david vincente artist

Der Designer über Kunst, Rock’n’Roll, der Weg zu seinem Traumberuf und seine weitere künstlerische Entwicklung.

Viele kennen seine Bilder, aber wer ist eigentlich der Künstler D.Vicente? Um das herauszufinden, trafen ihn Pressure Magazine exklusiv zum Interview.

Hallo David, du bist ein bekannter Künstler im Bereich Rock´n´Roll und Psychobilly und kommst aus Frankreich. Deine Kunstwerke, Motive und Produkte verkaufen sich inzwischen in vielen Teilen der Welt und genießen immer mehr Popularität, auch weit über die Grenzen der Rock´n´Roll Szene hinaus. Bitte stell’ dich, für unsere Lesern, die dich möglicherweise noch nicht kennen, kurz vor…

Hallo, mein Name ist David Vicente, aber die Leute kennen mich eher unter D.Vicente. Ich bin in Narbonne, im Süden von Frankreich geboren und bin 68er Jahrgang. Narbonne ist übrigens ein traumhafter Ort direkt am Meer in der Nähe von Spanien und dort lebe ich bei regelmäßig gutem Wetter und gutem Wein.

Ich bin aus Leidenschaft Grafiker, der sich auf die Bereiche des Rockabilly, Psychobilly and Kustom-Kulture-Szene spezialisiert hat. Natürlich mag ich auch viele andere Einflüsse, aber meine Leidenschaft gilt hauptsächlich dem des Rock’n’Rolls.

Wo liegen Deine beruflichen Wurzeln – wann hast du dich dazu entschieden deiner künstlerischen Art freien Lauf zu lassen und ein Experte auf diesem Gebiet zu werden?

Wow, ihr findet, ich bin ein Experte? Ich hab keine Ahnung, wann es genau anfing – ich habe für 3 Jahre im Zeitraum zwischen 1989 – 1991 eine Kunstschule in Paris besucht und dort mein Diplom erworben als ESAM DESIGN OF PARIS (Ecole superieure des art modernes et du design) (Anm.d.Red.: www.esamdesign.com). Das war mit Abstand die interessanteste Zeit meines Studiums, aber mit dem Rock’n’roll kam ich, soweit ich mich daran noch erinnern kann, schon etwas früher in Kontakt

Im Alter von 15 oder 16 Jahren habe ich viel Rockabilly und Psychobilly gehört und hatte in dieser Zeit keinen blassen Schimmer, was aus mir einmal werden sollte. Zumindest wusste ich schon mal, was ich wollte – in der damaligen Zeit waren das Kumpels, Frauen und Bier… zeitweise sogar eine Menge Bier! …und dazu ganz klar die Musik. Ich denke, dass war mein erster Schritt in die sogenannte Schule des Rock’n’Roll. Das einzige Problem war jedoch, dass ich absolut kein Talent dafür hatte, selbst Musik zu machen oder eine Idee, wie sich mein Interesse an der Musik in irgendeiner Form in mein Leben integrieren lässt. Ich zeichnete und malte unheimlich gerne und viel, allerdings eher für mich selbst und damals auch nicht wirklich gut. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass ich einmal eine Karriere als „Graphic artist“ einschlage.

 

Nach dieser ereignisreichen Zeit, ging ich zur Schule und machte eine Architekten-Lehre bei einem Architekturbüro. Ich mochte den Job zwar, allerdings war er weder kreativ, noch besonders aufregend für mich, also fing ich an, mir die Arbeit mit Farben beizubringen. Ich lernte perfekte Linien mit der Hand zu zeichnen und verliebte mich in diese künstliche Aufgabe. Nach 3 Jahren Linienzeichnen, habe ich mich dazu entschieden mir die Illustration beizubringen und machte zu dieser Zeit mein ESAM-Diplom in Paris. Schon nach einer Woche war mir Sonnenklar, was ich mit meinem Leben anfangen will!

