Einen recht kurzweilige Roman legt Jörg Ingenpaß mit „Geschäftsschluss“ vor.
Die Hauptfigur Mäckie, Altpunk und Label-Gründer von Abseits-Records, lädt seine Mitarbeiter, die gleichzeitig seine engsten Weggefährten sind, zu einer letzten großen Feier- angesichts seines fortschreitenden Bauchspeicheldrüsenkrebs- ein. Dabei schwelgen die Protagonisten in ihren Erinnerungen an ihre wilde Jugend und an die Anfangstage des Labels, das Mäckie als 17-Jähriger mit dem Erbe seiner früh verstorbenen Eltern ins Leben ruft. Dieses Label soll nach seinem Willen mit seinem Tod ebenfalls beerdigt werden, was seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter veranlasst, einen Label-Nachfolger noch während des gemeinsamen Abendessens zu gründen. Mäckie selbst wird am Ende des Romans für eine überraschende Wende sorgen.
Es ist meines Erachtens nicht die gerade beschriebene Haupthandlung als solches, die „Geschäftsschluss“ so lesenswert macht, sondern es sind die Zwischenzeilen, die so viel über die Gefühlswelt der Protagonisten preisgeben.
Beinahe erinnert die Feier in dem Restaurant an das letzte Abendmahl, bei dem allen Beteiligten klar ist, dass eine Zäsur erfolgen muss, dass danach vieles anders sein wird. Das Ambiente lädt darüber hinaus ein, den für den Punk doch eher untypischen nostalgischen Blick zurück zu werfen, Unausgesprochenes zu sagen. Vielleicht zum letzten Mal. Dabei offenbart sich, dass alle Figuren im Laufe ihres Lebens herbe Verluste hinzunehmen hatten und das Label eine familiäre Bindung entstehen ließ, die weit mehr über die Arbeit hinausreichte. Folglich war Abseits-Records v.a. für Mäckie mehr Familie als seine eigene und auch einer der Gründe, dass er seine eigene Familie vernachlässigte und schließlich sein Sohn den Kontakt mit ihm brach.
Fazit: Das Leben ist kein Konjunktiv, wie du dich entscheidest, hat Folgen- nicht nur für dich, sondern auch für andere. Wichtig ist, am Ende nicht Dingen hinterher zu trauern, die man nicht gemacht oder verpasst hat. So kann man sich gut vorstellen, dass Mäckie- trotz zerrütteter Familie und tödlicher Krankheit- ein glücklicher Mensch ist, der mit sich im Reinen ist.
Review von Sveni im Dezember 2024
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