Versus Goliath - Wüstenland (Album Cover)
Versus Goliath - Wüstenland (Album Cover)

Wüstenland“ ist da. Offiziell seit dem 12. September 2025. Das Timing passt: Am Vorabend feierte die Band die Veröffentlichung mit einem exklusiven Release-Konzert in der Münchner Kranhalle/Feierwerk. Ein klares Bekenntnis zum Heimspiel und ein Statement, wie sehr die Band Versus Goliath ihre Community mitnimmt.

Musikalisch setzt das Trio genau da an, wo ihre stärksten Live-Momente ansetzen: Zwischen Postrock, Alternative Metal, Djent und Trap entstehen Soundflächen, die drängen und atmen zugleich. Mechanische Härte trifft auf atmosphärische Tiefe. Das eineinhalbminütige Intro eröffnet mit großen Chören und einem Rock-Vibe, der sofort Sog entwickelt. Die Band lässt Raum, lässt Akkorde mäandern, türmt im Hintergrund Melodien zu einem kleinen Gebirge – und entlädt das Ganze in weißem Rauschen. Kurz: Man ist direkt drin.

Der Mann mit dem Feuer“ zieht anschließend alle Register. Eine wuchtige Rap-Passage, roboterhafte Stimmen, Kälte in den Synth-Texturen. Trotzdem bleibt der Fluss bestehen. Die Produktion wechselt mutig zwischen konsistenten Riff-Walzen, krudem Stimmgewirr und kalt-metallischen Layern. Dieses Spannungsfeld macht „Wüstenland“ eigenständig – weit weg von Standard-Radio-Druckbetankung.

Dass Versus Goliath ihren Sound bauen, statt nur Presets zu stapeln, hört man jeder Sekunde an. Frontmann Florian Mäteling, Andreas Zöller und Jonas Keller-May gelten seit Jahren als Tüftler, die ihre Synth-Architektur gern selbst konstruieren. Ergebnis: Texturen mit Fingerabdruck. Modern-Metal-Anspruch, aber mit Sinn für Dynamik und Songdienlichkeit – nicht für Selbstzweck.

Die Single-Achse trägt das Album. „Keine Helden“ arbeitet mit kantigen Rhythmusakzenten und einer Hook, die trotz Schwere hängen bleibt. „Sys Warnung“ federt zwischen Djent-Stakkato und Trap-Unterströmung. „Licht“ zeigt die melodische Seite, ohne weichzuspülen. Der Titelsong „Wüstenland“ bündelt die Stärken: treibend, melodisch, groß im Refrain. Und mit „DEIN GOTT“ liegt bereits der nächste Aufschlag als Video-Premiere am 9. Oktober auf Youtube vor – ein weiteres Schaufenster für die visuelle Welt der Band.

Inhaltlich greift „Wüstenland“ die Gegenwart auf. Gesellschaftskritik ohne Schablonen. Themen wie Egoismus, Selbstzweifel, Angst, Hoffnung und mentale Gesundheit tauchen wiederkehrend auf – nicht als Buzzwords, sondern als Perspektiven, die Reibung zulassen. Das passt in eine Zeit, die von Digital-Dauerfeuer, Polarisierung und ökonomischer Unsicherheit geprägt ist. Versus Goliath reagieren darauf mit Klartext und Haltung: den Ungehörten eine Stimme geben, Widersprüche aushalten, Trost nicht als Kitsch verkaufen.

Dass das Trio diese Sprache live überzeugend übertragen kann, ist dokumentiert. 2023 stand die Band auf der Main Stage des M’era Luna – inklusive Ausstrahlung bei ARTE Concert. Dazu kamen Headliner-Slots im WGT-Kosmos und Support-Strecken, u. a. für Heldmaschine sowie 2024 für die Supergroup Universum25. Das verankert „Wüstenland“ nicht nur im Studio, sondern in einer Bühnenbiografie, die Subkultur und größere Bühnen zusammendenkt. 

Fazit: „Wüstenland“ ist kein Wohlfühl-Album. Es ist ein Hochdruck-Werk mit offenem Herzen. Die Mischung aus industrieller Präzision und organischer Weite erzeugt Sog. Die Texte treffen einen Nerv, weil sie nicht von oben herab dozieren. Und die Band zeigt, dass Modern Metal, Rap-Delivery und Postrock-Weite mehr sein können als eine Additionsaufgabe. Wer 2025 ein deutschsprachiges Hybrid-Album sucht, das Haltung, Handwerk und Hooks vereint, findet es hier.

Anspieltipps: „Wüstenland“, „Keine Helden“, „Licht“, „Sys Warnung“, „Der Mann mit dem Feuer“.

Album Review von Marcus Liprecht

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