Daraufhin fing ich an, die Einflüsse des Rock’n’Roll in meiner Kunst zu Verarbeiten. Heraus kamen, die ersten Kunstwerke mit Flammen-Elementen, Teufeln, Hotrods, Psychobillies, Eightball oder Motorräder.

Klingt so, als hättest du dein Hobby zum Beruf gemacht und deinen absoluten Traumjob gefunden?

Ja, das könnte man so sagen – soll aber nicht heißen, dass alles von Anfang an ein Kinderspiel war, damit über die Runden zu kommen. Aus der heutigen Sicht betrachtet, war es sogar ein hartes Stück Arbeit, um dahin zu kommen, wo ich heute bin. Wie dem auch sei, ich würde denselben Weg noch einmal gehen!

Welchen Bezug hast du denn persönlich zur Rock’n’Roll Musik?

Alles fing an mit meiner Leidenschaft zur Psychobilly Musik, als ich noch sehr jung war. Gruppen, wie die THE CRAMPS und THE METEORS, waren es, die mich begeistert und geprägt haben.

Du hast bereits eine Menge Designs für T-Shirts und Poster gemacht. Was war rückwirkend betrachtet, deine bislang wichtigste Arbeit?

Puh, keine Ahnung, da fragst du mich was! Aber ich kann mich sehr genau an den Tag erinnern, als mich ROLLING STONES MAGAZINE aus den USA anrief und fragte, ob ich nicht etwas für QUENTIN TARANTINO malen könne. In diesem Moment kam ich mir vor, als würde ich träumen. Ein weiteres Mal, als ich mich noch einmal so gefühlt habe war, als ich meine erste Auftragsarbeit für meine Helden, die METEORS machte. Als Teenager kannte ich die Band, seit ihrer ersten Schallplatte. Und heute sitzte ich an meinem Schreibtisch, um ein Plattencover und Poster-Entwurf für die Band zu zeichnen. Wie geil ist das denn? Aber das Leben ist voller Überraschungen!

Woher nimmst du die vielen Ideen für deine Zeichnungen und was inspiriert dich?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, aber die ersten Künstler, die mich inspiriert haben waren auf jeden Fall Coop, Robert Williams, The Pizz, Ed Roth und sämtliche Kustom-Artists aus Kalifornien (USA). Noch schwieriger ist zu beantworten, woher ich meine Ideen nehme… Ich würde sagen, es sind größtenteils all die Dinge, die ich sehe und in meiner näheren Umgebung wahrnehme. Ich lese auch viele amerikanische Comics oder schaue Filme, blättere in Magazinen, surfe im Internet und Musik inspiriert mich natürlich auch. Hinter all dem steht kein System, die Dinge kommen und werden verarbeitet.

Bitte erkläre uns deine Arbeitsweise, nach der du vorgehst – wie wird aus einer anfänglichen Idee, ein Meisterwerk und wie viel Zeit nimmt das in Anspruch?

Zu aller erst, unterhalte ich mich mit meinen Auftraggebern, um herauszufinden, was sie sich vorstellen und haben wollen. Das ist von allen Arbeitsschritten sogar das Wichtigste, um nicht für die Tonne zu produzieren. Es gibt Leute, die bereits mit einer konkreten Idee zu mir kommen und eben Leute, die es selbst noch nicht genau wissen und man ihnen mit einigen Vorschlägen auf den richtigen Weg bringen muss. In der Regel sieht der nächste Schritt dann so aus, dass ich mir in meinem Gedanken versuche vorzustellen, wie das Bild am Ende aussehen könnte – das geschieht in der Regel bevor ich zu Bett gehe oder unter der Dusche stehe. Erst danach beginnt die Recherche nach Dokumenten, Fotos oder Zeichnungen, einfach allem, was mir dabei behilflich sein kann, ein Plakat zu kreieren. Manchmal sind es Fotos von Autos oder Motorrädern, weibliche Models, um sie im Bild zu platzieren und dann kann ich damit beginnen die Details herauszuarbeiten, mache eigene Zeichnungen, da ich das fertige Bild schon längst in meinem Kopf parat habe. Ich benötige wirklich viele Informationen, um ein Poster-Motiv zu erstellen. Ich arbeite hier mit unglaublich vielen Hilfsmitteln, ich zeichne per Hand, manchmal nutze ich ein WACOM Zeichentablett oder male direkt mit der Maus am PC, nutze Scanner, Digital Kameras und Coreldraw zur Bildbearbeitung am Monitor.

