Infotag in Hannover mit Ruben Loos

Wenn es eine Rubrik „Was macht eigentlich…“ bei Pressure Magazine gebe, dann würden wir dieses Interview sicher an diese Stelle adressieren. Doch vor einem Artikel dieser Art wollen wir unsere Leser explizit verschonen.

Yellow Press anmutende Berichte über One Hit Wonder und gefallene Starts und Sternchen, die uns weder tangieren, noch einen Mehrwert an Informationen bieten, überlassen wir gern den Anderen. Umso interessanter unser etwas anderes Interview mit Ruben Loos, dem ehemaligen Schlagzeuger der Alternativ Band „Eat No Fish„. Dass eine (Musiker-)Karriere nicht gleich beendet sein muß, nur weil die Chartplatzierung nicht stimmt oder das Album floppt, beweist Loos‘ eigene Karrieren-Historie besonders gut und liefert damit nicht nur gute Einblicke in die Branche, sondern hat auch den ein oder anderen Tipp zur Hand.

Die Band – „Eat No Fish“

Ende der Neunziger Jahre (1997) formierte sich das Quartett in Einbeck, der idyllischen Gemeinde in Niedersachsen. Gründungsmitglied Loos und seine Mitstreiter Lars Oppermann (Gitarre) sowie Bassist Matthias Krause lernten alsbald ihre künftige Frontfrau und Sängerin Maria Koch kennen und schickten ihr Demo auf die Reise.

Mit dem Gewinn des Bandwettbewerbes „Local Heroes Contest“ heimste das Quartett auch bald einen Plattenvertrag bei Richard Bransons einstigem „Baby“ Virgin ein und tourte fleißig durch deutsche Landen und Europa.

Der musikalische Werdegang

Ihr Debüt-Album „Greedy for Life“ verzeichnete gute Erfolge, an welche das Folgewerk „Insane“ nicht mehr anknüpfen konnte. Dann stieg zu allem Überfluss Gitarrist Oppermann aus. Infolgedessen zog es „Eat No Fish“ nach Hamburg, wo sie mit Neuzuwachs Jan Schröder an der Gitarre ihr drittes Studioalbum „Make it home“ aufnahmen. Der kommerzielle Erfolg blieb zwar aus, und auch „Eat No Fish“ lösten sich bereits ein knappes halbes Jahr später auf. Doch von Stillstand kann, zumindest bei Ex-Schlagzeuger Ruben Loos, nicht die Rede sein.

Die Karriere nach der Band

Loos hat, nebst dem Drummer-Job bei „Eat No Fish„, in verschiedensten beruflichen Feldern „getrommelt“. Seine berufliche Reise ist so bunt und er umtriebig, wie man es auf den ersten Blick vielleicht nicht erwarten würde. So nutzte er aktiv den vermeintlichen „Untergang“ seiner Band als Chance und Möglichkeit für eine neue Karriere. Für Pressure Magazine nahm sich Ruben Loos Zeit für ein Interview, das sicher auch für den ein oder anderen aktiven Musiker unter unseren Lesern inspirierende Einblicke und Vorschläge zu bieten hat.

PM: Hallo Ruben! Schön, dass Du uns heute Rede und Antwort stehst.
Ruben Loos: Gern, vielen Dank für eure Einladung.

PM: Wer Deinen Werdegang betrachtet, würde sicher nicht gleich darauf kommen, dass Du mittlerweile tatsächlich in einer Bildungseinrichtung „gelandet bist“. Vom Schlagzeuger zum Standortleiter der Akademie Deutsche POP in Hannover. Wie ist es dazu gekommen?
Ruben Loos: Auf meinen Werdegang wäre ich vor 15 Jahren auch nicht gekommen. Nach der Schulzeit wollte ich möglichst viel Musik machen. Da erschien mir Musiker als naheliegender Beruf. War ’ne tolle Zeit. Trotzdem konnte ich mit der Idee vom Job fürs Leben nie viel Anfangen. Und je mehr ich außerhalb der Musik gelernt habe, desto mehr Gelegenheiten ergaben sich auch für neue Jobs.

