Volker Langenbein - Persönliche Anekdoten zu Onkelz- Liedtextstellen
Volker Langenbein - Persönliche Anekdoten zu Onkelz- Liedtextstellen

Von Volker Langenbein

Persönliche Anekdoten zu Böhse Onkelz Liedtextstellen

Böhse Onkelz hörte ich seit 1988. Ihre Lieder zuvor mit „Freddy Krüger“, „Der nette Mann“ kamen mir vorher schon ab und an zu Ohren. Mit der Band verbinde ich unheimlich viel in meinem Leben. Ja, sie waren Wegbegleiter meiner Entwicklung, meiner dunklen Seiten und meiner inneren Schmerzen die das Leben einem so zufügen können. Vor allem der Schmerz „Verlust“. 

So sind wir

.. dem Alkohol nicht abgeneigt„, ja da begann ich mit den ersten Bieren und dem Jacky Cola. 8 Jahre, voll im Saft mit Testosteron. „So sind wir“, genau, so waren ich und meine damaligen Freunde. Wir waren einfach anders, wollten kein Teil der normalen Gesellschaft sein. Kein normales Arbeiten gehen, keinen normalen Lohn erhalten. Wir wollten einfach mehr. Als Heranwachsendem war uns klar, jeder von uns wird Millionär oder Star. Dies waren so meine ersten Denkansichten als Klein Ganove.

Kneipenterroristen

In einer Zeit, wo der Jacky fast täglich lief. Nach der Lehre arbeitslos und die erste große Liebe an einen anderen verloren. Über den Tag hinweg gesportelt, mit Freunden das ein oder andere gestohlen, und bis in die späten Abendstunden geschlafen. Dann rein in die Kneipen und Diskotheken, immer nach der Hoffnung auf Stress und Boxereien. Ohne Zweifel, was war ich da ein Arschloch. An vielem schuld war der Jacky, aber das soll hier keine Entschuldigung sein. 

Mexico

Die Gewalt beherrschte irgendwie den Alltag. Wohin mit der vielen Energie die ich hatte. „Wir werden unsre Mannschaft wieder siegen sehn“ bezog sich damals auf Prügeleien mit meinen Kumpels an der Seite. Seltsamer Weise hatten Freunde aus der Kindheit die gleiche Eingebung, nur das diese sich gerne in den Stadien prügelten und ich halt gerne spontan auf der Straße, einfach so, einfach für den Kick. „Durst und Schweiß heißt der Preis“ – Im Klartext: erst haut man sich so richtig auf die Fresse, und dann genießt man den Triumph mit Jacky oder ’nem Bier. Natürlich gab es auch oft auf’s Maul, da war der Alkohol im Anschluss als Schmerzheiler gut. Verrückte Zeit!

Keine Amnestie für MTV

Ich brauch sie nicht, und ich hab sie nicht gebraucht, ich scheiß auf…“ diese Textzeile habe ich gerne mit der „normalen“ Gesellschaft verbunden. Volker, suche dir einen Job, werde erwachsen, dass was du da machst ist doch völlig bescheuert. Auf diese Aussagen schiss ich drauf. „Ich“ bin der größte. Ich habe mehr Geld im Sack wie du als anständiger Arbeiter mit meinen kleinen krummen Dingern. Daher: „Ich und meine Brüder haben das Kriegsbeil ausgegraben„. Ich drehte den „Normalos“ den Rücken zu. Wollte nur unter meines gleichen sein. „Wir können es uns leisten euch als Feinde zu haben“. Der Normalo war erbärmlich, uninteressant in meinem Leben. Der brave Trottelbürger.

Das ist mein Leben

„Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“

Die Welt war nicht mehr zu verstehen. Mein Kartenhaus drohte einzustürzen. Jede Menge Anklagen und Geldstrafen an der Backe, die eigene Mutter am Boden zerstört und fast machtlos ihren letzten Sohn auf die richtige Bahn zu lenken. Doch siehe da, sie hatte es geschafft. Sie drohte mir mit Rauswurf aus dem Elternheim wenn ich nicht endlich der normalen Arbeit, dem normalen Leben nachgehen würde. Ich wurde zwar zum Gespött meiner damaligen Kumpels, aber ich ging den Weg.