Die neuen Technologien sind es auch, die mich faszinieren und mir das arbeiten im laufe der Jahre erheblich vereinfacht haben – Am Ende zählt jedoch das Ergebnis und das ist in allen Fällen Digital, weil es vieles einfacher macht, wenn man vor hat, ein Cover, Poster oder Shirt zu drucken. Im groben und ganzen sind es genau das, was meine täglich Arbeit ausmacht, meine speziellen Tricks und Kniffe bleiben jedoch mein persönlichen Geheimnisse und werden hier natürlich nicht verraten!

Was den zeitlichen Aufwand anbelangt, schaffe ich es meist an zwei Tagen, einer oder manchmal auch mehreren Wochen. Es ist aber weniger die Zeit, sondern am Ende immer das Ergebnis, was zählt und ich kann auch sehr coole Ergebnisse in kürzester Zeit zustande bringen.

An welchem Projekten arbeitest du im Moment und was steht demnächst bei dir an?

In diesem Augenblick arbeite ich an einem Plakat für das Event FINAL WAR einer Road Devils, Hot Rod & Art Show in Weil am Rhein (Anm. d. Redaktion: www.rodandkustom.com) und THE WHEELS FEST (Kustom Meeting in der Schweiz).

Wenn ich mit all dem durch bin, dann mache ich noch ein Paar coole T-Shirt Designs, leider ist das Projekt noch geheim, daher kann ich darüber derzeit nichts weiter verraten.

Und danach werde ich voraussichtlich noch einige CD-Cover Projekte angehen, von denen ihr noch früh genug hören werden – das wird auf jeden Fall eine sehr große Überraschung werden!!!

Welchen Rat möchtest du jungen Kreativen geben, die eine ähnliche Karriere wie du anstreben?

Wenn die Leidenschaft dafür stärker ist als für alles andere und du für nichts anderes mehr Zeit und Energie opfern willst, dann gib alles dafür, um deinen Traum wahr zu machen und geh diesen Weg bis zum Ende …. wenn du aber die Absicht hast, damit das große Geld zu machen, dann lass die Finger davon!!! Dann mach lieber eine kaufmännische Ausbildung und mach was Anständiges *lacht*

Andererseits hast du den besten Job in der Welt, wenn du es mit Liebe und viel Leidenschaft betreibst. Wie bereits gesagt, die Leidenschaft für die Sache ist das wichtigste von allem… aber das klingt gerade so, als wolltest du damit sagen, dass ich zu alt dafür bin und meine Karriere beendet sei!!! *lach* Ich kann euch sagen, ich hab noch eine Menge vor und stehe erst am Anfang meiner Karriere! 😉

Was bedeutet Mode für dich?

Arbeit !!! Was sonst ??? Etwa nicht !!!???

Vielen Dank für deine Zeit, David. Wir wünschen dir alles Gute und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei deiner Arbeit. Möchtest du den Lesern des Pressure Magazine noch etwas mitteilen?

LIVE YOUR LIFE WITH PASSION !!! und macht euer Ding !!!

Einen besonderen Gedanken möchte ich an dieser Stelle an meinen Sohn „Vincent“ richten, der gerade 3 Monate alt geworden ist. Vielleicht wird er eines Tages auch ein Künstler, wir werden sehen. *lacht*

Euch allen da draußen alles Gute und vielen Dank für euer Interesse!

Interview von Marcus Berg im Mai 2011

Mehr über David Vicente:

Offizielle Homepage: dvicente-art.com

Offizieller D.Vicente Blog: dvicente-art.over-blog.com

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