PM: Das Klischee, dass viele von Musikern haben, widerlegst Du in vielen Punkten. Du hast ein abgeschlossenes Studium vorzuweisen und immer auch gearbeitet in unterschiedlichen Unternehmen und Branchen. Vom Endorser bei Yamaha, Texter bei einer namhaften Werbeagentur, als Inhaber einer Agentur für Musikproduzenten, bis hin zum Dozenten und aktuell als Standortleiter der neu eröffneten Akademie Deutsche POP in Hannover. Das mag für den geneigten Pressure Leser Fragen aufwerfen. Warum bist Du durch all diese Instanzen gegangen und weshalb konkret nun bei der Deutschen POP gelandet?
Ruben Loos: Ich habe selbst lange gebraucht, um überhaupt einen roten Faden zu erkennen. Die Konstante meines Lebenslaufes liegt weniger in den Berufsbezeichnungen oder der Branche, sondern eher in der Beschaffenheit meiner Aufgaben: Am meisten und besten werde ich dafür bezahlt, quer zu denken und gerade zu handeln. Also Aufgaben so überraschend und gleichzeitig so nachvollziehbar wie nur irgend möglich zu lösen.

Das hilft in der Popmusik genau wie in der Werbung, beim Dozieren oder jetzt beim Aufbau des Akademiestandortes. Und genau diese Anforderungen entsprechen mir und meinen Fähigkeiten.

Pressure Magazine: Was für eine Zielgruppe spricht die Deutsche POP an und welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um eine Ausbildung bei Euch beginnen zu können?
Ruben Loos: Die Deutsche POP richtet sich an alle, die sich dafür interessieren, kreativ zu arbeiten. Entweder selbst als Kreative, z.B. als Fotograf, Kameramann, Sprecher, Grafiker oder Musiker. Oder eben für Kreative im Management oder Marketing. Klassische Voraussetzungen wie etwa bestimmte Schulabschlüsse oder einen N.C. gibt es bei uns nicht. Wer bei uns beginnen – und vor allem erfolgreich abschließen möchte – sollte bereit sein, die Branche aktiv kennenzulernen. Dafür stellen wir unser großes Netzwerk aus Unternehmen, Dozenten und Teilnehmern aus allen Standorten.

Die Kreativwirtschaft funktioniert prinzipiell ein wenig anders und organisiert sich weitesgehend auch selbst. Um noch einmal auf die Voraussetzungen zurückzukommen: Für uns zählt keine 1 in Mathe, die über das Talent eines angehenden Musikers beispielsweise nichts aussagt. Daher verzichten wir auf bestimmte Bildungsabschlüsse, da sie kreativen Berufen eine geringere Rolle spielen.

PM: Als ehemals aktiver Musiker zehrst Du ebenfalls von deinen persönlichen Erfahrungen im Musikbusiness. Gibt es tatsächlich Ratschläge, die Du angehenden Musikern und Künstlern guten Gewissens ans Herz legen kannst?
Ruben Loos: Mir hat geholfen zu entscheiden, von wem ich bezahlt werden will. Das klingt banal, aber wenn ich von Musik leben möchte, muss halt irgendjemand bereit sein, Geld für meine Kunst auszugeben. Sobald ich weiß, wer das sein soll, kann die Arbeit losgehen. Und wenn ich es irgendwann als unzumutbaren Kompromiss empfinde, bei meiner Musik auch an mögliche Geldgeber zu denken, bin ich als Hobbymusiker vielleicht glücklicher. Beruf oder Hobby mit allen Konsequenzen; ich habe großen Respekt vor einer solchen Entscheidung.

PM: Was hat dich, während deines Musikerdaseins, am meisten am Business gestört?
Ruben Loos: Gute Frage. Da habe ich mich nie so sehr drauf konzentriert.

PM: Viele bekannte Weltstars beherrschen kein Instrument oder können keine Noten lesen. Bist Du der Meinung, dass es unabdingbar für Musiker ist eine Ausbildung zu absolvieren?
Ruben Loos: Ich halte es für hilfreich, die Formel umzudrehen: All diese Weltstars haben offensichtlich herausragende Talente, für die sie ja von so vielen Menschen bewundert werden. Talent gewinnt. Und die Ausgebildeten unter gleich Talentierten haben einen klaren Vorteil.

Unser Kurssystem an der Deutschen POP berücksichtigt übrigens die persönlichen Stärken der Teilnehmer, indem es sich individuell anpassen lässt. Und darauf legen wir auch besonderen Wert.