Das Leben war nicht immer gut zu mir, Licht und Schatten steh’n gemeinsam vor der Tür. Den Vater auf tragische Weise verloren, von der ersten großen Liebe betrogen, wie sollte man da aber auch an etwas Gutes denken können. Wieder in die Normalität zurück gefunden, keine Scheiße mehr gebaut und malocht um die vielen Geldstrafen zu zahlen.

Egal was man erwartet, man bekommt was man verdient“, genau, den nächsten Arschtritt einer längeren Beziehung zu einer Frau. „Das ist mein Leben, vielleicht soll es so sein“ und „Bis zum Hals in Scheiße stehn, um wieder Land zu sehn„. Das besagte Land war für mich meine Ehefrau, die ich genau zu diesem Lied kennenlernen durfte. Sie gab mir Halt, half mir mit all den Tüten voller Rechnungen die offen standen, Mahnungen und Haftbefehlen. Sie war der Anker, die Rettung, den zu allem Übel hatte mich die Ex noch mit einer fetten Bürgschaft mehrerer Tausender über den Tisch gezogen. Soviel zum Thema Vertrauen in die Menschheit.

Ein tiefer Fall nach unten, und die Treppe wieder rauf“ endlich, der Job auf dem Friedhof. Der Mühe Lohn, ich habe die Kurve bekommen.

Hier sind die Onkelz

Hier sind die Onkelz, schnall dich an, warum willst du laufen wenn du fliegen kannst

Ich fühlte mich durch meine Ehe reif(er) wie damals, war innerlich aber immer noch der Rebell geblieben. Meine Vorliebe zu Kampfsport jeglicher Art blieb bestehen. Mike Tyson war mein Idol. Eine prägende Erinnerung war der Besuch des WM Fight von Regina Halmich 1995 in der Karlsruher Europa Halle mit meinem ‚Herzblut‘ Freund, der die Onkelz wohl privat gut kannte, zumindest wohl Kevin Russell aus seinen alten Tagen.

Hier sind die Onkelz“ und sie waren da, exakt eine Sitzreihe vor mir. Ich traute meinen Augen nicht. Als mich der Freund den Onkelz leibhaftig vorstellte fiel ich fast vom Glauben ab. Nicht genug aller Dinge holten sie nach und nach Tabletts voller Biere, und immer eines für mich mit. Und so fuhr ich mit ihnen in den Himmel, sie öffneten mir die Augen, zeigten wie es geht.

Richtig tolle Jungs, allesamt. Letztendlich ein toller Abend, eine tolle Nacht. Regina Halmich wurde vor heimischem Puplikum Weltmeisterin, ich durfte live dabei sein, mit den Onkelz Bier schlürfen und bekam zu guter letzt noch eine Autogrammkarte, persönlich für meine Ehefrau, die fest zuhause schlief. Tolle Erinnerung.

Gehasst, Verdammt, Vergöttert

Wir sind nicht von dieser Welt, wir sind heilige Dämonen, wir sind Götter aus andren Dimensionen

Ein normales Leben mit Hund und Ehefrau, wer hätte es gedacht, ich jedenfalls nie und nimmer. Die Schulden abbezahlt, und Geld für Auto und Urlaube durch fleißiges Arbeiten im Sack. Dafür wurde ich auch von einigen gehasst und verdammt, weniger vergöttert. „Wir feiern uns solange es uns gibt, auch wenn nicht jeder Arsch uns liebt„, klar hatte ich da die Kumpels von damals, die mich gerne wieder hätten scheitern sehen im Zivilisten Leben.  Ich schaffte den Absprung durch harte Arbeit und dem Willen zur Veränderung.

Darum: „Na du kleiner Scheißer hör mir zu hier sind die Onkelz, wer bist du?“ Jeder ist seines Glückes Schmied.

