musikwelt – ihren Hiatus nicht eingerechnet – bereits seit 30 Jahren und sind nach wie vor ein Garant für energiegeladene Shows, die ihresgleichen suchen. Das restlos ausverkaufte Konzert in der Münchner Tonhalle bildet da keine Ausnahme.

Den Auftakt macht der kurzfristig eingesprungene Support-Act So Good aus London. Mit einer Mischung aus Punk und Hip-Hop, verpackt in eine an Pussy Riot erinnernde Attitüde und Ästhetik, gehen die Sängerin und ihre zwei Back-ups ab der ersten Sekunde steil. Der mit einer pinken Sturmhaube maskierte Drummer bzw. Gitarrist liefert den passenden Sound dazu. Trotz der rotzig-provokanten Performance und authentischen Message scheinen die Münchner Fans noch nicht ganz aus dem Arbeitsmodus herauszukommen – höflicher Applaus nach jedem Track ja, ausgelassenes Tanzen oder Pogo eher nicht.

Ganz anders sieht es aus, als Skunk Anansie schließlich – leicht verspätet, aber hoch motiviert – mit This Means War gefühlt eben jenen entfesseln. Sängerin Skin, in Biker-Kluft, Plateau-Stiefeln und mit Moves, als wäre sie Anfang 20, ist der Cocktail, nach dem die Fans gelechzt haben. Es muss einfach betont werden: Diese Frau scheint nicht zu altern – und das gilt nicht nur optisch, sondern vor allem für ihre schier unbändige Energie. Man würde kaum vermuten, dass sie mit großen Schritten auf die 60 (!) zugeht. Die Menge lässt sich anstecken: Songs wie Because of You, Love Someone Else oder Secretly werden mit einer Inbrunst mitgesungen, als wären die Anwesenden ebenfalls in den Jungbrunnen gefallen – wenn auch der körperliche Einsatz noch etwas zurückhaltend wirkt.

An Artist Is An Artist – Skunk Anansie in München

Skunk Anansie Tonhalle Munich cwearephotographers 1

Doch auch brandneue Tracks wie An Artist Is an Artist werden dankbar angenommen, was zeigt, dass Skunk Anansie keineswegs zu einem reinen Legacy-Act verkommen sind – anders als einige ihrer Zeitgenossen. Dabei ist den vier Musikern anzusehen, dass sie mit echter Freude performen. Keine Sekunde wirkt das Set routiniert oder abgespult – und das nach drei Jahrzehnten Bandgeschichte. Auch visuell unterstreicht die Show das Gesamtpaket: eine auf den Punkt choreografierte Lichtshow, eine Bühnendeko mit schwarzen Spikes, die irgendwo zwischen bedrohlich und ästhetisch liegt, sowie die spürbare Chemie zwischen den Musikern sorgen für genau die Mischung, die man sich von einem Skunk-Anansie-Konzert wünscht.

Im Akkord geht es durch die knapp 90-minütige Show, bis der finale Block mit dem bislang nur live gespielten neuen Song Animal, The Skank Heads und Tear This Place Up noch einmal Tempo und Intensität steigert. Nach einer kurzen Pause folgt die Zugabe: das brandneue Cheers, der Überhit Hedonism und schließlich der Urknall der Bandgeschichte mit Little Baby Swastika.

Mehr kann man an diesem Abend nicht erwarten. Zwar scheint im hinteren Teil der Halle der Funke nicht ganz so intensiv übergesprungen zu sein wie vor der Bühne, doch nach diesem Abriss dürfte klar sein: Skunk Anansie und München – das war sicher nicht das letzte Mal.

Konzertbericht von Igor Barkan

Konzertfotos von Lutz (WeArePhotographers)

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