PM: Bevor sich Interessierte vielleicht dazu entscheiden, eine musikalische Ausbildung zu machen, um ihr Können zu professionalisieren, können sie sich vor Ort bei Dir in der Akademie umsehen? Oder müssen sie da die „Katze im Sack“ kaufen, denn die Ausbildung bei Euch kostet ja auch Geld…
Ruben Loos: Das stimmt. Aber Katzen in Säcken verkaufen wir nicht. Wir zeigen ganz gern, was wir können. Auf unseren monatlichen Infotagen können sich Interessenten ein Bild von den Räumlichkeiten machen, an Fachbereichs-Workshops teilnehmen oder auch direkt mit Dozenten ins Gespräch treten. Bei persönlichen Beratungsgesprächen geht es um die eben erwähnten Talente der Teilnehmer und die Frage, wie eine stärkenorientierte Ausbildung aussehen sollte. Und den ganz Interessierten bieten wir sogar an, sich vorab in einem laufenden Kurs, sozusagen als Gasthörer, einen Eindruck zu machen. Diese Angebote sind alle kostenfrei.

Auf unserer Homepage kann man sich dazu sehr unkompliziert auf die Gästeliste für den Infotag schreiben lassen oder ein Beratungsgespräch anfragen.

PM: Welche täglichen Herausforderungen stellt Dein jetziger Job an Dich und wie kreativ kannst Du bei einem mehr oder minder „Schreibtisch-Job“ noch sein?
Ruben Loos: Management heißt Probleme zu lösen. Dabei macht Kreativität einen großen Unterschied aus. Sei es beim Finden der passenden Ausbildung im Gespräch mit einem Interessenten oder spontan, weil morgen Infotag ist, 100 Leute sich die Akademie anschauen wollen und unsere Studiotüren noch nicht wie abgemacht geliefert wurden. Herausforderungen gibt es täglich, und denen stelle ich mich täglich gern.

PM: Sollten Bands Deiner Meinung nach auch einen Plan B in der Tasche haben, falls der musikalische Erfolg ausbleibt? Oder würdest Du sagen, dass Durchhaltevermögen und ein gutes Know-how vor Niederlagen schützen? Wie war das bei Dir? Du hattest ja immer auch einen Job, der Dich ernährt hat…
Ruben Loos: Das kommt auf das persönliche Sicherheitsbedürfnis an. Mir ist z.B. immer wichtig, dass ich wenigstens meine Mindestkosten decken kann, auch wenn’s mal schlecht läuft. Da gab es z.B. früher eine Galaband, bei der ich dann immer mal kurzfristig aushelfen konnte. Ansonsten finde ich es schon okay, mal ein paar Jahre mit Volldampf auf die Musikkarte zu setzen.

PM: Wenn Du all Deine bisher ausgeführten Jobs Revue passieren lässt, welcher hat Dir am meisten zugesagt? Oder ist Dein jetziger „Posten“ vielleicht sogar eine Kombination aus all diesen Jobs?
Ruben Loos: Auch eine gute Frage. Es gab in allen Jobs immer etwas zu lernen. Und was ich jetzt tue baut tatsächlich auf meinen bisherigen Aufgaben auf.

Wie schon gesagt: Es wird immer interessanter und vor allem nie langweilig.

PM: Bist Du als Drummer noch aktiv oder hast Du die Sticks zwischenzeitlich an den Nagel gehängt?
Ruben Loos: Ich spiele nur noch sehr selten, vielleicht zwei bis drei Auftritte im Jahr und bin jetzt mehr ein Hobbyschlagzeuger.

PM: Sag, was machen Deine ehemaligen Bandkollegen von „Eat No Fish“ eigentlich heute?
Ruben Loos: Maria ist gerade mit ihrem Studium fertig und spielt in drei verschiedenen Bands: „Kids On Trees“, „Peanut Gallery“ und „Wir Nicht“. Jan wohnt in den Niederlanden. Dort hat er Gitarre studiert und das „Jan Schröder Quartett“ gegründet. Außerdem spielt Jan für Rupert Blackman, einen tollen englischen Künstler.

Von Kruse weiss ich nur, dass er in Bremen lebt. Und Lars, unser erster Gitarrist, hat nach seinem Ausstieg das „Jangland Studio“ gegründet, in vielen Bands gespielt, ein Buch („Das Hiob Experiment“) über einen Rock’n’Roll-Psycho geschrieben und letztlich sogar einen Kinofilm („The High Speed Karmageddon“), mit vielen bekannten Musikern aus der Region, produziert.

PM: Ruben, vielen Dank für das aufschlussreiche Interview. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg und vor allem Spaß am Job!

Interview von Katina Kampardina im Juni 2012

Mehr zum Thema:

Akademie Deutsche Pop Webseite: Akademie Deutsche POP

Nutze Deine Chance: Jetzt einen persönlichen Beratungstermin vereinbaren!

Kommentiere den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte Namen eingeben