Bin ich nur glücklich wenn es schmerzt

Nein, das darf doch alles nicht wahr sein. Alles läuft rund, alles wie geschmiert,, ich suche nach dem Weg aus der Leere, die mein Leben bestimmt“. Das menschliche Auseinander leben in der Ehe, wo immer beide Seiten dazu gehören. Schmerzhafte Erfahrung und Erinnerung zugleich.

Nicht fähig zu lieben, oder liebe ich die Qual? Liebe ich den Schmerz, bin ich nicht normal?“ 

Warum bekam ich immer solche Beziehungs Dramen zu spüren?  Einen Job, der den ganzen Tag mit Tod und Trauer zu tun hatte, und jetzt noch vor dem Scherbenhaufen einer sonst glücklichen Ehe. Der Job veränderte mich zunehmest.

Ich suche nach dem Weg aus der Leere, die mein Leben bestimmt“ Auszug aus der gemeinsamen Wohnung.

Dunkler Ort

,, Jeden Tag treten Menschen in dein Leben und wieder raus, ich habe aufgehört zu zählen.“ Ich lebte wieder in den Tag hinein, hatte die Schnauze voll vom Gutmenschen. Der wird eh nur verarscht. ,, Dies ist ein dunkler Ort, weil du ihn dazu machst“, ja ich hatte die Phase mich weg zu sperren, Gesellschaft adieu, nur flüchtige Bekanntschaften, ansonsten Arbeit und Rollläden hinunter. Ja, ein dunkles schmerzhaftes Ereignis dass mich wieder ins wanken brachte.

Auf gute Freunde

verschüttete Träume, Bilder aus alten Tagen, vom Wahnsinn den ich lebte, und was sie mir heute sagen

Ja, ich schlief definitiv zu wenig, war wieder am Feiern mit Freunden und verarztete somit meine inneren Wunden selbst. „Und ich trank zu viel, die Schmerzen im Kopf war’n ein vertrautes Gefühl.“ Es ist schön in solchen Momenten die richtigen Freunde um sich herum zu haben. Darum auch „auf gute Freunde, verlorene Liebe, auf alte Götter und auf neue Ziele„.

Auf das was einmal war, also die ganze Scheiße in meinem Leben, und natürlich auf ein neues Leben“ Diese Lied war meine Motivation das Schöne im Leben zu genießen.,, mein größtes Problem ( war schon immer ich selbst) „ich stand vor mir, und konnte mich nicht sehn„. Jetzt kann ich es wieder. 

Wir ham noch lange nicht genug

Ich ebenso noch lange nicht. Mein Buch „Totengräbers Tagebuch“ gab mir wieder so vieles zurück was ich damals in jungen Jahren verlor. Den inneren Reichtum etwas „gutes“ gemacht zu haben.

Ich bereue keiner meiner Taten. Alles hatte seine Zeit, doch gerne entschuldige ich mich in aller Form, und diesmal von Herzen, und nicht weil mir ein Richter das immer nahe legen wollte bei meinen Opfern denen ich schlicht Unrecht angetan habe. „Worte nicht nach Lügen stinken

Gibt es noch nen andren Weg? Der steinig ist, aber den es lohnt zu gehn? Oh ja, verdammt nochmal, den gibt es in der Tat. Seid einfach keine Arschlöcher, schätzt Liebe, Ehre und Respekt und haltet Euch nicht für die Größten. Seid einfach menschlich zu einander und genießt mit allem Respekt euer Leben, denn der Tod lässt keinen von Euch aus, das ist gewiss. „Ich“ habe noch lange nicht genug, möchte gerne mein zweites Buch fertig schreiben und auf den Markt bringen, möchte damit auch Menschen etwas Inspiration zum Leben geben. Denn wie sagen wir im badischen: Lebbe isch oifach schäää.

Text von Volker Langenbein mit seinen persönlichen Anekdoten zu Onkelz Songtexten wurden niedergeschrieben im Oktober 2021

Tipp: Buchkritik von „Totengräbers Tagebuch“ jetzt lesen

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